Markteinschätzung Mai 2023

Börsenbericht: Quartalsdaten helfen


Nachdem im März eine drohende größere Bankenkrise ein wichtiges Thema an den Börsen war, traten diese Sorgen zum Ende des ersten Quartals zunehmend in den Hintergrund. Die Börsen zeigten sich im April erleichtert darüber, dass die Krise keine weiteren Kreise zog. Zudem sorgte eine optimistische Quartalsprognose des größten US-Speicherchip-Herstellers Micron Technology für gute Stimmung – vor allem bei Halbleiterwerten und bei Technologiewerten allgemein. Aber schon vor Ostern in der durch Karfreitag verkürzten Handelswoche kehrten Konjunktursorgen zurück. Die deutschen Konjunkturdaten fielen besser aus als erwartet und bestätigten, dass Europas Wirtschaft gut durch den Winter gekommen ist und damit nicht so negativ wie 2022 befürchtet werden musste.

Die Wallstreet honorierte dagegen schwächere Wirtschaftsdaten mit Kursgewinnen, weil damit die Hoffnung auf ein Ende oder zumindest auf eine Pause bei den Fed-Leitzinserhöhungen größer wurde. Davon profitierten weiterhin die „Big Techs“, die Aktien der großen US-Technologiekonzerne, die seit Jahresbeginn einen größeren Teil ihrer Vorjahres-Kursverluste aufholen konnten. 

US-Großbanken mit gutem Start in die Berichtssaison 


Mit Erleichterung und Kursgewinnen wurde auch der Auftakt in die Berichtssaison aufgenommen. So konnten die US-Großbanken für das erste Quartal des Jahres hohe Gewinne vermelden. Der populäre Dow Jones Industrial Average zeigte sich dennoch ohne klaren Trend. Mit 34.000 Punkten erreichte der Index zwar höhere Werte als im März, in dem der Index bis auf 31.430 Zähler gefallen war. Neue Jahreshochs wurden aber nicht erreicht, sodass sich für das laufende Jahr bislang nur ein kleines Plus ergibt. Auch die Nasdaq-Indizes verloren an Schwung. Sie hatten bis Ende März getrieben von der Kurserholung großer Technologie-Aktien einen Aufwärtstrend ausgebildet. Der Nasdaq-100-Index pendelte im April in einer engen Bandbreite um die Marke von 13.000 Punkten, was seit Jahresbeginn ein Plus von fast 20 Prozent bedeutet.

Auch an den europäischen Aktienbörsen erwies sich der Kursrückgang in der ersten Märzhälfte nur als untergeordnete Korrektur, denn schon in der zweiten Monatshälfte waren diese Kursverluste in den meisten Fällen wieder aufgeholt. Im April erreichte der Euro-STOXX-50 erstmals wieder 4.400 Punkte und steht damit vor den im November 2021 und Anfang 2022 erreichten Zehn-Jahres-Hochs. Ähnliches gilt für den Deutschen Aktienindex (DAX). Der Index näherte sich im April der Marke von 16.000 Punkten und damit seinem bisherigen Rekordstand von 16.290 Zählern aus dem November 2021 und Januar 2022.

DAX nähert sich seinem Rekordstand von 16.290 Punkte


Nachdem die wegweisende Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit Anfang März mit 4,09 Prozent den höchsten Stand seit November markiert hatte, waren die Zinsen unter dem Eindruck der Probleme im Bankensektor im März deutlich gefallen. In den ersten Apriltagen fiel die Rendite auf nur 3,25 Prozent – den tiefsten Stand seit September vergangenen Jahres. Dann setzte sich allerdings die Auffassung durch, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in den nächsten Monaten ihre Leitzinsen wohl noch nicht senken wird. Die Rendite kehrte darauf in die Bandbreite von 3,3 bis 3,6 Prozent zurück. Auch europäische Anleihen konnten mehrheitlich nicht an die Kursgewinne aus der ersten Märzhälfte anknüpfen. Bei Staatsanleihen überwogen leichte Kursverluste. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen kletterte erstmals seit den Kursgewinnen im März wieder auf die Marke von 2,5 Prozent.

