Das Vorstellungsgespräch

Haben Sie sich sehr viel Mühe mit Ihrer Bewerbung gegeben und es tatsächlich in die nächste Runde zum Vorstellungsgespräch geschafft? An dieser Stelle gratulieren wir Ihnen und helfen Ihnen gerne mit ein paar guten Tipps bei der Vorbereitung auf das alles entscheidende Gespräch weiter. Schauen wir uns zunächst an, worum es bei einem Vorstellungsgespräch überhaupt geht. Der Arbeitgeber möchte Ihre Persönlichkeit hier noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, ob Sie zum Unternehmen und in das schon bestehende Team passen. Dabei legt der Personalentscheider sein Augenmerk vor allem auf fünf wichtige Kompetenzbereiche:

  • Wie lösen Sie Probleme? Zu den erforderlichen Problemlösungskompetenzen gehören neben analytischer, logischer und systematischer Denk- und Handlungsweise auch Entscheidungsverhalten, geistige Flexibilität und Kreativität.
  • Wie gehen Sie mit Menschen um, also welche sozialen Kompetenzen haben Sie aufzuweisen? Dabei sind Kommunikationsfähigkeit, Ihr Auftreten im Allgemeinen und in Konfliktsituationen sowie Ihr Umgang mit anderen Menschen die ausschlaggebenden Kriterien?
  • Verfügen Sie über strategische Kompetenzen, also können Sie zielgerichtet und nutzenorientiert denken und handeln? Hier erwartet der Personalentscheider unternehmerisches Denken und Handeln, organisatorische Fähigkeiten und Erfolgsorientierung von Ihnen.
  • Welche persönlichen Kompetenzen besitzen Sie? Dazu gehören Motivation und Antrieb, Ehrgeiz, Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen, ein wenig Mut zum Risiko und zum Querdenken, Lernfähigkeit und Gewissenhaftigkeit.
  • Verfügen Sie über Führungskompetenzen, können Sie also andere Menschen beeinflussen? Delegationsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Kooperations- und Integrationsfähigkeit sowie Leistungsorientierung werden dabei vorausgesetzt.

Beim Vorstellungsgespräch wird der Personalentscheider vorrangig herausfinden wollen, welche dieser Voraussetzungen Sie erfüllen und ob Sie in der Lage sind, Ihre Persönlichkeit bestmöglich zu präsentieren.

Wie Sie sich von der besten Seite präsentieren

Ihre Bewerbungsunterlagen dienen dem Personalentscheider als Erstinformation zu Ihren Fähigkeiten und persönlichen Kompetenzen. Erst im Vorstellungsgespräch gewinnt er einen ganz persönlichen Eindruck von Ihnen und kann so die Informationen aus der Bewerbung ergänzen. Zunächst nimmt die Arbeitgeberseite, die in einem Vorstellungsgespräch oft von mehreren Personen vertreten wird, die persönlichen Kompetenzen und Eigenschaften der Bewerber genauer unter die Lupe.

Dabei konzentrieren sich die Personalentscheider vor allem auf Sympathie, Vertrauenswürdigkeit, Motivation und Integrationsbereitschaft aber auch äußere Merkmale wie Erscheinungsbild, Auftreten, höfliches Benehmen und sprachliches Ausdrucksvermögen bleiben nicht unbemerkt. Das Vorstellungsgespräch kommt letztlich einer mündlichen Prüfungssituation gleich, was Sie aber nicht beunruhigen muss, denn Sie können sich darauf gut vorbereiten.

Für die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch sollten Sie sich viel Zeit nehmen und dabei folgende Aspekte beachten:

  • Sie sollten den Hintergrund und die Intention von Vorstellungsgesprächen kennen.
  • Führen Sie sich Ihre eigene Ausgangsposition und die Ihres Gesprächspartners klar vor Augen.
  • Betreiben Sie eine ausführliche Informationsrecherche zu Arbeitsplatz, Branche und Unternehmen.
  • Sie sollten sich darüber informieren, wie der übliche Gesprächsablauf bei solchen Interviews aussieht und wie der dabei verwendete Fragenkatalog aussehen könnte.
  • Befassen Sie sich mit den wichtigsten Grundlagen der Gesprächspsychologie, die Personalentscheider üblicherweise anwenden. Berücksichtigen Sie dabei vor allem Frage- und Antworttechniken, Körpersprache und Ausdrucksweisen.
  • Last, but not least darf die Vorbereitung auf den organisatorischen Teil nicht fehlen, das heißt, Sie sollten sich beispielsweise gut auf die Anreise vorbereiten, damit Sie pünktlich sind, und sich überlegen, welche Kleidung passend ist.

Je intensiver Sie sich auf das bevorstehende Vorstellungsgespräch vorbereiten, desto weniger kann schief gehen und Sie können auch auf schwierige Fragen gelassen reagieren. Es lohnt sich also, etwas mehr Zeit in die Vorbereitung zu investieren. Halten Sie sich den Tag des Vorstellungsgespräches frei und sorgen Sie dafür, dass keine weiteren Termine anstehen, mit denen Sie unter Zeitdruck geraten könnten. Sie sollten sich voll und ganz auf dieses wichtige Meeting konzentrieren und sich an diesem Tag keine weiteren Verpflichtungen aufhalsen, damit Sie den Kopf im entscheidenden Moment auch wirklich freihaben.

Überprüfung der wichtigsten Kernfaktoren

Im Vorstellungsgespräch möchte der Personalentscheider überprüfen, ob die drei wichtigsten Kernfaktoren Persönlichkeit, Leistungsmotivation und Kompetenz bei Ihnen optimal ausgeprägt sind. Dabei spielt die Persönlichkeit sicherlich die wichtigste Rolle, denn Eigenschaften wie Sympathie, Vertrauenswürdigkeit, Team- und Anpassungsfähigkeit entscheiden wesentlich mit darüber, ob Sie aus Sicht des Arbeitgebers zum Unternehmen passen.

Durch gezielte Fragen findet der Personalentscheider als Nächstes heraus, ob Sie das nötige Engagement für die angestrebte Position mitbringen, lernfähig sind, den nötigen Arbeitswillen besitzen und sich mit dem Unternehmen sowie mit Ihrer künftigen Aufgabe dort in hohem Maße identifizieren können. Schließlich wird noch Ihre Kompetenz hinterfragt, denn fachliche Qualifikationen und berufsrelevante Eigenschaften dürfen natürlich in Ihrer Persönlichkeitsstruktur auch nicht fehlen.

Anhand des Gesamtbildes, das der Unternehmer sich während des Vorstellungsgespräches von Ihnen macht, entscheidet er schließlich, ob er Ihnen die Bewältigung der neuen Aufgabe auch wirklich zutraut.

Chronologische Gliederung

Im Vorstellungsgespräch geht es sowohl um Dinge, die Sie in der Vergangenheit geleistet haben und womit Sie sich in der Gegenwart gerade beschäftigen als auch um das, was Sie in der Zukunft für das Unternehmen leisten können und wollen.

  • Kann man Ihnen vertrauen?
  • Sind Sie in der Lage, Probleme zu lösen?
  • Welche Kompetenzen und wie viel Leistungsvermögen haben Sie?

Diese Fragen versucht der Personalentscheider mithilfe des Vorstellungsgespräches zu beantworten. Ihre Aufgabe besteht also während des Interviews darin, diese Aspekte Ihrer Person anhand einer chronologischen Gliederung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verdeutlichen. Präsentieren Sie Ihre Problemlösungsfähigkeit mittels Beispielen aus der Vergangenheit und Gegenwart und lassen Sie erkennen, welche zur neuen Aufgabe passenden Fähigkeiten Sie daraus mit in die Firma nehmen.

Überlegen Sie sich zu jedem chronologischen Abschnitt, welches Kommunikationsziel Sie mit Ihrer Darstellung verfolgen, wie Ihre Botschaften lauten sollen und welche Argumente das Gesagte belegen können. Ihre Kompetenzen weisen Sie nach, indem Sie berufliche Erfahrungen, erworbene Fachqualifikationen und erfolgreich bestrittene Bildungswege aus der Vergangenheit offenlegen.

Ergänzen Sie diese Informationen durch heutige Werte, also stellen Sie dar, mit welchen Fachgebieten Sie sich in der Gegenwart beschäftigen und in welchen Bereichen Sie aktuell besonders fit sind. Daraus ergibt sich im Hinblick auf den potenziellen Arbeitsplatz die Frage, welche dieser Kompetenzen Sie dort einbringen können und was Sie in der Zukunft noch dazu lernen möchten. Auch die Leistungsmotivation, also Ihre berufliche Orientierung, Ihr Leistungsanspruch, Arbeitsverhalten und Ihre Arbeitsweise schlüsseln Sie chronologisch auf. Erklären Sie, wie Sie in der Vergangenheit gearbeitet und Ihre Ziele erreicht haben, welche Arbeitsweise Sie aktuell auszeichnet und wo Sie in Zukunft hin wollen. Wie könnten sich Leistungsanspruch und Arbeitsweise im zukünftigen Arbeitsfeld weiterentwickeln?

Das alles sind Fragen, die den Personalentscheider besonders interessieren, denn er möchte, dass Ihre erworbenen Fähigkeiten dem Unternehmen zugutekommen und Sie darüber hinaus auch bereit sind, sich weitere Fähigkeiten anzueignen, um neue Herausforderungen im Unternehmen zu bewältigen.

In Bezug auf Ihre Persönlichkeit möchte der Gesprächspartner herausfinden, welches Sozialverhalten Sie im Umgang mit Menschen an den Tag legen, ob Sie psychisch stabil sind und sympathisch rüberkommen. Hier können Sie mit schwierigen Situationen in Ihrem Leben, die Sie erfolgreich gemeistert haben, punkten. Ihr Gegenüber interessiert darüber hinaus auch wie Sie diese Probleme gelöst haben.

Wichtig ist ebenfalls, wofür Sie gegenwärtig persönlich stehen, wie Ihre Persönlichkeitsentwicklung in Zukunft aussehen wird und welche Prioritäten Sie in nächster Zeit setzen werden. Wenn Sie Ihrem Interviewpartner das alles optimal vermitteln können, ist das schon der wichtigste Schritt zum Erfolg.

Ohne Sympathie geht nicht

Es gibt aber einen wichtigen Aspekt Ihrer Persönlichkeit, den Sie in seiner Bedeutung für den Personalentscheider nicht unterschätzen sollten – Sympathie! Der erste Eindruck, den Ihr Gegenüber von Ihnen erhält, ist für die Entwicklung des folgenden Gespräches entscheidend. Wirken Sie unsympathisch, haben Sie schlechte Chancen, egal, wie gut Ihre Qualifikationen sind. Kommen Sie sympathisch rüber, sieht Ihr Gegenüber auch schon mal eher über kleine Ungereimtheiten hinweg, wenn das Gesamtbild ansonsten stimmt.

Sympathie fördert auch die Identifizierung mit dem Gegenüber, vor allem, wenn sich dann auch noch Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Wohnortes oder bestimmter Interessen herauskristallisieren. Es geht letztlich darum, einen gemeinsamen Nenner, also gemeinsame Werte zu finden, denn das führt in der Regel zur gegenseitigen Sympathie. Diese entsteht in erster Linie aufgrund von verbaler und nonverbaler Kommunikation. Aspekte der verbalen Kommunikation sind Sprache mit ihren inhaltlichen Aspekten, Sprech- und Redeweise, Lautstärke, Aussprache, eventuell vorhandener Dialekt und der Klang Ihrer Stimme.

Die nonverbale Kommunikation findet über Aussehen, Auftreten, Erscheinungsbild, Körpersprache in Form von Gestik und Mimik und Kleidung statt. Beide Kommunikationsarten sind wesentliche Faktoren für die Entwicklung von Sympathie oder Antipathie und davon hängt wiederum der Erfolg oder Misserfolg eines Vorstellungsgespräches wesentlich ab. Für den Personalentscheider haben die persönlichen Eignungsmerkmale in der Regel Priorität gegenüber den anforderungsbezogenen Aspekten. Er versucht also zunächst herauszufinden, ob er Ihnen generell vertrauen kann und erst dann beschäftigt er sich mit der Frage, ob er Ihnen die anstehende Aufgabe zutrauen kann.

Die individuelle Ausgangsposition als entscheidendes Kriterium

Der Verlauf eines Vorstellungsgespräches wird entscheidend durch Ihre eigene Ausgangsposition und die Ihres Gegenübers geprägt. Dabei wird Ihre Ausgangsposition von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die wir im Folgenden anhand einiger Beispiele aufzeigen:

  • Ihr Berufswunsch und die aktuelle Arbeitsmarktsituation in der jeweiligen Branche sind ein wichtiges Kriterium. Haben Sie sich also auf einen Arbeitsplatz beworben, für den ein Mangel oder ein Überangebot an Fachkräften besteht?
  • Ihr Hochschulabschluss und das Leistungspaket, das Sie anzubieten haben, sind ebenfalls von großer Bedeutung. Ein Staatsexamen etwa im juristischen Bereich, das mit der Gesamtnote ‚ausreichend‘ bewertet wurde, erschwert die Jobsuche in dieser Branche erheblich.
  • Welche bisherigen Tätigkeiten haben Sie ausgeübt und welche Erfahrungen haben Sie dabei gesammelt? Der Nachweis praktischer Tätigkeiten in dem Aufgabenfeld, um das Sie sich jetzt bewerben, wird meist vorausgesetzt.
  • Wie viele Bewerbungen habe Sie schon geschrieben und bringen Sie nach unzähligen Absagen überhaupt noch das nötige Durchhaltevermögen und genügend Motivation mit, um auch weiterhin mit Überzeugungskraft auftreten zu können?
  • Haben Sie Beziehungen, also kennen Sie gegebenenfalls schon jemanden aus dem Unternehmen, der für Sie ein gutes Wort einlegen kann? Das ist nicht unbedingt eine Garantie dafür, dass Sie den Job bekommen, kann aber durchaus sehr hilfreich sein.
  • Wichtig sind auch Ihre Persönlichkeitsmerkmale und Ihr äußeres Erscheinungsbild. Sie sollten gepflegt sein und Kunden gegenüber seriös auftreten. Auch das Alter kann je nach Arbeitsplatz ein wichtiges Kriterium für den Bewerbungserfolg sein.

