Markteinschätzung Oktober 2020

Groß, größer, am größten: Der Index-Einfluss der „Big Five“


Während fast überall auf der Welt die Covid-19-Infektionszahlen auf Rekordhöhen steigen, zeigen sich die Aktienbörsen davon wenig beeindruckt. Die Aussicht auf Impfstoffe, die in den nächsten Monaten nach und nach eingesetzt werden können, und eine anhaltende Erholung der Weltwirtschaft haben viele Aktienkurse steigen lassen. US-Aktienindizes erreichten bereits neue Rekordstände und übertrafen die Bestmarken aus Vor-Corona-Zeiten. So war der S&P-500-Aktienindex bis Februar auf knapp 3.400 Punkte geklettert, bevor der Crash im März einen Rückschlag bis auf rund 2.200 Zähler
brachte. Die Kurserholung führte den Index bis Ende August auf das alte Rekordniveau und im September darüber hinaus. Nie zuvor in der Börsengeschichte erholte sich der S&P-500 in weniger als sechs Monaten um rund 1.400 Punkte bzw. über 60 Prozent.

Allerdings sind längst nicht alle Aktien so stark gestiegen. Im Gegenteil: Je genauer man den Kursanstieg seit April analysiert, umso mehr wird deutlich, dass der Anstieg größtenteils von nur wenigen großen Aktien getragen wurde. Die Kurse der meisten Aktien konnten die im Crash erlittenen Kursverluste noch nicht aufholen, zumindest nicht vollständig, geschweige denn neue Rekorde erreichen.

Die „großen Fünf“ („Big Five“) genannten sehr großen US-Technologie-Konzerne und Wachstumswerte Apple, Microsoft, Amazon, Google und Facebook sind noch größer geworden. Ihr Börsenwert ist verantwortlich für die neuen Höchststände. Der Anteil dieser fünf Aktien am S&P-500-Index beträgt mittlerweile rund 25 Prozent. Obwohl der Index aus den Kursen von 500 verschiedenen Aktien berechnet wird, entfallen alleine auf den größten Einzelwert Apple über 7 Prozent. Würde der S&P-500- Index nicht die fünf genannten Aktien und die drei weiteren große Technologie-Aktien (nämlich NVIDIA,
Adobe und AMD) enthalten, so läge der S&P 500 seit Jahresbeginn rund 10 Prozent im Minus. Nur 8 von 500 Aktien sind dafür verantwortlich, dass die Crash-Verluste vollständig aufgeholt und neue Rekorde erreicht wurden. Die großen Aktien sind somit noch größer geworden.

Viele Fondsmanager haben den Höhenflug der großen US-Technologie-Aktien nutzen können. Und wiederum viele werden vorsichtiger. Das Spiel „groß – größer – am größten“ wird sich nicht immer fortsetzen. Tatsächlich gab es im September erstmals seit März größere Kursverluste bei den zuvor so beliebten Technologie-Aktien. Ob es sich dabei nur um eine Unterbrechung, ein überfälliges „Durchatmen“ oder einen übergeordneten Trend handelt, bleibt abzuwarten und ist auch unter Fondsmanagern umstritten.

Gerade solche Aktienfonds, die im laufenden und bereits in den vergangenen Jahren
überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben, haben dies oft den stark gestiegenen US-Technologie-Aktien zu verdanken. Und auch wer stark an den Aktienindizes orientiert investiert hat, beispielsweise mit Indexfonds bzw. ETFs, profitierte vom hohen Gewicht dieser Aktien. Weil die Gewichtung der Aktien in den Indizes ihrem Börsenwert folgt, verhalten sich Indexinvestments „prozyklisch“. Steigende Aktien erhalten mehr Gewicht im Index, während Aktien, die sich unterdurchschnittlich entwickeln, im prozentualen Anteil sinken oder sogar einen Index verlassen müssen.

Insbesondere die Entwicklung der großen US-amerikanischen Technologie-Aktien hat in den vergangenen Jahren zu einer zunehmenden Konzentration des MSCI World Index geführt. Allein die „Großen Fünf“ (Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet/Google und Facebook) machen mittlerweile über 13 Prozent des stark beachteten Weltaktienindex aus. Der rechnerische Wert der fünf US-Konzerne liegt zusammen bei 6,3 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Alle 30 Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex DAX kommen zusammen gerade mal auf einen Börsenwert von 1,5 Billionen US-Dollar,
weniger als ein Viertel. Zudem gehören die fünf Konzerne alle zur Technologie-Branche. Ihr internetgestütztes Geschäft galt schon vor der Pandemie als wachstumsstark und wenig konjunkturanfällig. Zudem erwiesen sie sich als Krisengewinner, weil Online-Geschäfte angesichts der Lockdown-Maßnahmen ab März einen zusätzlichen Boom erlebten.

Diese Gemeinsamkeiten erhöhen aber auch die Gefahr, dass die Aktienkurse der großen Technologie- Konzerne gleichzeitig unter Druck geraten. Wenn es beispielsweise mittels Impfstoffen gelingen sollte, die Pandemie zu überwinden, würde es auch zu einer wirtschaftlichen „Normalisierung“ kommen. Die Geschäfte von anderen Unternehmen würden sich stärker erholen. Und es könnte zu Umschichtungen zulasten der großen US-Technologie-Aktien kommen. Dann könnte sich ihr hohes Gewicht in den Aktienindizes und Fonds als ein gewisses „Klumpenrisiko“ erweisen: Unternehmen aus der IT-Branche
repräsentieren 21,5 Prozent des MSCI World-Index, gefolgt von der Gesundheitsbranche mit 14 Prozent. Die Profiteure der Corona-Krise könnten im Falle einer „Normalisierung“ weniger attraktiv sein als Aktien mit Nachholpotenzial.

Deshalb ist es ein gutes Zeichen, dass mehr und mehr Fondsmanager ihre Investments in den großen US-Technologie-Aktien verringern und gute Gelegenheiten in anderen Branchen suchen. Sie werden fündig, denn anders als ein Blick auf die US-Aktienindizes glauben macht, sind viele Aktien immer noch billiger als zum Jahresbeginn.

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