Goldpreis bleibt stabil


Der Goldpreis hatte im März von der Bankenkrise und der damit verbundenen Hoffnung auf ein. Ende des Zinsanstiegs profitiert. Erstmals seit dem Frühjahr 2022 wurde die Marke von 2.000 USDollar pro Unze erreicht. Obwohl die Bankenkrise keine weiteren Kreise zog und die Renditen wieder stiegen, konnte Gold das erreichte Preisniveau halten. Im April blieb der Goldpreis nahe der 2.000- Dollar-Marke, konnte allerdings nicht über 2.050 US-Dollar steigen. Schon in den Jahren 2020 und 2022 mangelte es Gold oberhalb von 2.000 US-Dollar an Anschlusskäufen. Der bisherige Rekordpreis wurde im Spätsommer 2020 bei 2.075 US-Dollar erreicht. Der Silberpreis setzte seinen im März begonnenen Aufwärtstrend fort und näherte sich mit gut 26 US-Dollar pro Unze ebenfalls seinem 2022er Hoch. Wie der Goldpreis konnten auch die großen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether ihre Kursgewinne aus dem März im April zunächst halten. Mitte des Monats lag der Wechselkurs für einen Bitcoin erstmals seit Juni vergangenen Jahres wieder bei über 30.000 US-Dollar. Dann setzen allerdings Gewinnmitnahmen ein und eine Einheit der größten Digitalwährung rutschte wieder unter 28.000 US-Dollar.

Exkurs: Rohstoff- und Edelmetall-Investments


Gold wird seit Jahren als Depotbeimischung empfohlen, denn das Edelmetall gilt als Krisen- und Inflationsgewinner. Seine industriellen Verwendungsmöglichkeiten sind dagegen begrenzt. In dieser Hinsicht ist Gold den Edelmetallen Silber, Platin und Palladium unterlegen. Dagegen dürfte ein stark steigender Bedarf vor allem einige Industriemetalle attraktiv machen, insbesondere Kupfer. Im Zusammenhang mit der stark wachsenden Nachfrage nach Batterien für die Elektro-Mobilität wird auch Lithium als Profiteur genannt. Welche Möglichkeiten haben Anleger, in Industrie- und Edelmetalle zu investieren? Und wie schätzen Experten die Aussichten aktuell ein?

Gold: Zentralbanken auf der Käuferseite


Im Kalenderjahr 2022 zeigte sich der Goldpreis ohne große Veränderung. Mit 1.824 US-Dollar kostete eine Unze des Edelmetalls am Jahresende rund fünf Dollar weniger als zum Jahresbeginn. Zwischenzeitlich waren die Preisschwankungen jedoch groß. Bis Mitte März war der Goldpreis auf 2.070 US-Dollar geklettert, um dann bis Ende September auf 1.614 US-Dollar zu fallen. Im vierten Quartal, vor allem im November, erholte sich der Goldpreis, sodass für das Kalenderjahr nur ein kleines Minus von 0,3 Prozent verblieb. In Euro rechnende Anleger kamen sogar auf ein Plus von 5,9 Prozent, weil der US-Dollar gegen Euro um eben diese 5,9 Prozent aufwertete. Im ersten Quartal dieses Jahres unternahm Gold einen weiteren Anlauf auf die 2.000-Dollar-Marke und berührte diese im März an drei Tagen. Statt darauf wie mehrfach seit dem Jahr 2020 stärker zurückzufallen, konnte der Goldpreis das Niveau nahe der 2.000-Dollar-Marke zumindest halten. Höher als im Jahr 2020 und 2022, also auf einen neuen Rekord, stieg der Preis allerdings nicht. Offenbar nimmt oberhalb von 2.000 US-Dollar das Goldangebot zu, weil dieses Niveau für Gewinnmitnahmen genutzt wird. Aus Sicht der technischen Analyse ist damit ein sogenannter Widerstand entstanden. Auf der Käuferseite befinden sich per saldo die staatlichen Zentralbanken. Im vergangenen Jahr wurden laut World Gold Council 1.136 Tonnen des Edelmetalls gekauft – der höchste Wert seit 1967. Laut einer Umfrage der HSBC, die 83 Zentralbanken weltweit befragt, gehen mehr als zwei Drittel davon aus, ihre Goldbestände in diesem Jahr weiter zu erhöhen. Grund dafür dürften die anhaltenden geopolitischen Spannungen sein, die für Unsicherheit sorgen. Die chinesische Zentralbank, die People‘s Bank of China, hat allein im November und Dezember 2022 rund 62 Tonnen Gold gekauft und damit ihre gesamten Goldreserven zum ersten Mal auf über 2.000 Tonnen erhöht. Die offiziellen Goldreserven der Türkei stiegen im Jahr 2022 um 148 Tonnen auf 542 Tonnen. Gold erweist sich insbesondere aufgrund seiner Unabhängigkeit von der Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte als sinnvolle Depotbeimischung – und zwar losgelöst davon, ob die wirtschaftliche Entwicklung weiter von hoher Inflation gekennzeichnet bleibt oder eine Rückkehr zu niedrigerer Inflation mit nicht weiter steigenden Zinsen erfolgt.