Es gibt einige positive und negative Merkmale, die Bewerber mit in ein persönliches Interview nehmen und die sich wesentlich auf den Erfolg oder Misserfolg des Projektes ‚Vorstellungsgespräch‘ auswirken können. Daher sollten Sie Ihre eigene Person und Ihre typischen Charaktereigenschaften vor dem Gespräch kritisch reflektieren, damit keine Pannen passieren. Erinnert Sie beispielsweise Ihr Gesprächspartner an eine Person aus Ihrem täglichen Umfeld, die Sie nicht so sehr schätzen, sollten Sie deswegen nicht unbewusst unhöflich oder unfreundlich werden. Das sollte Ihnen unter keinen Umständen passieren, denn das wäre das sichere Aus für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch und damit wäre auch Ihre Chance auf den Arbeitsplatz vertan.

Hinsichtlich der Arbeitsmarktsituation kommt es darauf an, ob dem Personalentscheider viele oder eher wenige Bewerbungen von Jungakademikern vorliegen. Wenn Sie nämlich gegen viele Mitbewerber antreten müssen, sinkt Ihre Chance auf die ausgeschriebene Stelle erheblich. Unter anderem ist auch die Größe des Unternehmens ausschlaggebend, die Professionalität Ihres Gegenübers hinsichtlich der Bewerberauswahl sowie auch seine Tagesverfassung, denn auch ein Personalentscheider kann einmal schlechte Laune haben. Es sind also mehrere Faktoren, die den Verlauf des Vorstellungsgespräches beeinflussen können und darauf sollten Sie vorbereitet sein.

Unternehmensrecherche vor dem Gespräch

Egal, ob Sie sich bei einer kleineren Firma oder einem Großkonzern bewerben, ist die gezielte Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch und den potenziellen Arbeitgeber unerlässlich. Die Erstinformationen zum Unternehmen geben Ihnen schon die Stellenausschreibung, das Einladungsschreiben und gegebenenfalls auch zusätzlich beigefügte Informationen. Weitere Auskünfte erhalten Sie beim Unternehmen selbst, über die Industrie- und Handelskammer oder aus Fachzeitschriften. Darüber hinaus bietet die Internetrecherche zahlreiche Möglichkeiten, an die gewünschten Informationen zu kommen. Wenn Sie sogar Personen kennen, die schon in dem Unternehmen arbeiten, haben Sie den zusätzlichen Vorteil, gegebenenfalls Insiderwissen für sich nutzen zu können.

Sie sollten auf jeden Fall wissen, wo das Unternehmen seinen Hauptsitz hat, ob Niederlassungen im In- und Ausland oder Tochterunternehmen existieren, welche Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden und wie die wirtschaftliche Entwicklung der letzten fünf Jahre aussieht. Informieren Sie sich über die Anzahl der Mitarbeiter des Unternehmens, die Position der Firma auf dem Markt, Mitbewerber auf dem in- und ausländischen Markt und in welchen Branchen das Unternehmen aktiv ist. Wenn Sie dann auch noch die aktuellen Umsatzzahlen kennen, wissen, wie sich die Geschäftsleitung der Firma zusammensetzt und die Firmengeschichte ausgiebig studiert haben, sind Sie wissenstechnisch gut gerüstet.

Darüber hinaus sollten Sie aber auch genau über die Abteilung oder den Unternehmenszweig Bescheid wissen, für den Sie sich beworben haben. Aufgabengebiet und Umfeld der angestrebten Position sollten Ihnen bestens bekannt sein sowie wichtige Eckdaten zur Stellung des Unternehmens, also wer macht dort was und mit welchem Erfolg. Recherchieren Sie darüber hinaus im Vorfeld Ihrer Bewerbung einfach schon einmal mithilfe der gängigen Internetsuchmaschinen über Ihren potenziellen Arbeitgeber. Die Internetseiten der Unternehmen bieten meist schon jede Menge wichtiger Informationen, die hilfreich für Sie sein könnten.

Gerade Großkonzerne bieten reichhaltiges Material und benennen auch Ihre hauptverantwortlichen Mitarbeiter, sodass Sie schon einmal einen ersten Einblick in die Struktur der Geschäftsleitung bekommen.

Haben Sie einmal die Namen von Ansprechpartnern, können Sie diese beispielsweise über Kommunikationsplattformen wie Twitter, Xing oder Facebook suchen, um weitere Informationen ausfindig zu machen und gegebenenfalls schon erste Kontakte zu knüpfen. Gelingt Ihnen das, lassen sich die Kontakte meist noch weiter ausbauen und Sie erhalten Antworten auf Ihre Fragen und wichtige Hintergrundinformationen, die für den weiteren Bewerbungsverlauf nützlich sein könnten.

Geeignete Informationsquellen sind auch die Onlinearchive der verschiedenen Wirtschaftsredaktionen. Nutzen Sie jede Möglichkeit zur Recherche, damit Sie durch Hintergrundwissen punkten und die Gesamtlage des Unternehmens im Hinblick auf die wirtschaftliche Zukunft richtig einschätzen können.

Arbeitgeberbewertungsportale sind oft ebenfalls hilfreich, denn dort beurteilen ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter eines Unternehmens Ihren Arbeitgeber. Umgekehrt können Sie sich sicher sein, dass die meisten Personalentscheider auch nach Bewerbern googeln, sodass Ihr guter Ruf im Netz unbedingt gewährleistet sein sollte. Dabei kann es sogar passieren, dass Unternehmen auch die Facebook-Profile Ihrer Kandidaten für die personenbezogene Recherche heranziehen. Daher sollten Sie darauf achten, dass Sie nur seriöse Inhalte in sozialen Netzwerken verbreiten und den Zugriff auf Inhalte, die etwa für Freunde bestimmt sind, mithilfe der Sicherheitseinstellungen auch wirklich nur auf diese beschränken.

Während des Bewerbungsprozesses kann es auch vorkommen, dass Mitarbeiter des potenziellen Arbeitgebers versuchen, Informationen über die Kandidaten zu erhalten. Achten Sie daher auf Anfragen von Personen, die Sie gar nicht kennen, und halten Sie sich in solchen Fällen besser mit Antworten zurück.

Googeln Sie einfach hin und wieder nach Ihrem eigenen Namen, damit Sie den Überblick behalten, was das Netz von Ihnen alles so preisgibt, und ungewollt verbreitete Informationen über Ihre Person wieder entfernen können. Unliebsame Einträge können Sie in Ihren eigenen Profilen in den sozialen Netzwerken meist selbst wieder löschen oder bitten Sie ansonsten einfach die Betreiber darum, die Informationen zu entfernen.

Personalentscheider haben in der Regel unter den zahlreichen Bewerbern genug Auswahlmöglichkeiten, sodass sie es nicht nötig haben, Kandidaten mit zweifelhafter Onlinereputation zu berücksichtigen. Sorgen Sie also dafür, dass Sie im Netz eine „weiße Weste“ haben, wenn Sie in den Bewerbungsvorgang einsteigen.

Rollenbewusstsein und mentale Vorbereitung

Eine Bewerbung erfordert vor allem eine mentale Einstimmung und Vorbereitung, die Ihre Überzeugung, dass Sie Ihr angestrebtes Ziel auch wirklich erreichen können, stärkt. Überprüfen Sie also zunächst, welche Einstellung Sie selbst zum Thema Bewerbung haben, denn die innere Einstellung zu einem Vorhaben ist von grundlegender Bedeutung für die erfolgreiche Umsetzung. Gehen Sie nämlich schon voller Zweifel, ob die angebotene Stelle wirklich der richtige Job für Sie ist, in das Vorstellungsgespräch, werden Sie hinsichtlich Ihrer Kompetenzen für die neuen Aufgaben unsicher. Ihre fehlende Motivation und Ihre negative Haltung hinsichtlich des Jobs, den Sie sich gar nicht wirklich zutrauen, wird Ihr Gegenüber im Verlauf des Gesprächs ganz sicher auch bemerken.

Natürlich wird Sie auch das andere Extrem nicht weiter bringen, denn wer zu extrem damit prahlt, dass er ohne jeden Zweifel der einzig wahre Kandidat für die Arbeitsstelle ist, kommt beim Gesprächspartner in der Regel auch nicht gut an. Sie sollten auf jeden Fall von sich und Ihren Fähigkeiten überzeugt sein und das auch nach außen hin präsentieren aber ohne allzu dick aufzutragen. Eine Bewerbung hat auch immer etwas mit Überzeugungsarbeit zu tun, die Sie als Kandidat leisten müssen.

  • Wovon sind Sie selbst überzeugt?
  • Wie möchten Sie sich darstellen?
  • Was ist die Besonderheit an Ihnen, die ausgerechnet Sie zur optimalen Besetzung für den angebotenen Job macht?

Diese Fragen sollten Sie sich vor dem Gespräch selbst beantworten und unbedingt Ihre eigene Überzeugungskraft mobilisieren. Sie brauchen eine klar definierte Rolle, in der Sie sich Ihrem Gesprächspartner präsentieren, um überzeugend zu wirken. Daher sollten Sie sich genau überlegen, als was und wie Sie auftreten wollen.

  • Sind Sie eher die Forschernatur, die Dinge hinterfragt, für die anfallenden Aufgaben Lösungsstrukturen entwickelt und auch gerne einmal Neues ausprobiert oder eher der kostenbewusste Oberbuchhalter, der alles und jedes sachlich aus der wirtschaftlichen Perspektive sieht und akribisch genau berechnet?

Sie sollten in der Lage sein, Ihrem Gegenüber die Rolle, die Sie für sich ausgewählt haben, glaubwürdig zu vermitteln. Vielleicht denken Sie jetzt, dass es gar nicht notwendig ist, eine Rolle zu spielen, sondern dass es besser bei Ihrem Gesprächspartner ankommt, wenn Sie sich ganz natürlich geben, so wie sie ja nun einmal wirklich sind. Doch dann versuchen Sie sich die Frage, wie Sie denn nun wirklich sind, einmal selbst zu beantworten. Sie werden feststellen, dass das gar nicht so einfach ist, denn Sie sind je nach Situation nicht immer gleich. Sie verhalten sich der aktuellen Situation entsprechend angemessen, manchmal passen Sie sich ihr auch einfach nur an und ein anderes Mal verhalten Sie sich vielleicht auch mal ungeschickt. Sie spielen also im Grunde immer irgendeine Rolle, auch wenn Sie in allen Situationen dieselbe Person bleiben. Daher macht es Sinn, sich vorher zu überlegen, wie Sie beim Vorstellungsgespräch auftreten möchten.

Optimieren Sie Ihr Beziehungsmanagement

Erst in der persönlichen Begegnung stellt sich heraus, ob die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem Interviewpartner stimmt. Sowohl Ihr Kontakt- und Kommunikationsverhalten als auch Ihr Talent zur Selbstdarstellung haben einen wesentlichen Einfluss darauf, ob Sie sympathisch rüberkommen, einen motivierten Eindruck hinterlassen und so Ihr Gegenüber positiv für sich einnehmen können. Der erste Eindruck ist oft entscheidend und wird von Ihrem eigenen Auftreten geprägt. Wichtig ist also nicht nur was Sie sagen, sondern vor allem wie Sie Ihre Botschaft vermitteln.

Sie sollten eine gewisse positive Energie und Optimismus ausstrahlen, damit die notwendige Sympathie, die Sie Ihrem Ziel näher bringt, entstehen kann. Sympathie ist die beste Vertrauensbasis und vertraut Ihr Gegenüber Ihnen erst einmal, glaubt er auch an Ihre Fähigkeiten und gibt Ihnen eher eine Chance. Gerade in der Arbeitswelt entscheidet der erste Eindruck bei zwei Gesprächspartnern innerhalb weniger Sekunden über Sympathie oder Antipathie. Hierbei zählt vor allem der äußere Eindruck aber auch der Klang der Stimme, während der Inhalt Ihrer Worte weniger schwer wiegt.

Menschen versuchen von Natur aus, von der optischen Erscheinung Ihres Gegenübers auf die inneren Werte zu schließen, das heißt, attraktiven Personen werden zunächst die höheren Kompetenzen zugeschrieben als unscheinbaren und unattraktiven Mitmenschen. Weitere Faktoren, die sich positiv auf die Entstehung von Sympathie auswirken, sind ähnliche Werte und Interessen sowie auch biografische Gemeinsamkeiten wie etwa frühere Wohnorte, Hobbys oder gemeinsame Bekannte. Existieren solche Gemeinsamkeiten, betonen Sie diese ganz besonders, denn Erfolg oder Misserfolg beim Vorstellungsgespräch hängen wesentlich davon ab, wie sympathisch Sie auf Ihren Gesprächspartner wirken.

Während Sympathie oder Antipathie bei der ersten Begegnung sofort spürbar ist, zeigen sich die Schlüsselmerkmale Leistungsmotivation und Kompetenz nicht gleich auf den ersten Blick. Es ist also Ihre Aufgabe während des kompletten Gesprächs neben der Persönlichkeit auch Kompetenz und Leistungsmotivation so zu signalisieren, dass sie beim Interviewpartner ankommen. Das macht Sie noch sympathischer und bringt Sie auf Ihrem Weg noch weiter in Richtung Ziel.

Sympathie steigernde Faktoren

Ihr eigenes Auftreten entscheidet über die Entstehung von Sympathie oder Antipathie und dabei kommt es neben der äußeren Erscheinung auch auf Ihre Körpersprache an. Es gibt zahlreiche Sympathie mobilisierende Faktoren, von denen Sie während des Vorstellungsgespräches unbedingt Gebrauch machen sollten. Schon bei der Begrüßung und Verabschiedung sollten Sie auf einige Dinge achten, wie etwa einen festen aber nicht zu übertrieben starken Händedruck, der Ihrem Gegenüber so etwas wie Ihre eigene Sicherheit in dem, was Sie tun, signalisiert.

Die Körperhaltung sollte stimmen, denn damit können Sie Ihrem Interviewpartner ungewollt signalisieren, ob Sie ihn abweisen oder willkommen heißen. Bauen Sie keine Barriere auf, indem Sie Ihre Arme vor der Brust verschränken oder die Hände in die Hosentaschen stecken, denn das zeigt Ihrem Gegenüber, dass Sie sich unwohl und unsicher fühlen. Eine aufrechte Haltung hingegen zeugt von Selbstbewusstsein und vermittelt eine positive Ausstrahlung.

Wenden Sie sich Ihrem Gesprächspartner zu und halten Sie Blickkontakt zu ihm, denn das erzeugt Sympathie. Lassen Sie den Blick hingegen während des Gesprächs ständig durch den Raum schweifen, kann der Personalentscheider das als Desinteresse Ihrerseits werten. Wenn Sie ihm Interesse an seiner Person und seinen Aktivitäten signalisieren wollen, ist der direkte Blickkontakt unerlässlich. Ihr Blick sollte sowohl im Gespräch als auch in den Redepausen entspannt und freundlich sein, und wenn Sie es dann noch schaffen, ein wenig zu lächeln, ist Ihnen die Sympathie Ihres Gegenübers so gut wie sicher. Das heißt nicht, dass Sie unentwegt grinsen sollten, sondern lächeln Sie einfach im passenden Augenblick einmal dezent.

Ein weiteres Sympathiekriterium ist natürlich auch die Ausstrahlung der Stimme. Mobilisieren Sie die Sympathie Ihres Gesprächspartners, indem Sie ihn beispielsweise gelegentlich mit seinem Namen ansprechen, und passen Sie Ihre Sprechgeschwindigkeit der Situation an. Bringen Sie gewichtige Argumente hervor, sprechen Sie langsam, damit Ihr Gegenüber Ihre Gedankengänge nachvollziehen kann. Weniger aussagekräftige Wortpassagen können Sie hingegen etwas zügiger vortragen.

Äußerliche Merkmale wie Kleidungsstil, Frisur oder Make-up können in einem gewissen Rahmen auch etwas über Ihre Charaktereigenschaften oder Ihre aktuelle Stimmung aussagen. Mit einem gepflegten Äußeren signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner Wertschätzung und demonstrieren so, dass Sie sich selbst wichtig sind. Das spielt insofern eine Rolle, da nur Menschen, die mit sich selbst gut umgehen, auch Ihre Mitmenschen entsprechend angemessen behandeln. Bestimmte optische Signale werden in der Regel mit Ihrer individuellen Einstellung und Ihren persönlichen Werten verbunden. Stimmen Sie Ihr äußeres Erscheinungsbild also auf den Dresscode Ihres potenziellen Arbeitgebers und auf die Werte, die Sie ihm vermitteln möchten, ab.

Bewerben Sie sich etwa in der Buchhaltung eines Unternehmens, tauchen Sie besser nicht bunt wie ein Papagei beim Vorstellungsgespräch auf, sondern kleiden sich eher dezent und seriös. Je nach Berufsfeld gibt es oftmals auch vorgeschriebene Dresscodes, vor allem in Berufen, in denen Sie eine höhere Position bekleiden oder regen Kundenkontakt haben. Hier ist meist hochwertige und seriöse Kleidung angebracht. Ihre Kleidung sollte letztlich zum jeweiligen Anlass, zum Umfeld und zur Person passen, sodass Sie sich daran orientieren sollten, was in Ihrem Wunschunternehmen in Ihrer angestrebten Position üblicherweise getragen wird.

Doch auch das gesprochene Wort kann – richtig angewendet – ein Sympathie mobilisierender Faktor sein. Machen sie Komplimente, denn jeder Arbeitgeber hört es gerne, dass sein Unternehmen erfolgreich und attraktiv ist. Lassen Sie Komplimente in das Gespräch einfließen, ohne zu übertreiben und Ihr Gegenüber wird es Ihnen mit Sympathie danken. Beginnen Sie das Interview mit einem Danke schön für die Einladung zum Vorstellungsgespräch und bauen Sie die anfängliche Anspannung mit etwas Small Talk ab. So finden Sie Gesprächsthemen und Gemeinsamkeiten, über die Sie sich mit Ihrem Gegenüber nett unterhalten können, und hinterlassen so einen offenen und interessierten Eindruck. Unverbindliche und angenehme Kommunikation macht Sie zu einem sympathischen Gesprächspartner und erleichtert Ihnen das Knüpfen und die Pflege von Kontakten. Wer den Small Talk beherrscht, gelangt sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich wesentlich leichter auf Erfolgskurs. Doch Small Talk will gelernt sein und erfordert die Kenntnis einiger „Benimmregeln“, auf die Sie dabei zurückgreifen sollten.

Sobald Sie ein Gespräch beginnen, schauen Sie Ihr Gegenüber kurz an und lächeln Sie, denn das fördert die Sympathie. Zeigen Sie Interesse an Ihrem Gesprächspartner, indem Sie ihm mit ein paar einfachen Fragen demonstrieren, dass er Ihnen wichtig ist. Lassen Sie ihn ausreden, bevor Sie eigene interessante Ausführungen von sich geben. Hören Sie aufmerksam zu, fragen Sie interessiert nach und sorgen Sie zusätzlich mit einem gelegentlichen Kopfnicken oder kurzen positiven Kommentaren für ein gutes Gesprächsklima.

Werfen Sie an passender Stelle das eine oder andere Kompliment ein, denn so stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Gegenübers. Auch das trägt während des Gesprächs zu einer angenehmen und lockeren Atmosphäre bei.

Fassen Sie gelegentlich die Aussagen Ihres Interviewpartners kurz mit Ihren Worten zusammen, um ihm zu signalisieren, dass Sie seine Botschaft verstanden haben. Stellen Sie Fragen, ohne zu aufdringlich zu wirken und achten Sie darauf, dass Ihre Fragen nicht zu früh, sondern an passender Stelle kommen. Mit geschickten Fragen können Sie das Gespräch ganz dezent auf Themen lenken, die für Sie besonders interessant und wichtig sind.

Die solide Ausgangsbasis für das Vorstellungsgespräch

Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sind die drei wesentlichen Bausteine, die eine solide Ausgangsbasis für die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch liefern. Die Selbsterkenntnis bezieht sich auf Ihr Wissen, Ihre Fähigkeiten und Ihre persönliche Wesensart. Ziehen Sie eine Bilanz Ihrer eigenen Kompetenzen und Stärken, und machen Sie sich klar, welche Kenntnisse und Eigenschaften gerade Sie für die angestrebte Position besonders qualifizieren. In den meisten Vorstellungsgesprächen werden Bewerber nämlich mit der Frage „Was können Sie für unser Unternehmen leisten?“ konfrontiert und die Antwort darauf muss sitzen. Der potenzielle Arbeitgeber möchte schließlich herausfinden, welchen Gewinn es für ihn bringt, wenn Sie in das Unternehmen einsteigen. Sie müssen ihn letztlich von Ihrer Leistungsfähigkeit überzeugen und ihm die Persönlichkeitsmerkmale vermitteln, die für die angestrebte Position relevant sind.

Ein weiterer Faktor, der für das erfolgreiche Vorstellungsgespräch eine bedeutende Rolle spielt, ist das selbstbewusste Auftreten. Sie sollten sich Ihrer eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst sein, denn nur dann strahlen Sie auch Selbstsicherheit aus. Weder ein übersteigertes Selbstwertgefühl noch eine falsche Bescheidenheit führen zum Erfolg, sondern hier gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Dabei sollten Sie weniger Ihre Person und Kompetenz in den Vordergrund stellen, sondern eher Ihre Leistungen. Auf diese Weise vermitteln Sie Ihrem Gesprächspartner, dass sein Unternehmen von Ihrer Mitarbeit profitiert, wenn Sie den Job bekommen.

Selbstvertrauen ist ein weiterer wichtiger Baustein Ihres Erfolgs, den Sie durch Ihre eigene Selbstsicherheit hinsichtlich Ihrer Fähigkeiten, Kompetenzen und Leistungsmöglichkeiten erhalten und Ihrem Gegenüber durch ein sicheres Auftreten demonstrieren. Sie sollten dem Personalentscheider das Gefühl geben, dass er die betrieblichen Aufgaben und Probleme mit Ihrer Hilfe besser lösen kann. Haben Sie es nämlich erst einmal bis zum Vorstellungsgespräch geschafft, sind Leistungsmotivation und fachliche Kompetenz für die Entscheidung, ob Sie eingestellt werden, in der Regel nicht mehr so wichtig wie Ihre Persönlichkeit.

Überzeugen Sie mit Argumenten

Ihre Aufgabe besteht wie bei der Erstellung Ihrer Bewerbungsunterlagen auch bei der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch darin, sich klar zu machen, wer und wie Sie sind und wie Sie dies Ihrem Interviewpartner am besten vermitteln können. Tragen Sie für sich noch einmal Ihre berufsrelevanten Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften und Charakterzüge zusammen und verarbeiten das Ergebnis zu einer Art persönlichem „Drehbuch“. Beschränken Sie sich dabei aber auf das Wesentliche und überlegen Sie, wie Sie Ihre Selbstbeschreibung glaubhaft belegen können. Überzeugen Sie Ihren potenziellen Arbeitgeber durch gezielte Argumente, dass Sie die richtige Wahl für die angebotene Stelle sind und nicht irgendjemand sonst. Bringen Sie in kurzen aber prägnanten Sätzen genau auf den Punkt, wofür Sie sich einsetzen und welchen Gewinn Ihr Gegenüber durch Ihre Mitarbeit erzielen könnte.

Die Kunst, ein Vorstellungsgespräch erfolgreich zu bestreiten, besteht darin, sich selbst und das eigene Leistungsangebot überzeugend zu präsentieren.

  • Welche Argumente wollen Sie hervorbringen, damit der Personalentscheider, der Ihnen gegenübersitzt, sich für Sie entscheidet? Notieren Sie sich Ihre Argumente am besten vor dem Gespräch und denken Sie darüber nach, ob Sie die niedergeschriebenen Argumente wirklich als passend empfinden.
  • Geben Sie tatsächlich das wieder, was Sie beruflich und charakterlich auszeichnet?
  • Sind Ihre Argumente wirklich so wichtig und überzeugend, dass Sie damit Ihre Zuhörer positiv beeinflussen können?

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Tipp, wie Sie Ihre Argumentation für das Vorstellungsgespräch aufbereiten können.

1. Schritt:

Schreiben Sie Ihre Argumente in einer Rangfolge nach Wichtigkeit und Bedeutung für Ihre Argumentation nieder. Bilden Sie dabei drei Gruppen, von denen jeweils eine die Hauptargumente, die Argumente von mittlerer Wichtigkeit und die darüber hinaus noch verbleibenden Argumente beinhaltet.

2. Schritt:

Ordnen Sie diese Argumente anschließend den bewerbungsrelevanten Kriterien Kompetenz, Leistungsmotivation und Persönlichkeit zu. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Sie ein Argument mehr als einem Kriterium zuordnen. Sind also beispielsweise Ausdauer und Durchhaltevermögen wichtige Argumente für Sie, betrifft das vorrangig zwar die Leistungsmotivation, gehört aber unter Umständen auch zu einem gewissen Anteil zu Ihrer Persönlichkeit. Die Verteilung Ihrer Argumente auf die jeweiligen Kriterien bestimmen Sie selbst, denn es kommt hier darauf an, wie Sie selbst die drei Kriterien definieren und wie Sie dies Ihrem Gegenüber vermitteln können. Am Ende sollte die Gewichtung jedoch stimmen, das heißt, der Persönlichkeit sollten die meisten überzeugenden Argumente zugeordnet sein, gefolgt von der Leistungsmotivation und der Kompetenz.

Argumente wie etwa langjährige Erfahrung und erworbene Fachkenntnisse im angestrebten Berufsfeld oder Fleiß und Zuverlässigkeit überzeugen den Personalentscheider jedenfalls nicht, denn das ist nichts Außergewöhnliches. Diese Merkmale haben die meisten anderen Kandidaten ebenfalls zu bieten und außerdem werden sie sowieso vorausgesetzt. Stattdessen können Sie mit hohem Engagement, der Fähigkeit, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten sowie einem gewissen Maß an Flexibilität punkten. Das sind „Verkaufsargumente“, die nicht jeder anzubieten hat und die wirklich überzeugen, denn sie betreffen in erster Linie Ihre Persönlichkeit. Sie wollen dem Personalentscheider schließlich die Botschaft vermitteln, dass genau Sie der richtige Kandidat für sein Unternehmen sind und dadurch seine Entscheidung zu Ihren Gunsten zu beeinflussen. Dabei sind einige Regeln zur optimalen Vorgehensweise zu beachten, die wir Ihnen im Folgenden nahebringen möchten.

Befassen Sie sich zunächst eingehend mit Ihrem Kommunikationsziel, also überlegen Sie, was Sie Ihrem Gegenüber überhaupt mitteilen wollen. Nehmen wir einmal an, Sie möchten ihn davon überzeugen, dass Sie eine verantwortungsbewusste und selbstständig arbeitende Kraft mit Führungsqualitäten sind, die auch noch über Flexibilität, gute organisatorische und kommunikative Fähigkeiten verfügt. In diesem Fall können Sie beispielsweise vorbringen, dass Sie bei Ihrem vorherigen Arbeitgeber verschiedene Aufgaben selbstverantwortlich durchgeführt haben. Belegen Sie dieses Argument anschließend mit konkreten Beispielen aus Ihrem dortigen Arbeitsbereich.

Der nächste Schritt erfordert die verständliche und überzeugende Formulierung der Botschaften, die Sie aus den Überlegungen zum Kommunikationsziel erarbeitet haben. Hierbei möchten Sie Ihrem Gesprächspartner vermitteln, dass Sie eine besonders ausgeprägte eigenverantwortliche und selbstständige Arbeits- und Handlungsweise, Kommunikations- und Organisationstalent sowie eine schnelle Auffassungsgabe und eine verantwortungsbewusste, aber auch schnelle Entscheidungsfähigkeit anzubieten haben. Sie könnten an dieser Stelle wieder auf Erfahrungen aus Ihrem vorherigen Berufsleben zurückgreifen und darauf hinweisen, dass Sie beispielsweise Probleme mit Kunden oder Mitarbeitern auf diplomatische Weise verhandelt und gelöst haben. Beschreiben Sie etwa schwierige Situationen, in denen Sie eine zügige Entscheidung selbstständig und eigenverantwortlich treffen mussten, da Sie gerade keine Möglichkeit hatten, sich zuerst mit Ihrem Chef abzusprechen.