Silber, Platin und Palladium: Profiteure der industriellen Nachfrage


Der Silberpreis durchlebte 2022 eine ähnliche Entwicklung wie Gold. Nach anfänglichen Kursgewinnen erfolgte ein Abwärtstrend bis in den Spätsommer, woraufhin es zu einer Preiserholung kam. Beim Silber entstand im Kalenderjahr sogar in US-Dollar ein Plus von 2,8 Prozent. Allerdings konnte Silber das Preisniveau von rund 24 US-Dollar pro Unze im Februar nicht halten und fiel bis März auf 20 US-Dollar. Der folgende Aufwärtstrend erreichte im April zwar 26 US-Dollar. Die Hochs aus den Jahren 2020 und 2021 liegen allerdings bei rund 30 US-Dollar, die historischen Allzeit-Rekorde sogar bei rund 50 US-Dollar pro Unze. Platin und Palladium werden aufgrund ihrer ähnlichen chemischen Eigenschaften beide in Katalysatoren zur Abgasverringerung von Verbrennungsmotoren eingesetzt. Trotz dieser Gemeinsamkeiten könnte die Preisentwicklung kaum unterschiedlicher sein. Bis 2021 hatte Palladium einen starken Preisanstieg erlebt. Doch nach einer Preisspitze im ersten Quartal 2022 begann ein Abwärtstrend. Von über 3.000 US-Dollar pro Unze fiel der Preis bis März dieses Jahres auf kaum 1.400 US-Dollar. Umgekehrt Platin: Nach einem jahrelangen Abwärtstrend auf kaum 850 USDollar pro Unze im vergangenen Sommer drehte der Preis und kletterte in diesem April erstmals wieder auf über 1.100 US-Dollar. Um nicht allein auf Gold zu setzen, macht auch bei Edelmetallen eine Diversifikation Sinn. Silber, Platin und Palladium sollten dabei langfristig von der industriellen Nachfrage profitieren können.

Industriemetalle: Angebotslücke bei Kupfer und Lithium


Im Zentrum des Investoreninteresses stehen bei Industriemetallen vor allem Kupfer und Lithium. Beiden Metallen kommt beim globalen Wandel der Energiewirtschaft hohe Bedeutung zu. So werden in einem Elektrofahrzeug beispielsweise sechsmal mehr kritische Industriemetalle, darunter viermal mehr Kupfer, verbaut als in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Nachdem die weltweite Kupfernachfrage bis in die späten 1990er Jahre in einem vergleichsweise flachen Aufwärtstrend kletterte, ist in den vergangenen zwanzig Jahren ein steiler Aufwärtstrend entstanden, dessen Ende nicht absehbar ist. Weil die Erschließung neuer Erzminen viele Jahre in Anspruch nimmt, zeichnet sich insbesondere beim Kupfer eine wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ab. Eine ähnliche Lücke prognostizieren manche Experten auch für Lithium, das für die Herstellung der Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt wird. Anders als bei Edelmetallen sind Investments in die Rohstoffe schwierig und vergleichsweise teuer. Deshalb empfiehlt sich in dieser Fällen ein Aktienfonds, der in gut positionierte Unternehmen der Rohstoffbranche investiert.

Rohstoffe und Rohstoff-Aktien: Das Timing entscheidet


Investments in Rohstoffe folgen eigenen Regeln und haben in der Vergangenheit gezeigt, welchen hohen Einfluss das Timing auf die erzielten Renditen hat. Auch wenn aktuell viele Gründe für steigende Rohstoffpreise sprechen, neigen Rohstoffpreise langfristig zu einer Mittelwert-Rückkehr. Hohe Preise stellen einen Anreiz dar, die Förderung auszuweiten und das Angebot zu erhöhen. Gleichzeitig bemüht sich die Nachfrageseite bei hohen Preisen verstärkt um Einsparungen oder gar um Ersatz. Ein gutes Beispiel dafür ist die wechselhafte Verwendung von Platin und Palladium bei der Herstellung von Abgas-Katalysatoren. Als Platin deutlich teurer geworden war als Palladium, stellten die Kat-Hersteller auf Palladium um. In den Folgejahren wurde dann Palladium teurer als Platin, sodass sich jüngst wieder eine Rückkehr zum Platin andeutet. Anleger sollten deshalb aktiv gemanagte Fonds ins Auge fassen, die Investments in Rohstoff-Aktien nutzen, um von der Entwicklung auf den Rohstoffmärkten zu profitieren. Rohstoffaktien haben sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich schlechter entwickelt als die großen Aktienindizes, in denen die gut gelaufenen Technologie-Aktien hohes Gewicht haben. Auch die Aktien von Goldminenbetreibern haben trotz der guten Preisentwicklung bei Gold über mehrere Jahre betrachtet unterdurchschnittlich abgeschnitten. Seit 2016 haben die zuvor hoch verschuldeten Goldminen ihre Schulden deutlich reduziert. Inzwischen erzielen sie hohe Einnahmeüberschüsse. In Erwartung steigender Rohstoffpreise dürften Fonds, die in Aktien aus Unternehmen der Rohstoffbranche investieren, inzwischen gute Aussichten haben.

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