Verschweigen Sie Ihrem Gegenüber auch nicht, dass Ihr Chef Sie zu selbstständigen Entscheidungen befugt hat, da er Ihnen vollstes Vertrauen entgegengebracht hat. Vielleicht existiert ja auch zu diesem Punkt eine Referenz in Ihren Bewerbungsunterlagen, auf die Sie Ihren Gesprächspartner aufmerksam machen könnten.

Sie sollten also Ihre präzise formulierten Botschaften so belegen, dass sie glaubwürdig und überzeugend bei Ihrem Gegenüber ankommen. Letztlich liefert die Kombination aus Kommunikationsziel, Botschaften und Argumenten die Entscheidungsbasis, die der potenzielle Arbeitgeber nutzt, um sich für oder gegen Sie als geeigneten Kandidaten auszusprechen.

Ihre Aufgabe ist es, eine kurze und verständliche Werbebotschaft zu kreieren, in der Sie Ihre Kompetenz, Leistungsmotivation und Persönlichkeit überzeugend und glaubwürdig vermitteln.

Vermitteln Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie etwas Besonderes für ihn leisten können, was im Unternehmen auch gerade dringend benötigt wird. Das ist sicher nicht leicht, aber versuchen Sie zu ergründen, was Ihr besonderer Nutzwert ist, was Sie besser können als andere Bewerber und warum Ihr Gegenüber sich gerade für Sie entscheiden sollte. Arbeiten Sie Ihre besonderen Fähigkeiten und die Merkmale, die Sie anderen Bewerbern gegenüber einzigartig machen, heraus. Es empfiehlt sich, Ihre Botschaften und Argumente an den wesentlichen Kompetenzbereichen auszurichten, die aus Führungs- und Problemlösungskompetenzen sowie aus sozialen, strategischen und persönlichen Kompetenzen bestehen.

Problemlösungskompetenzen umfassen beispielsweise analytisches, logisches und systematisches Denken und Handeln, Entscheidungsverhalten, geistige Flexibilität und Kreativität. Wenn Sie auf Ihre sozialen Kompetenzen eingehen, berücksichtigen Sie dabei vor allem Kriterien wie Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Auftreten und Umgang mit andern Menschen, Repräsentationsfähigkeit und Konfliktverhalten. Klären Sie Ihr Gegenüber über Ihre strategischen Kompetenzen auf, die sowohl unternehmerisches als auch vernetztes Denken und Handeln beinhalten. Dazu gehören aber auch Kriterien wie Organisationsfähigkeit, die Fähigkeit, Veränderungsprozesse herbeizuführen, zu fördern und zu steuern sowie eine generelle Erfolgsorientierung.

Im Rahmen Ihrer persönlichen Kompetenzen sind den Personalentscheidern Faktoren wie Motivation, Antrieb, Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, Gewissenhaftigkeit und Lernfähigkeit wichtig. Aber auch mit dem Mut zum Risiko und Querdenken können Sie hierbei punkten. Falls Sie auch schon etwas über erste erworbene Führungskompetenzen zu berichten haben, ist das ein weiterer Pluspunkt. Berichten Sie Ihrem Gegenüber von Ihrem Durchsetzungsvermögen, Ihren Delegations-, Kooperations- und Integrationsfähigkeiten, die Sie beispielsweise während Ihrer Ausbildung an der Schule oder Universität, eventuell aber auch im privaten Bereich etwa bei der Mitarbeit in einem Verein erworben haben. Präsentieren Sie sich leistungsorientiert und selbstverantwortlich. Gelingt es Ihnen, sich mit Ihren Botschaften und Argumenten erfolgreich an diesen klassischen Kompetenzbereichen zu orientieren, kommt das Gesagte ganz sicher richtig bei Ihrem Gegenüber an.

Vorstellungsgespräche laufen üblicherweise nach bestimmten Regeln ab, das heißt, die Personalentscheider legen die einzelnen Interviewphasen und Fragen weitgehend vorher fest. Es gibt etwa 50 Kernfragen, die den Fokus des Gesprächs bilden und natürlich jede Menge weiterer Fragestellungen, die von ihrer Wichtigkeit zwar zweitrangig aber deswegen längst noch nicht bedeutungslos sind. Für Sie als Bewerber ist es von höchster Wichtigkeit, dass Sie genau wissen, welche Informationen Sie Ihrem Gegenüber vermitteln wollen. Was möchten Sie wie rüberbringen? Was sind Ihre wesentlichen Merkmale, Eigenschaften und Charakterzüge und wie können Sie diese glaubhaft darstellen? Machen Sie sich dazu vor dem Gespräch einige Notizen und beschränken Sie sich dabei auf das Wesentliche. Arbeiten Sie also einige positive Hauptmerkmale heraus, die Sie beruflich und persönlich auszeichnen und liefern Sie aussagekräftige Beispiele als Nachweis Ihrer Vorzüge. Jeder Mensch besitzt natürlich auch negative Eigenschaften, denn ‚Nobody is perfect‘ und auch danach könnten Ihre Gesprächspartner Sie fragen. An dieser Stelle sollten Sie nur harmlose Negativbeispiele liefern, die Ihnen für das weitere Interview nicht schaden. Wenn Sie sich also nicht gerade um einen Arbeitsplatz im technischen Bereich oder als Fremdsprachenkorrespondentin bewerben, könnten Sie beispielsweise erwähnen, dass Sie zu Ihrem Leidwesen nicht in der Lage sind, Ihr Auto selbst zu reparieren oder mit Ihren Spanisch-Kenntnissen trotz mehrfacher Spanienurlaube noch immer nicht zufrieden sind. Wichtig ist, dass die genannten Negativeigenschaften für die ausgeschriebene Position eher belanglos sind.


Im Folgenden werden wir nun auf den Fragenkatalog, der Sie möglicherweise erwartet, eingehen und Ihnen dabei helfen, die passenden Antwortstrategien zu finden. Dazu schauen wir uns die verschiedenen Phasen, in die sich ein Vorstellungsgespräch gliedert, einmal genauer an.

Die verschiedenen Gesprächsphasen

Bis zu einem gewissen Grad können Sie den Verlauf des Vorstellungsgespräches zwar selbst beeinflussen, doch ein wesentlicher Teil des Interviews läuft nach bestimmten Regeln ab. Üblicherweise beginnt das Gespräch mit der Begrüßung und ein paar einleitenden Worten. Es folgen Fragen zu Ihren Motiven für die Bewerbung, Leistungsmotivation, Ausbildung und Berufserfahrung sowie zu Ihrem persönlichen, familiären und sozialen Hintergrund. Weiterhin ist neben der beruflichen Kompetenz auch Ihre Eignung für die ausgeschriebene Arbeitsstelle von großer Bedeutung für den Personalentscheider. Daher kann es durchaus auch passieren, dass er Sie zu Ihrem Gesundheitszustand befragt. Üblicherweise informiert Ihr Gegenüber Sie im Anschluss daran über die Arbeitskonditionen, die Sie in der angestrebten Position erwarten, und gibt Ihnen auch die Möglichkeit, selbst noch Fragen zu stellen. Es fallen dann noch ein paar Abschlussworte und mit der Verabschiedung ist das Interview beendet. 

Im nächsten Schritt beleuchten wir die Fragen, die Ihnen während der verschiedenen Gesprächsphasen gestellt werden, den jeweiligen Hintergrund dieser Fragen und die möglichen Antworten dazu. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf den Hintergrund der Fragen, der sich vor allem in der Stresssituation, die ein Vorstellungsgespräch für den Bewerber darstellt, nicht immer auf den ersten Blick erschließt. Werden Sie beispielsweise von Ihrem Gesprächspartner gebeten, einfach einmal etwas über sich zu erzählen, steckt dahinter ein Persönlichkeitstest, also der Versuch, etwas über Ihr Privatleben zu erfahren. Erfasst der Bewerber diesen Hintergrund nicht, plaudert er gegebenenfalls einfach drauf los und gibt schlimmstenfalls in seinem ungebremsten Redefluss private Dinge von sich preis, die eigentlich nichts in einem Vorstellungsgespräch zu suchen haben.

Nicht jede Frage, die wir im Folgenden behandeln werden, wird Ihnen auch tatsächlich innerhalb eines Interviews gestellt, aber wenn Sie sich mit dem gesamten Fragekatalog vertraut gemacht haben, sind Sie zumindest für alle Eventualitäten gewappnet. Die elf wichtigsten Fragen, mit denen Sie in den meisten Fällen rechnen können, lauten wie folgt:

  • Wer sind Sie? Wir möchten etwas mehr über Sie erfahren, erzählen Sie doch einmal etwas über sich.
  • Warum bewerben Sie sich ausgerechnet für diese Position?
  • Warum glauben Sie, der geeignete Kandidat für diese Arbeitsstelle zu sein?
  • Was erwarten Sie selbst vom Unternehmen und Ihrem potenziellen Arbeitsplatz?
  • Welche Stärken zeichnen Sie aus und wo liegen eher Ihre Schwächen?
  • Welche Erfolge haben Sie bisher aufzuweisen und womit sind Sie eher nicht so zufrieden?
  • Was möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen?
  • Warum haben Sie sich für das ausgewählte Studienfach/den Beruf/diese Tätigkeit entschieden?
  • Welche Ausbildungs- und Arbeitsschwerpunkte haben Sie vorzuweisen?
  • Womit erholen Sie sich vom Arbeitstag, wie verbringen Sie Ihre Freizeit?
  • Welche Fragen haben Sie noch an uns?

Befassen wir uns nun mit den einzelnen Gesprächsphasen, in die diese Fragen eingebettet sind. Das Gespräch beginnt in der ersten Phase mit der Begrüßung, bei der schon Ihr äußeres Erscheinungsbild, Ihre Umgangsformen, Ihr Auftreten und Ihre Anpassungsfähigkeit überprüft werden. Sind Sie auch wirklich pünktlich oder eher abgehetzt auf den letzten Drücker erschienen, wirken Sie ängstlich, übertrieben sicher oder sogar arrogant? Durch Ihr Begrüßungsverhalten vermitteln Sie Ihrem Gegenüber schon einen ersten Eindruck Ihrer Persönlichkeit. Auch der Händedruck sollte stimmen, denn ein zu kräftiger oder zu kraftloser Händedruck erzeugt in diesen ersten wichtigen Minuten nicht gerade Sympathie beim Gesprächspartner. Darüber hinaus ist es angebracht, Ihren Gesprächspartner freundlich anzulächeln und ihn dabei auch anzuschauen. Sofern er Sie noch nicht mit Ihrem Namen angesprochen hat, stellen Sie sich mit Ihrem kompletten Vor- und Zunamen vor und sprechen Sie dabei vor allem deutlich. Prägen Sie sich im Gegenzug den Namen Ihres Interviewpartners ein, damit Sie ihn im Gesprächsverlauf auch hin und wieder mit seinem Namen ansprechen können. Das kommt gut an, denn damit zollen Sie ihm einen gewissen Respekt.

Die Einstiegsphase mit etwas Small Talk

Der Einstieg in das Vorstellungsgespräch ist sozusagen die Warming-up-Phase, die dazu dient, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen und so Nervosität und Versagensangst abzubauen. Das ist sicher angebracht, sollte sie aber nicht dazu verleiten, zu ausführlich auf die angebotenen aber eher belanglosen Themen einzugehen. Sie können den Small Talk zwar nicht einfach vollständig außen vor lassen, sollten dabei aber einen moderaten Mittelweg finden. Bietet man Ihnen statt des üblichen Kaffees oder Mineralwassers ein alkoholisches Getränk an, lehnen Sie selbstverständlich ab, denn das kann ein Test sein. Alkohol hat am Arbeitsplatz und natürlich auch im Vorstellungsgespräch nichts zu suchen. Bietet man Ihnen aber die üblichen alkoholfreien Getränke an, sollten Sie das nicht ablehnen. Wenn Sie selbst einen Getränkewunsch äußern dürfen, erbitten Sie nichts Außergewöhnliches, sondern bleiben Sie bei den Getränken, die in den meisten Büros üblicherweise konsumiert werden. Sind Sie Raucher, sollten Sie auch hier Vorsicht walten lassen, vor allem wenn Ihr Gegenüber keinen Aschenbecher auf dem Tisch platziert hat und selbst keine Zigarette in der Hand hält. Also halten Sie sich damit etwas zurück und lehnen Sie in diesem Fall das Rauchen am besten auch dann ab, wenn Ihr Gegenüber Sie fragt, ob Sie es möchten. Manchmal kommt es auch vor, dass der Personalentscheider die eigentlich für später vorgesehenen Informationen für den Bewerber schon in der Warming-up-Phase präsentiert. Dann sollten Sie aufmerksam zuhören, denn hier erfahren Sie schon gleich zu Beginn einiges über das Unternehmen, die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen und gegebenenfalls auch etwas über die Unternehmensphilosophie. Möglicherweise können Sie einige dieser Informationen im späteren Verlauf des Vorstellungsgesprächs sinnvoll für sich nutzen, wenn die Themen wieder aufgegriffen werden. Vergessen Sie in der Startphase keinesfalls, sich für die Einladung zum Gespräch zu bedanken und kundzutun, dass Sie ihr gerne gefolgt sind und die Begegnung mit Ihrem Gegenüber wertschätzen. Vielleicht schaffen Sie es sogar noch, etwas Positives zu sagen, also beispielsweise ein Kompliment hinsichtlich der schönen Räumlichkeiten anzubringen. So sammeln Sie schon erste Pluspunkte und werden Ihrem Gegenüber immer sympathischer.

Motive der Bewerbung und Leistungsmotivation

Die Frage nach dem Motiv Ihrer Bewerbung und der bestehenden Leistungsmotivation wird mit ziemlicher Sicherheit im Vorstellungsgespräch auftauchen, denn das wollen die Personalentscheider wissen. Wenden wir uns daher zunächst den Fragen, Hintergründen und Hinweisen zum Thema ‚Bewerbungsmotiv‘ zu.

Sie sitzen nun Ihrem Gesprächspartner gegenüber und werden nach dem Grund Ihrer Bewerbung gefragt. Wie kam es zu der Bewerbung im Unternehmen? Was reizt Sie besonders an der ausgeschriebenen Position? Warum haben Sie sich gerade für dieses Unternehmen entschieden? Ziel dieser Fragestellungen ist die Überprüfung Ihrer Motivation und Ihres tatsächlichen Interesses an dieser Aufgabe. Der Personalentscheider versucht herauszufinden, ob Sie den Arbeitsplatz wirklich aus Interesse besetzen möchten oder ob er nur zweite Wahl ist, weil Sie gerade nichts anderes gefunden haben. Er möchte in Erfahrung bringen, was Sie vom Unternehmen halten, also, ob Sie den potenziellen Arbeitgeber überhaupt zu schätzen wissen.
Ihre Antwort auf diese Standardfragen muss sitzen, sodass eine präzise Vorbereitung darauf unerlässlich ist. Diese Fragen sind entscheidend und somit äußerst wichtig und Sie sollten in der Lage sein, flüssig zu antworten und mit guten Formulierungen zu überzeugen. Handeln Sie das Thema nicht in einem Satz ab, sondern reden Sie wenigstens zehn Minuten und versuchen Sie dabei Spannung zu erzeugen. Nichts ist für den Personalentscheider langweiliger, als sich auswendig gelernte und ohne wirkliche Überzeugung heruntergebetete Phrasen anzuhören.

Die nächsten Fragen lauten in der Regel, was Sie vom Unternehmen erwarten und wie gut Sie über seine Struktur und die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen informiert sind. Warum interessiert Sie gerade dieses Unternehmen und welche Besonderheit macht es so interessant für Sie? Auch diese Fragen dienen nach wie vor der Motivationsüberprüfung und zeigen dem Gesprächspartner, wie gut Sie vorbereitet und wie realistisch Ihre Erwartungen an den Arbeitsplatz sind. Die wiederholte Frage nach dem Grund Ihrer Unternehmenswahl dient auch dazu, eventuelle Widersprüche in Ihren Antworten aufzudecken.

Sie müssen überzeugend argumentieren und dürfen auch bei den Wiederholungsfragen nicht ungeduldig werden oder gar ungehalten reagieren. Beten Sie dennoch nicht genau denselben Wortlaut herunter, sondern verpacken Sie die Antwort auf die Wiederholungsfragen in variantenreiche Worte. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass Sie sich dabei nicht in Widersprüche verstricken. Demonstrieren Sie Ihrem Gegenüber mit qualifizierten Antworten, dass Sie auf die beruflichen Aufgaben und den potenziellen Arbeitgeber gut vorbereitet sind.

Weiter geht es meist mit der Frage, wie Sie sich die Tätigkeit im Unternehmen überhaupt vorstellen und ob es eventuell noch andere Aufgaben gibt, die für Sie interessant wären. Hierbei wird die Qualität Ihrer Vorbereitung überprüft, also wie überzeugend Ihre Argumentationen sind und wie Sie mit schwierigen Fragen umgehen. Die Frage nach Ihrem Interesse an anderen Positionen können Sie als eine Art Motivationstest werten. Wenn Sie beispielsweise Betriebswirtschaftler sind und sich bei einem Chemiekonzern als Produktmanager für Kosmetikartikel bewerben und der Personalentscheider Sie mit dieser Frage konfrontiert, ist Vorsicht geboten. Lag Ihr universitärer Schwerpunkt beispielsweise auf Logistik und Sie halten begeistert einen Vortrag über Unternehmenslogistik, könnte Ihr Gegenüber sich fragen, ob Sie überhaupt der richtige Kandidat für die ausgeschriebene Position sind. Das heißt im Grunde, dass Sie sich bei Ihren Antworten fast immer auf einem schmalen Grat zwischen einem falsch vermittelten Eindruck von Unglaubwürdigkeit und Einseitigkeit bewegen. Hier ist Diplomatie gefragt, das heißt, Sie sollten als Logistiker weder vermitteln, dass Sie an den Kosmetikprodukten gar nicht interessiert sind, noch sollten Sie ganz übertriebenes Interesse vorgaukeln, denn beides fällt negativ auf. Erklären Sie, dass Sie sich über die neue Aufgabe freuen würden und schon sehr gespannt auf die Produktserie sind.

  • Haben Sie einen besonderen Bezug zu unserem Unternehmen?
  • Kennen Sie Mitarbeiter aus unserem Haus?
  • Was haben Sie denn schon alles über uns erfahren?

Diese Fragen kommen als nächstes auf Sie zu und sind ein Test, wie sehr Sie die Firma wertschätzen, woher Sie Ihre Informationen beziehen und ob Sie wissen, wie man etwas vermittelt oder was man lieber für sich behalten sollte. In der Regel ist ein persönlicher Bezug zum Unternehmen sicherlich von Vorteil, aber die Antwort auf diese Frage muss glaubwürdig sein. Sie dürfen den besonderen Bezug zum Unternehmen zwar zu Ihrem Vorteil nutzen aber sollten sich nicht zu Plaudereien aus der internen Firmengerüchteküche hinreißen lassen. Wenn Sie preisgeben, dass Sie schon jemanden aus der Firma kennen, sollten Sie schon genau wissen, welche Position er dort hat und welches Ansehen er genießt.

Wofür interessieren Sie sich noch beruflich? Wo haben Sie sich noch beworben und gibt es dort schon konkrete Verhandlungen? Auch das interessiert die Personalentscheider brennend, denn mit diesen Fragen überprüfen Sie erneut die Ernsthaftigkeit Ihrer Bewerbung und Wertschätzung des potenziellen Arbeitgebers. Tappen Sie auch hier nicht in die Falle der extremen Aussagen – niemand wird Ihnen glauben, dass Sie sich einzig und alleine nur bei diesem Unternehmen beworben haben. Es ist normal, sich mehrere Türen offen zuhalten, aber wenn Sie sich bei allen Chemiekonzernen gleichzeitig etwa als Pressesprecher beworben haben, macht Sie das verdächtig und kostet Sie die Sympathie Ihres Gegenübers. Kein Unternehmen wird jemanden einstellen wollen, der sich nach dem Prinzip ‚irgendein Unternehmen wird mich schon einstellen, egal welches‘ massenhaft bewirbt. Der potenzielle Arbeitgeber möchte nicht unter ‚ferner liefen‘ rangieren, sondern schon sichergehen, dass sein Unternehmen für den Kandidaten etwas Besonderes ist. Das heißt für Sie, dass Sie sich nicht weiter zu Absagen oder parallelen Verhandlungen äußern sollten. Es reicht, wenn Sie eine allgemeine Angabe dazu machen und kurz mitteilen, dass es ein bis zwei andere Kontakte zu Unternehmen gibt, die aber vom Ergebnis her noch offen sind. Kommt daraufhin dann die etwas provokative Frage, in welchem dieser Unternehmen Sie denn am liebsten arbeiten würden, lautet die Antwort natürlich ‚am liebsten bei Ihnen‘.

Auch zum Thema ‚Leistungsmotivation‘ gibt es einen entsprechenden Fragenkatalog, auf den Sie ebenso gut vorbereitet sein sollten. Im Folgenden beleuchten wir auch hier die Fragen, ihren Hintergrund und die möglichen Antworten etwas näher. Die ersten Fragen zur Leistungsmotivation betreffen die ausgeschriebene Position und die Erwartungen, die Sie an Ihre neue Aufgabe haben. Welche Prioritäten setzen Sie bei der Arbeit und wie stellen Sie sich diese im Idealfall vor? Was sind die Vor- und Nachteile dieser Position und wie gehen Sie damit um? Mithilfe dieser Fragen möchte der Personalentscheider herausfinden, wie realistisch Sie eine Situation einschätzen können und welche Art Arbeitspersönlichkeit Sie sind. Er nimmt die Art, wie Sie sich präsentieren und die von Ihnen gezeigten Persönlichkeitsmerkmale auf diese Weise genauer unter die Lupe. Wie also reagieren Sie auf ein komplexeres Thema? Hier heißt es nun, sich nicht zu sehr in Details zu verstricken und sich als Überflieger zu präsentieren, sondern wieder das richtige Mittelmaß zu finden. Sie sollten also beispielsweise nicht ausgerechnet die Bezahlung als Priorität erklären und sich auch nicht als jemand outen, der keine Kritik verträgt.

Mit der nächsten Frage, ob Sie auch an einer anderen Aufgabe interessiert wären, die man Ihnen statt der ausgeschriebenen Position gerne anbieten würde, werden Leistungsmotivation und Anpassungsbereitschaft überprüft. Auch hier müssen Sie wieder einen kleinen Balanceakt vollführen. Zunächst benötigen Sie natürlich weitere Informationen zu dem alternativ angebotenen Job und müssen erneut eine diplomatische Antwort auf Lager haben. Bejahen Sie das Interesse an dem Alternativangebot, könnte Ihnen das als unzureichende Motivation für die ursprüngliche Position ausgelegt werden. Verneinen Sie Ihr Interesse, könnte Ihr Gegenüber dies als mangelnde Flexibilität und Anpassungsfähigkeit interpretieren. Sie könnten in diesem Fall beispielsweise antworten, dass Sie sich zwar auf die konkrete Position beworben haben, aber in erster Linie großen Wert darauf legen überhaupt für das Unternehmen zu arbeiten und bereit wären über ein akzeptables Alternativangebot nachzudenken. So zeigen Sie, dass Sie zwar die ursprüngliche ausgeschriebene Position schon favorisieren aber auch zu vertretbaren Kompromissen bereit wären, um speziell in diesem Unternehmen arbeiten zu dürfen.

Jetzt geht es so langsam ans Eingemachte, denn es folgt in der Regel die Frage, welche besonderen Leistungen Sie im Leben schon vollbracht und welche Misserfolge Sie zu verzeichnen haben. Darauf sollten Sie besonders gut vorbereitet sein und sich auf keinen Fall verunsichert zeigen. Sie könnten nun darauf hinweisen, dass Sie bei Präsentationen an der Uni immer recht nervös waren und deswegen einmal etwas schlechter bei einem Referat abgeschnitten haben. Entschärfen Sie anschließend diesen vermeintlichen Misserfolg, indem Sie etwa darauf hinweisen, dass sie anschließend ein Präsentationsseminar absolviert haben und es danach wesentlich besser mit den Referaten geklappt hat. So haben Sie Ihren Misserfolg ehrlich dokumentiert, ohne dass Ihnen das für den weiteren Gesprächsverlauf schadet.

Die nächsten Fragen, bei denen es darum geht, herauszufinden, ob Sie Ausdauer, Biss und visionäre Begabung haben, gelten Ihren Zukunftserwartungen und Zielen. Als Kandidat mit Leistungsmotivation sind Sie natürlich hinsichtlich Ihres beruflichen Werdegangs zuversichtlich, aber auch hier gilt – das Mittelmaß ist gefragt. Also erklären Sie nicht, dass Sie morgen anfangen und in zwei Monaten im Chefsessel sitzen möchten, denn so schüren Sie ungewollt Konkurrenzdenken. Aber auch mit der Antwort ‚weiß ich nicht, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht‘ können Sie Ihrem Gegenüber nicht kommen. Bleiben Sie auf dem Boden der Tatsachen und erklären Sie, dass Sie sich zunächst einmal gut einarbeiten möchten und langfristig dieses oder jenes Ziel anstreben.

Zur aktuellen beruflichen Situation können auch noch zahlreiche weitere Fragen aufkommen wie etwa die Frage, worin Sie zukünftig Ihre Schwerpunktaufgaben sehen, welche konkreten Ziele Sie beruflich verfolgen und welche besonderen Herausforderungen Sie dabei sehen. Was haben Sie davon bisher schon erreicht und was fehlt noch? Welche Erwartungen haben Sie und wie wollen Sie vorgehen, um diese zu erfüllen. Ihr Gesprächspartner könnte auch konkrete Beispiele für Ihre Vorgehensweise verlangen, die ihm zeigen, wie Sie mit Schwierigkeiten in der Vergangenheit umgegangen sind. Welche Art der Lösung ist für Sie typisch und welche kritischen Situationen gab es bisher in Ihrem Berufsleben? Diese Fragen sollten Sie ebenfalls souverän beantworten können, denn hierbei geht es um die Überprüfung Ihrer Problemlösungsfähigkeit.

Ausbildung und berufliche Vorerfahrung

Berufliche Ausbildung und Vorerfahrungen sind den Personalentscheidern ebenfalls äußerst wichtige Anliegen, sodass Sie sich auch zu diesem Thema auf einige Fragen einstellen müssen. Zunächst geht es in der Regel um die Frage, welche Ausbildung Sie durchlaufen haben, aus welchen Gründen Sie sich gerade dafür entschieden haben und was Sie überhaupt in diesen Berufszweig gelockt hat. Der Gesprächspartner möchte so herausfinden, ob Sie Ihren Werdegang sorgfältig geplant oder eher dem Zufall überlassen haben. Er überprüft mit diesen Fragen Ihre Motivation für Ihre Berufswahl und welchen Zusammenhang Sie selbst zwischen Ausbildung, Berufswahl und dem potenziellen Arbeitsplatz sehen. Auf diese Weise möchte er in Erfahrung bringen, ob das alles überhaupt so zusammenpasst, wie Sie sich das vorstellen. Sie müssen im Grunde jetzt alles, was Sie in Ihrer vorausgehenden Bewerbung von sich gegeben haben, plausibel begründen und überzeugend darstellen. Dabei sollten Sie nicht auf die Idee kommen, den Gesprächspartner darauf aufmerksam zu machen, dass die Antworten auf seine Fragen doch schon in den Bewerbungsunterlagen zu finden sind, nur weil Sie sich zusätzliche Erklärungen zu diesen nicht ganz einfachen Fragen vom Hals halten möchten. Damit wären Sie nämlich unverzüglich raus aus dem Bewerbungsverfahren. Auch die nichtssagende Floskel, dass sich alles einfach so ergeben hat, stellt keine brauchbare Antwort dar. Erzählen Sie doch besser, dass Sie diesen Berufsweg schon als Jugendlicher ins Auge gefasst haben, weil Sie dieser Aufgabenbereich schon in der Schule interessiert hat, und vielleicht haben Sie sich ja auch schon einmal in diesem Bereich engagiert. Dadurch zeigen Sie, dass Sie den Beruf nicht einfach nur nach dem Zufallsprinzip, sondern aus echtem Interesse ausgewählt haben, und das wiederum signalisiert Ihrem Gegenüber Motivation. Warum Sie ausgerechnet die Universität ausgesucht haben, an der Sie Ihr Studium absolviert haben, wie es Ihnen dort gefallen hat und ob Sie gerne studiert haben, interessiert Personalentscheider ebenfalls aus ganz bestimmten Gründen. Sie erkennen an Ihren Antworten, ob Sie sich mit dem Studentenstatus identifizieren konnten und welche Leistungsmotivation Sie damals an den Tag gelegt haben. Daraus lassen sich wiederum Rückschlüsse auf Ihr zukünftiges Arbeitsverhalten ziehen. Sie antworten idealerweise, dass Sie gerne Student waren, jetzt aber als Erwachsener neue Herausforderungen annehmen und das im Studium erworbene Wissen in der Praxis erfolgreich anwenden möchten. Spricht Ihr Gegenüber Sie darauf an, dass die beste Universität für Ihren ausgewählten Fachbereich aber eine ganz andere ist, als die von Ihnen ausgesuchte Uni, berichten Sie über Ihre eigenen positiven Erfahrungen. Versuchen Sie nicht, Ihren Gesprächspartner vehement vom Gegenteil zu überzeugen, sondern erklären Sie sachlich, warum Sie Ihre Uni bevorzugt haben. Der subtile Vorwurf, nicht die geeignete Uni ausgewählt zu haben, könnte nämlich auch eine gewollte Provokation sein, um Ihr Verhalten in Konfliktsituationen wie etwa bei Meinungsverschiedenheiten oder Streitereien zu testen. Sie müssen nicht klein beigeben aber sollten auch nicht mit Lautstärke und unsachlichen Argumenten kontern.

Die weitere Fragestellung betrifft Ihre ganz persönlichen Interessen- und Ausbildungsschwerpunkte. Wie kam es dazu, dass Sie ausgerechnet diese Schwerpunkte gesetzt haben? Wie zufrieden waren Sie mit Ihrer universitären Ausbildung, warum waren Sie so zufrieden damit oder warum nicht? Ebenso wird man Sie wahrscheinlich fragen, ob Sie diesen beruflichen Weg genauso noch einmal durchlaufen würden, wenn Sie noch einmal wählen könnten. Ebenso interessiert den Personalentscheider, ob Sie der Meinung sind, dass Ihre Ausbildung Sie gut auf die neuen Aufgaben vorbereitet hat, die Sie anstreben. Mit diesen Fragen möchte der Gesprächspartner testen, ob Sie überzeugend auftreten und sich selbst gut darstellen können und ob Sie eine positive oder eher negative Grundhaltung einnehmen. Beurteilen Sie auf vereinfachende Weise alles nur pauschal oder machen Sie alles komplizierter, als es ist? Haben Sie sich während Ihrer Studienzeit eine ausreichende Basis für Ihre berufliche Identität geschaffen? Das ist der Hintergrund, auf dem die Fragen Ihres Gegenübers basieren und er möchte damit auch in Erfahrung bringen, ob Sie sich bei Ihrer Selbstdarstellung gnadenlos überschätzen oder einen gesunden Mittelweg finden. Es geht bei der Beantwortung der Fragen also nicht ausschließlich um die Inhalte, sondern um die Art und Weise, wie Sie etwas darstellen. So ist etwa der absolut bedingungslose und ewige Optimist genauso wenig glaubwürdig, wie der extreme Pessimist. Wer stattdessen in angemessenem Rahmen von sich selbst überzeugt ist und eine optimistische Grundhaltung demonstriert, kommt damit einfach besser an. 

Es folgen oftmals noch Fragen zum Rückblick auf Ihren beruflichen Werdegang. Was sehen Sie in Bezug auf Ihre Ausbildung kritisch, was würden Sie ändern wollen? Hier möchte der Personalentscheider einfach nur testen, wie Sie selbst Kritik üben, das heißt, ob Sie in der Lage sind, auf angemessene Weise Kritik an Personen und über Situationen zu äußern. Oder kommen Sie eher negativ oder gar kritiksüchtig rüber? Sie sollten sich also nicht als notorischer Besserwisser präsentieren, der an allem etwas herumzumeckern hat, denn damit machen Sie sich unbeliebt.

Mit der Frage nach zusätzlichen Fähigkeiten und Qualifikationen, die über das aktuell angestrebte Berufsfeld hinausgehen, möchte Ihr Gegenüber Ihre Leistungsmotivation und Ihren geistigen Horizont überprüfen. Zeigen Sie deutlich, dass Sie nicht der ewige Student waren, der über eine bestimmte Leistungsgrenze nie wirklich hinausgekommen ist, sondern dass Sie sich für mehr als nur eine Sache interessiert haben. Übertreiben Sie aber nicht mit allzu vielen Interessen, da Sie so eher ziellos wirken. Zeigen Sie nur ein paar wesentliche Interessen wie beispielsweise sportliche Fähigkeiten oder ehrenamtliches Engagement auf. Erklären Sie, dass Ihnen die dabei gesammelten Erfahrungen möglicherweise sogar auch beruflich einmal nützlich werden könnten. 
Welche Erfahrungen mit der Berufswelt haben Sie bereits gemacht und wie haben Sie Ihre Ausbildung finanziert? Das könnten die nächsten Fragen sein, die Sie erwarten. Dahinter steckt die Frage des Personalentscheiders, ob Sie nur ein Theoretiker sind oder sich auch in der Berufspraxis schon einmal bewährt haben. Wenn Sie etwa durch Arbeit in den Semesterferien einen Teil Ihres Studiums selbst finanziert haben, beweisen Sie damit schon einmal, dass Sie die reale Arbeitswelt nicht nur vom Hörensagen kennen. 
Lässt sich in Ihrem Lebenslauf erkennen, dass Ausbildung oder Studium etwas länger als üblich gedauert haben, kann auch diesbezüglich nach dem Warum gefragt werden. Auch wenn Sie einen zweiten Bildungsweg gegangen sind oder nach dem Studium nicht mehr promoviert haben, werden Sie ziemlich sicher darauf angesprochen. Damit möchte der Gesprächspartner Sie wieder einmal etwas provozieren, um festzustellen, wie Sie auf unangenehme Fragen zu Ihrer Person und eventuelle Stresssituationen reagieren. Begründen Sie die erfragten Punkte kurz und knapp aber unternehmen Sie keine langatmigen Rechtfertigungsversuche, denn das müssen Sie nicht und das erwartet Ihr Gegenüber auch nicht. Man will Sie einfach nur testen und je souveräner Sie mit solchen Prüfungen umgehen, desto mehr Pluspunkte sammeln Sie.

Auch über Ihre Meinung zu potenziellen Vorgesetzten und Arbeitskollegen wird man Sie wahrscheinlich befragen und die Fragen dazu könnten so aussehen:

  • Was zeichnet Ihrer Meinung nach gute Vorgesetzte und Mitarbeiter aus?
  • Was würden Sie besonders an Vorgesetzten und Arbeitskollegen schätzen und was würde Sie eher stören?

Mit diesen Fragen werden die Maßstäbe, die Sie bei der Beurteilung von Vorgesetzten und Kollegen ansetzen, beleuchtet. Auch hier können Sie mit der passenden Antwort wieder zeigen, dass Sie souverän mit schwierigen Fragen umgehen. Zeigen Sie mit Ihren Antworten, dass Sie sowohl Vorgesetzte als auch Kollegen sehr schätzen aber in der einen oder anderen Situation sicher auch einmal anderer Meinung sein werden. Hier kommt es auf die richtige Mischung an Respekt, Selbstbewusstsein und Loyalität an!

Es können noch jede Menge weiterer Fragen auf Sie zukommen, auf die Sie auch vorbereitet sein sollten. So ist für den Gesprächspartner möglicherweise auch der Grund für einen Studienwechsel oder der Wechsel der Universität von Bedeutung, sodass er Sie um eine Erklärung bittet. Was war der entscheidende Knackpunkt für Ihre berufliche Entwicklung und warum sind Sie diesen Weg gegangen? Welche außergewöhnlichen Erfolge haben Sie bisher aufzuweisen und wie kam es zu diesen besonderen Leistungen? Was könnten Sie zukünftig noch Außergewöhnliches leisten? Das alles sind zusätzliche Fragen, die für Personalentscheider von Interesse sein könnten. Für Sie als Bewerber ist es besonders wichtig, dass Sie sich im Verlauf des Interviews nicht durch provokative und unangenehme Fragen aus der Fassung bringen lassen, sondern ruhig und souverän antworten. Selbst wenn Sie einmal eine Frage anders beantworten, als es der Gesprächspartner erwartet hätte, ist das kein Grund zur Sorge. Es kommt nicht darauf an, dass Sie nur Dinge sagen, die andere hören wollen, sondern Sie müssen Ihre Antworten in erster Linie überzeugend präsentieren.

Persönlicher, familiärer und sozialer Hintergrund

In einem Vorstellungsgespräch werden Sie in der Regel nicht nur mit Fragen zu Ihrer beruflichen Entwicklung konfrontiert, sondern ebenso mit Fragen zu Ihrem persönlichen, familiären und sozialen Umfeld. Den Personalentscheider interessiert in diesem Zusammenhang vor allem, wer und wie Sie sind, mit wem Sie zusammenleben und wie Ihr erweitertes soziales Umfeld aussieht. Sie sollten sich also auf die Aufforderung, doch einmal etwas über sich selbst zu erzählen, einstellen und in der Lage sein, sich angemessen zu charakterisieren. Möglicherweise konfrontiert Ihr Gegenüber Sie auch mit der Frage, was man besser nicht über Sie erfahren sollte. Hier ist Vorsicht geboten, denn diese Fragen haben nur ein Ziel, nämlich Ihre Persönlichkeit einem umfassenden Test zu unterziehen und herauszufinden, ob Sie vielleicht auch irgendwelche ‚Leichen im Keller‘ haben. Es ist letztlich nichts weiter als ein Versuch, in Ihre Privatsphäre einzudringen und eventuell vorhandene dunkle Punkte in Ihrem Leben aufzudecken. Das ist für den Personalentscheider nur ein weiteres Puzzleteil hinsichtlich der zentralen Frage, ob Sie auch wirklich in das Unternehmen passen. Versuchen Sie bei solchen Fragen zuerst die berufliche Ebene anzusprechen und nur wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, Privates preiszugeben. Beginnen Sie einfach mit dem Studiengang, den Sie nach dem Abitur gewählt haben, und erklären Sie beispielsweise, warum Sie sich so entschieden haben. Gehen Sie auf eventuelle Praktika und besondere berufliche Erfahrungen, die Sie während Ihrer Studienzeit gemacht haben, ein, anstatt Ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Die nächsten Fragen könnten Ihre Stärken und Schwächen, Ihre Erfolge und Misserfolge im beruflichen sowie im privaten Bereich betreffen. Der Personalentscheider möchte so herausfinden, ob Sie sich glaubwürdig darstellen können oder ob sich in Ihrer Art der Selbstdarstellung Schwachpunkte aufdecken lassen. Gehen Sie an dieser Stelle auf Ihre beruflichen Stärken ein und präsentieren Sie Ihrem Gegenüber ein paar harmlose Alltagsschwächen, die für den Arbeitsplatz nicht weiter relevant sind. Ihre Persönlichkeit wird nun mit den Fragen, was Sie an anderen Menschen schätzen, was eher nicht und ob Sie Vorbilder haben, weiter durchleuchtet. Auch hier sollten Sie den Weg der Diplomatie wählen und nichts über andere aussagen, was Ihnen in Bezug auf Ihre Persönlichkeit negativ ausgelegt werden könnte, denn jedes Urteil über Ihre Mitmenschen enthält auch immer einen Hinweis auf Ihre eigene Persönlichkeit. Mit der Frage, warum man sich gerade für Sie entscheiden sollte, möchte der Gesprächspartner Ihr Selbstbewusstsein testen. Er versucht so herauszufinden, ob Sie die Fähigkeit besitzen, die für Sie sprechenden Eigenschaften hinsichtlich der ausgeschriebenen Arbeitsstelle klar und sinnvoll zusammenzufassen. Auf diese Frage sollten Sie auf jeden Fall gut vorbereitet sein und eine kurze aber überzeugende Antwort liefern. Überlegen Sie sich maximal drei Argumente, die Sie vorbringen können, und vermeiden Sie es unbedingt, einen ermüdend langen Vortrag über sich als den einzig wahren Kandidaten zu halten. Sie werden möglicherweise auch nach Ihren Hobbys gefragt, denn auch die Art und Weise, wie Sie Ihre Freizeit verbringen, sagt einiges über Ihre Persönlichkeit aus. Sport, kulturelle Aktivitäten und soziales Engagement kommen an dieser Stelle meist gut an aber versuchen Sie nicht einfach irgendwas zu sagen, nur um Ihrem Gegenüber zu gefallen, denn das könnte peinlich werden. Schwärmen Sie also nicht vom Lesen, wenn Sie Ihre Freizeit in Wirklichkeit gar nicht damit verbringen und auf weiteres Nachfragen Ihres Gesprächspartners hin nicht mal ein Genre nennen können, das Sie gerne lesen. Mit den Fragen, ob Sie lieber für sich alleine sind oder gerne etwas mit anderen unternehmen, lieber im Team oder alleine arbeiten und was Zusammenarbeit überhaupt für Sie bedeutet, versucht der Personalentscheider Ihre Teamfähigkeit zu überprüfen. Wird für den ausgeschriebenen Job ein Teamplayer gesucht, liegt Ihre Antwort klar auf der Hand – Sie sind natürlich ein Gruppenmensch. Aber mit dieser Antwort wird der Personalentscheider sich wahrscheinlich noch nicht zufriedengeben und weiter bohren. Mit welchen Menschen arbeiten Sie gerne und mit welchen weniger gerne zusammen? Hatten Sie schon einmal Probleme, mit jemandem zurechtzukommen? Mit wem hatten Sie Probleme und aus welchem Grund? Wie sind Sie damit umgegangen, welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen und wie haben Sie das Problem gelöst? Das sind Fragen, mit denen Ihr Gegenüber Ihr Konfliktlösungspotenzial ergründen möchte und die Sie auf keinen Fall mit ängstlichem Schweigen beantworten sollten. Jeder hat schon einmal mit anderen Personen Schwierigkeiten gehabt und das ist auch Ihrem Gesprächspartner klar. Sie müssen nur wissen, was Sie darüber preisgeben möchten und wie Sie das überzeugend hinbekommen. Rechnen Sie auch damit, dass der Personalentscheider Sie mit Fragen nach Situationen, die Ihnen privat oder beruflich Sorgen bereiten oder Sie wütend machen, konfrontiert. Das ist nichts anderes als ein psychologischer Test, der zeigen soll, ob er Sie mit provokativen Fragen verängstigen oder aus der Fassung bringen kann. Nennen Sie hier wieder belanglose Situationen wie etwa Ihren Lieblingsfußballklub, der gerade wieder ein Spiel verloren hat oder einen Kinofilm, der Ihnen nicht so gut gefallen hat wie erhofft. Darüber dürfen Sie sich getrost ein wenig ärgern, ohne sich damit in eine verfängliche Situation zu bringen. Wie Sie mit Kritik umgehen, möchte Ihr Gesprächspartner nun als Nächstes wissen, und auch hier will die Antwort gut überlegt sein. Es kommt immer darauf an, wer Sie wann, wie und warum kritisiert aber machen Sie deutlich, dass Sie angemessene Kritik schon vertragen. Die Frage nach Ihren ganz persönlichen Lebenszielen dient der Überprüfung, ob Sie überhaupt eine Lebensplanung haben und sich für die Zukunft Ziele gesetzt haben oder, ob Sie einfach nur nach dem Zufallsprinzip ‚es kommt wie es kommt‘ leben. Gehen Sie an dieser Stelle auf Ihre beruflichen Ziele ein und erklären Sie, dass Sie Leistung bringen und auch noch einiges dazulernen möchten, um in Ihrer beruflichen Entwicklung vorwärtszukommen. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Missstände – in der Welt, im Heimatland, an Ihrer Universität oder an Ihrem Arbeitsplatz? Ihre Antwort auf diese Frage wird Ihrem Gegenüber offenbaren, welche persönlichen Werte und Grundhaltungen Sie vertreten und wie es mit Ihrer Fähigkeit, auf angemessene Weise Kritik an Menschen oder Situationen zu üben, aussieht. Diese Frage ist ein weiterer Persönlichkeitstest – ist Ihre Kritikfähigkeit differenziert oder sind Sie ein notorischer Schwarzseher? Wie hoch ist Ihre Kritikbereitschaft gegenüber Ihrem Arbeitgeber, wie steht es mit Ihrer Loyalität? Weisen Sie auf allgemeine Missstände wie etwa Kriege, Umweltzerstörung, in Bezug auf das Heimatland vielleicht auf die Arbeitslosigkeitsrate und in Sachen Uni mit Zurückhaltung auf die noch nicht ganz so optimal organisierte Prüfungsabwicklung hin – das ist unverfänglich! Werden Sie beiläufig aufgefordert, doch einmal einen für Sie typischen Tagesablauf zu schildern, achten Sie wieder auf Ihre Glaubwürdigkeit. Hier geht es darum, was Sie von sich geben aber vor allem auch, wie Sie das tun, also ob Ihre Schilderung überzeugend rüberkommt und Positives hinsichtlich Ihrer Persönlichkeitsstruktur erkennen lässt. Entscheidend ist also nicht alles, was Sie am besagten Tag genau erlebt oder gemacht haben, sondern was Sie davon preisgeben und wie Sie es darstellen. Sie sollten sich vorher überlegen, was Ihr Kommunikationsziel und Ihre Botschaften sind und nicht etwa berichten, dass Sie wegen einer Party am Abend zuvor erst mittags aus den Federn gekommen sind und später im Waschsalon noch einen ehemaligen Freund getroffen haben. Das ist zu belanglos und nichtssagend und interessiert den Personalentscheider, bei dem Sie dadurch erheblich an Sympathie verlieren, nicht im Geringsten.


Weitere Fragen zu Ihrer Biografie könnten sich mit dem Grund für Ihre Berufswahl befassen, wie Sie sich Ihren Berufseinstieg überhaupt vorstellen und welche Aufgabenschwerpunkte Sie künftig für sich einplanen. Hinsichtlich Ihrer Persönlichkeit könnte der Personalentscheider Sie fragen, welche interessanten Informationen Sie aus Ihrem Privatleben noch liefern können, wie Sie Ihre Freizeit gestalten und welche Prioritäten Sie dabei setzen. Zur Überprüfung Ihrer Selbsteinschätzung könnte er wissen wollen, wie Sie Ihre eigenen Stärken und Schwächen im Vergleich zu anderen Absolventen einschätzen und wo Sie noch Lern- und Optimierungsbedarf haben.

  • Welchen Stellenwert nimmt der berufliche Erfolg in Ihrem Leben ein und was wollen Sie dafür tun?

Als Nächstes wird Ihr familiäres Umfeld hinterfragt, wie also sieht Ihre aktuelle Lebenssituation aus, mit wem leben Sie zusammen oder sind Sie sogar verheiratet? Eigentlich sind das private Begebenheiten, die den Arbeitgeber nichts angehen, aber dennoch wird oftmals danach gefragt. Er möchte auf diese Weise herausfinden, aus welchem Milieu Sie kommen, in welchen sozialen Verhältnissen Sie leben. Hier sollten Sie gar nicht so sehr ins Detail gehen, denn Sie müssen sich nicht rechtfertigen, warum Sie verheiratet sind und womöglich schon Kinder haben oder eben nicht – das ist Ihre Sache! Jüngere Kandidaten werden auch häufig nach dem Beruf der Eltern oder Geschwister gefragt, um mögliche Einflüsse oder Verbindungen hinsichtlich Ihrer Berufswahl aufzudecken. Falls Sie familiäre Vorbilder für Ihre Berufswahl benennen können, ist das auch nicht unbedingt ein Nachteil. Leben Sie in einer festen Partnerschaft oder Ehe, sollten Sie auf die Frage, was Ihr Lebenspartner von Ihren beruflichen Plänen hält, die manchmal ja auch mit einem Umzug oder ungünstigen Arbeitszeiten verbunden sind, vorbereitet sein. Sie sollten überzeugend positiv auftreten und deutlich machen, dass alle Punkte mit Ihrem Partner geklärt sind und es keine Hindernisse gibt, wie es der Personalentscheider möglicherweise befürchtet. Beantworten Sie die Frage nach Ihrer familiären Zukunftsperspektive auch nicht zu detailliert, sondern stellen Sie klar, dass zunächst einmal der Berufseintritt Priorität hat.

Den Personalentscheider interessiert auch Ihr Engagement in speziellen Bereichen, da er so Ihren sozialen Hintergrund überprüfen kann. Engagieren Sie sich politisch oder setzen Sie Ihre Prioritäten eher im sozialen Bereich? Bevor Sie die Antwort auf diese Frage liefern, sollten Sie sich gut überlegen, ob Ihr besonderes Engagement in das positive Bild, das Sie in Bezug auf die ausgeschriebene Position bisher von sich entworfen haben, passt. Die Verbindung zu anderen Menschen wird in der Regel auch hinterfragt, denn Ihr Freundeskreis sagt auch jede Menge über Ihre eigene Persönlichkeit aus. Alles, was Sie dazu sagen, lässt auch Rückschlüsse auf Ihre eigene Wesensart zu. Was machen Sie gerne mit anderen zusammen und was lieber alleine? Mit dieser Frage werden Kommunikations- und Teamfähigkeit oder gegebenenfalls auch Führungsqualitäten überprüft. Sind Sie ein Einzelkämpfer oder passen Sie sich eher an und fügen sich gut in ein bestehendes Team ein? Wenn Sie mit Ihrer Antwort auf der sicheren Seite sein wollen, wählen Sie wieder einmal die goldene Mitte und erklären, dass Sie beispielsweise gerne Sport mit anderen machen oder gemeinsam mit Freunden eine Veranstaltung besuchen, aber sich auch gerne mal alleine mit einem guten Buch zurückziehen.

Es kommt bei allen Fragen nur darauf an, dass Sie gut vorbereitet sind und sich genau klar machen, was Sie preisgeben möchten und wie Ihr Gesprächspartner Ihre Worte möglicherweise interpretieren und welche Rückschlüsse er daraus ziehen könnte. Wenn Sie das beherzigen, laufen Sie auch nicht Gefahr, zu viel über sich zu offenbaren und so auf die eine oder andere Fangfrage hereinzufallen.

Der Gesundheitsaspekt

Machen Sie sich auch darauf gefasst, dass Ihr Interviewpartner Sie möglicherweise über gesundheitliche Aspekte ausfragt. Er wird Sie gegebenenfalls nach früheren Krankheiten, aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen, Schwangerschaft oder Unfallfolgen fragen. Dabei geht es dem Personalentscheider um Ihre uneingeschränkte physische und psychische Leistungsfähigkeit, die er natürlich nicht durch berufsrelevante Beeinträchtigungen gefährdet sehen möchte. Natürlich ist jeder einmal krank, aber machen Sie nur deutlich, dass in Ihrem Fall keine berufsrelevanten Einschränkungen vorliegen. Ob Sie nun an irgendeiner Kleinigkeit leiden, die für Ihren Beruf völlig unbedeutend ist, geht den Arbeitgeber nichts an, denn er ist nicht Ihr Arzt. Der Arbeitgeber darf sich zwar nur nach aktuellen Erkrankungen erkundigen, die sich auf Ihre berufliche Leistungsfähigkeit auswirken, aber dennoch werden bei Gesundheitsfragen oftmals die rechtlich zulässigen Grenzen überschritten. Sie müssen also nichts von früheren Operationen oder Unfällen preisgeben und auch keine Spekulationen äußern, wie oft Sie gemessen am letzten Jahresdurchschnitt wohl wieder mit einem grippalen Infekt zu rechnen haben. Manche Personalentscheider stellen Fangfragen, mit deren Hilfe sie Ihren Gesundheitszustand im Hinblick auf mögliche Fehlzeiten überprüfen möchten. Werden Sie also gefragt, ob Sie einen Hausarzt haben und wie häufig Sie im letzten Jahr beim Arzt waren, müssen Sie nicht die ganze Litanei an Arztbesuchen aufzählen. Nahezu jeder Mensch hat einen Hausarzt und allein vorbeugende Kontrollbesuche führen schon dazu, dass die meisten Menschen hier und da einmal den Arzt aufsuchen. Mehr müssen Sie auch gar nicht preisgeben, solange Sie für Ihren künftigen Job voll einsatzfähig sind.Enter your text here...

Berufliche Kompetenz und Eignung

Nachdem Sie die Fragen zu Ihrem beruflichen Werdegang, den Motiven Ihrer Bewerbung und Ihrem persönlichem Hintergrund beantwortet haben, geht es im Folgenden um Ihre berufliche Kompetenz und die damit verbundene Eignung für die ausgeschriebene Arbeitsstelle. Der Personalentscheider möchte testen, wie Ihr aktueller Wissensstand hinsichtlich der von Ihnen gewählten Branche aussieht, also, ob Sie auch wirklich kompetent mitreden können. Sie müssen damit rechnen, dass Ihre Branchenkenntnisse überprüft werden, indem man Sie bittet, etwas über Marktsituation, branchenspezifische Probleme, Ihnen bekannte Stärken und Schwächen des Arbeitgebers oder über aktuell interessante Diskussionen zum Thema zu berichten. An diesem Punkt bewähren sich gute Vorbereitung und fleißige Recherche vor dem Vorstellungsgespräch. Sollten Sie trotz guter Vorbereitung einmal nicht wissen, worum es bei der Ihnen gestellten Frage geht, teilen Sie Ihrem Gegenüber das ruhig mit. Sie sollten umfangreiche Kenntnisse besitzen, aber müssen nicht alles wissen, und wenn sich bei einer Frage einmal eine kleine Wissenslücke auftut, ist das kein Beinbruch. Im Gegenteil, Ihre Ehrlichkeit macht Sie sympathisch und genauso gut kann es sich bei einer Frage, mit der Sie gar nichts anfangen können, auch um eine Fangfrage handeln, mit der man tatsächlich nur Ihre Ehrlichkeit testen möchte. In der Regel werden Ihnen zwischendurch auch immer mal wieder provokative Fragen gestellt, um Ihren Umgang damit zu überprüfen. Der Gesprächspartner könnte Sie beispielsweise darauf hinweisen, dass die Experten für Ihr Fachgebiet doch ganz woanders zu finden sind, als an Ihrer Uni und Sie vor diesem Hintergrund fragen, warum Sie sich trotzdem für diese Lehreinrichtung entschieden haben. Doch davon sollten Sie sich nicht beirren lassen, denn würde Ihr Gesprächspartner Ihre Wahl wirklich als völlig falsch betrachten, hätte er Sie schließlich nicht zum Interview eingeladen. Sie könnten beispielsweise an dieser Stelle seine Einschätzung mit der Begründung, seine Sichtweise besser verstehen zu wollen, noch ein wenig hinterfragen, anstatt gleich heftigen Widerstand gegen seine Meinung zu leisten. Mit der Frage nach den Aufgabenschwerpunkten, die Sie sich für die Zukunft gesetzt haben, möchte der Personalentscheider herausfinden, ob Sie kompetent planen können. Vor allem möchte er in Erfahrung bringen, ob Ihre geplanten Ausbildungsschwerpunkte zur ausgeschriebenen Arbeitsstelle passen und dort auch wirklich integrierbar sind. Möglicherweise werden Sie auch gefragt, wie es zur Themenwahl für Ihre Abschlussarbeit kam und ob Sie Ihre Arbeitsergebnisse einmal in Kurzform präsentieren können. Ihren Gesprächspartner interessiert jetzt besonders, ob Sie in der Lage sind, auf diese plötzliche ‚Kursänderung‘ adäquat zu reagieren und Ihre Arbeitsergebnisse kurz und überzeugend zu referieren. Haben Sie durch die Planung und Gestaltung Ihrer Abschlussarbeit Kompetenz bewiesen und lässt sich diese wiederum in eine sinnvolle Relation zum angebotenen Arbeitsplatz setzen? Jetzt sind Sie gefragt, in einem Kurzreferat, das maximal fünf Minuten in Anspruch nehmen sollte, eine Übersicht über Ihre Arbeitsergebnisse zu liefern. Stellen Sie dabei einen Bezug zur angebotenen Stelle her und vermitteln Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie während des Studiums nichts dem Zufall überlassen, sondern alles mit Blick auf Ihre berufliche Zukunft geplant haben. Fragt Ihr Gesprächspartner Sie nach Fachliteratur, mit der Sie sich in letzter Zeit befasst haben, möchte er überprüfen, ob Sie sich ernsthaft vorbereitet haben und das auch überzeugend nachweisen können. Hier können Sie beispielsweise auch einfach ein Fachthema vorbringen, mit dem Sie sich während Ihrer Prüfungsvorbereitung auseinandergesetzt haben, ohne Letzteres explizit zu erwähnen. Möglicherweise werden Sie auch nach eventuell vorhandenen Defiziten in Ihrem Fachbereich gefragt, die Sie unbedingt noch beheben sollten. Der Personalentscheider möchte Sie mit dieser Frage wieder einmal etwas provozieren, um zu sehen, wie Sie mit Kritik und Provokation umgehen. Geben Sie also keine frechen Widerworte an dieser Stelle, sondern stimmen Sie ihm einfach dahin gehend zu, dass es sicher noch einiges gibt, das Sie lernen und verbessern müssen. Machen Sie deutlich, dass Sie das ganze Leben als Lernprozess sehen und dass sich jeder ständig weiterentwickeln muss – so signalisieren Sie Lernbereitschaft. Nun folgt in der Regel eine Überprüfung Ihrer Selbsteinschätzung und Ihrer Fähigkeit, sich optimal zu präsentieren. Der Gesprächspartner könnte Ihnen beispielsweise mitteilen, dass er noch nicht ganz von Ihnen als geeigneten Kandidaten überzeugt ist und Sie fragen, warum Sie selbst sich überhaupt für geeignet halten. Was spricht als beste Besetzung für die ausgeschriebene Stelle für und was gegen Sie? Sie sind natürlich gut vorbereitet und geben eine kurze Zusammenfassung aller Argumente, die für Sie sprechen und natürlich fallen Ihnen kaum Argumente ein, die gegen Sie sprechen. Nennen Sie hier höchstens 1-2 harmlose Gegenargumente, die für den Job keine weitere Bedeutung haben. Ebenso könnte man Sie auch fragen, was Sie machen, wenn Sie den Arbeitsplatz am Ende nicht bekommen, um Ihren Umgang mit Niederlagen zu testen. Wählen Sie hier wieder die goldene Mitte und erklären Sie, dass Sie zwar enttäuscht wären, aber die Entscheidung natürlich akzeptieren würden. Die Demonstration völliger Zerknirschtheit über die Absage sollten Sie sich unbedingt verkneifen.

Weitere Testfragen zum Unternehmen, bei dem Sie sich beworben haben, könnten folgendermaßen lauten:

  • Wie beurteilen Sie den Markt, in dem sich das Unternehmen bewegt und wie sehen Sie die Wettbewerbssituation?
  • Welche aktuellen Trends zeichnen sich Ihrer Meinung nach ab?
  • Welchen Beitrag könnten Sie selbst in der aktuellen Situation für das Unternehmen leisten?
  • Welche Position streben Sie dabei in Zukunft an?

Auch zu Ihrer persönlichen beruflichen Orientierung und Strategie kommen ganz sicher noch einige Fragen auf Sie zu:

  • Wie sehen Ihre beruflichen Leitbilder aus und welche Strategie verfolgen Sie im beruflichen Alltag?
  • Wie würde Ihr Beitrag zur unternehmerischen Strategieentwicklung aussehen?
    Welche Ansprüche haben Sie an das Unternehmen und die Aufgabe, die Sie übernehmen möchten?
  • Sind Sie bereit, Kompromisse einzugehen und wenn ja, wie könnten diese Ihrer Meinung nach aussehen?

Auf diesen Abschnitt des Fragenkataloges sollten Sie also ebenfalls gut vorbereitet sein und adäquat antworten, bevor es schließlich mit Fragen zu berufsrelevanten Themen weitergeht. Dazu gehören sowohl Fragen zu Ihrer sozialen und strategischen Kompetenz als auch zu Ihrer Problemlösungs- und Führungskompetenz. Beginnen wir zunächst mit den möglichen Fragen, die Ihre soziale Kompetenz, also Ihre Persönlichkeit betreffen. Der Personalentscheider möchte an dieser Stelle wissen, wie Sie sich selbst hinsichtlich Ihrer persönlichen Eigenschaften und Merkmale einschätzen, wie realistisch Ihre Einschätzungen vor allem in Bezug auf Ihre Stärken und Schwächen sind. Wie reagieren Sie auf harte oder sogar ungerechte Kritik? Sind Sie zuverlässig, tatkräftig und dynamisch und welche dieser Eigenschaften hat Priorität für Sie? Auch Ihre Meinung zur Vorbildfunktion von Führungskräften und eventuell vorhandene Vorbilder, die möglicherweise Einfluss auf Ihre eigene persönliche und berufliche Entwicklung hatten, werden Ihren Gesprächspartner interessieren. Sind Sie selbst überhaupt in der Lage, Ihre Vorbildrolle zu erfüllen und welche Eigenschaften sollten Mitarbeiter besser nicht von Ihnen übernehmen? Welche Vorbildfunktion möchten Sie mit Ihrem Team im Unternehmen erfüllen? 

Mit den folgenden Fragen überprüft der Personalentscheider, ob Sie stressresistent sind und auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren:

  • Welche Situationen haben Sie schon einmal so richtig unter Stress gesetzt, warum ist das passiert und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Wie kompensieren Sie Stimmungsschwankungen, die jeder hin und wieder durchlebt?

Zuverlässigkeit und Loyalität sind wichtige Eigenschaften, die der potenzielle Arbeitgeber bei den Kandidaten voraussetzt, sodass er auch danach fragen wird:

  • Wie erleben Kollegen Sie bezüglich Ihrer Verlässlichkeit, warum ist das so und was wäre noch verbesserungsfähig?
  • Gäbe es für Sie irgendwelche Gründe, einmal nicht Ihr Wort zu halten und getroffene Vereinbarungen wieder zurückzunehmen?
  • Würden Sie sich als loyal bezeichnen und wo hat Ihre Loyalität möglicherweise ihre Grenzen?
  • Könnte es Situationen geben, die Sie so richtig wütend machen und wie lösen Sie solche Konflikte?
  • Sind Sie schon einmal in einen echten Gewissenskonflikt geraten und wenn ja, wie sind Sie in dieser Situation damit umgegangen?
  • Wo sehen Sie die Grenzen Ihrer Leistungsbereitschaft?

Wenden wir uns nun Ihrer sozialen Kompetenz, also Ihrer Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit zu – dazu gibt es auch jede Menge Fragen, die den Personalentscheider brennend interessieren. Wichtig ist zunächst, welchen Stellenwert Sie selbst der Kommunikationsfähigkeit eines Mitarbeiters beimessen und wie Sie Ihren eigenen Kommunikationsstil sehen: 

  • Welchen Stellenwert hat Überzeugungskraft für einen Vorgesetzten und wie gehen Sie selbst vor, wenn Sie Ihr Gegenüber überzeugen möchten?
  • Wie interagieren Sie mit unterschiedlichen Gesprächspartnern und welche Vorgehensweisen kennen Sie?
  • Welche Typologien sind Ihnen bekannt und mit welchem Typus kommen Sie besser oder weniger gut klar und warum ist das so?
  • Wie wollen Sie vorgehen, um Ihre Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden zu überzeugen und welche Hilfsmittel nutzen Sie, um Ihre Zuhörer noch besser zu erreichen?
  • Welche überzeugenden Argumente haben Sie für die Produkte oder Dienstleistungen Ihres Arbeitgebers?

Doch nicht nur Ihre Überzeugungskraft ist für den potenziellen Arbeitgeber von höchster Bedeutung, sondern auch die Frage, wie Sie mit Einwänden gegenüber Ihrer Argumentation seitens der Kunden umgehen oder wie Sie reagieren, wenn Sie eine Neuerung einführen wollen, die bei Ihren Kollegen oder Vorgesetzten auf Widerstand stößt.

  • Wie lösen Sie Probleme etwa mit dem Betriebsrat, einem Vorgesetzten, Mitarbeiter oder Kunden und wie können Sie solchen Schwierigkeiten mit diesen unterschiedlichen Funktionsträgern vorbeugen?
  • Wie bereiten Sie sich auf ein schwieriges Gespräch vor, welche Überzeugungserfolge können Sie schon nachweisen und gab es auch Misserfolge in der Vergangenheit?
  • Wie schaffen Sie es in Ihrem privaten Umfeld, Menschen von Ihrer Meinung und Ihren Anliegen zu überzeugen?

Hinsichtlich Ihrer Kooperationsfähigkeit interessiert den Personalentscheider in erster Linie, welche Aufgaben Sie lieber alleine und welche eher im Team erledigen und wie sie zu dieser Unterscheidung kommen. Wie treffen Sie Entscheidungen, wie erreichen Sie eine optimale Zusammenarbeit und sind Sie kompromissfähig? Weiterhin möchte er vorab herausfinden, wie konfliktfähig Sie sind, also wie Sie mit Schwierigkeiten umgehen und welche Stärken und Schwächen Sie in Konfliktsituationen zeigen. Wie können Sie Ihre Konfliktlösungskompetenz noch verbessern und wie gelingt es Ihnen, die Stimmungslage Ihres Gegenübers zu erkennen und darauf einzugehen? Ihr Gesprächspartner wird Sie möglicherweise auch fragen, wie Sie die Zusammenarbeit in Ihrem letzten Team und mit den Vorgesetzten, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, beurteilen. Das alles sind letztlich auch wichtige Kriterien für den zukünftigen Job, um den Sie sich beworben haben.

Bei der Überprüfung Ihrer Problemlösungskompetenz geht es um Ihre Fähigkeit, logisch und systematisch zu denken und zu handeln, Ihre kognitive Flexibilität sowie um Ihre Bereitschaft, sich zu verändern und Innovationen mit kreativem Denken zu begegnen. Der Personalentscheider möchte wissen, welche Problemlösungstechniken Sie beherrschen, wie Sie in schwierigen Situationen zu einer Entscheidung kommen, und wird Sie möglicherweise bitten, Ihre Aussage mithilfe eines Beispiels aus Ihrem Leben zu unterstreichen. Wichtig ist ihm auch, wie Sie Ihre Vorhaben planen, Ihre Ideen in die Tat umsetzen und was Sie daraus für die Lösung zukünftiger Probleme lernen oder schon gelernt haben. Sie sollten die Marktentwicklung für die Produkte oder Dienstleistungen des potenziellen Arbeitnehmers einschätzen können und ein paar Ideen haben, wie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auch in Zukunft gesichert werden könnte. In Stresssituationen sollten Sie den Überblick behalten und wissen, worauf es bei wichtigen Entscheidungen ankommt. Was verstehen Sie selbst unter analytischem Denken und wie können Sie dieses am besten in der Praxis anwenden? Wie gehen Sie an neue Aufgaben heran, welche Prioritäten setzen Sie, und planen Sie alles nach dem Prinzip der Logik oder sind Sie eher ein Mensch, der nach dem Bauchgefühl entscheidet? Sind Sie kreativ und innovativ, wie also kommen Sie mit Veränderungen klar? Das ist ein wichtiges Kriterium, denn Veränderungen und Weiterentwicklung bestimmen das Berufsleben, wobei es aber auch Faktoren gibt, die in Ihrem Berufsalltag eine Konstante bleiben sollten. Hier wird der Personalentscheider hinterfragen, welche Neuentwicklungen und Veränderungen Sie als positiv einschätzen und wo Sie Veränderungen eher als negativ betrachten würden. Ihre kognitive Flexibilität wird ebenfalls auf die Probe gestellt. Ihr Gesprächspartner möchte wissen, welchen Wissensstand Sie aktuell besitzen, welche Erfahrungen Sie geprägt haben und wie Sie sich Ihr neues Aufgabengebiet vorstellen. Er wird auch Ihre Ansprüche überprüfen und Ihnen die Frage stellen, ob Sie eher zu einer Kombination aus hohem Qualitätsanspruch, Gründlichkeit und Begeisterungsfähigkeit tendieren oder Schnelligkeit und Experimentierfreude für wichtiger halten. Lernbereitschaft ist ihm ebenfalls wichtig, denn das ist Voraussetzung für die Akzeptanz von Innovationen und Weiterentwicklungen im Arbeitsleben.

Strategische Kompetenz setzt Organisationstalent und die Fähigkeit zur Selbststeuerung voraus und ist für jede Art von beruflicher Herausforderung äußerst wichtig. Um etwas über Ihre Organisationsfähigkeit herauszufinden, ist für den potenziellen Arbeitgeber vor allem interessant, wie Sie Ihren Arbeitsalltag strukturieren, welche Prioritäten Sie in Ihrem Arbeitsbereich setzen und wie Sie es schaffen, sich auch in schwierigen Situationen einen Überblick zu verschaffen. Er könnte Sie in diesem thematischen Zusammenhang auch nach Ihrem größten organisatorischen Erfolg und Misserfolg fragen und auch hier sollten Sie wohl überlegt antworten. Für Unternehmer ist meist auch Ihre Koordinationsfähigkeit hinsichtlich beruflicher und privater Planung, das heißt wie Sie alles unter einen Hut bekommen, wichtig. Optimales Terminmanagement, Flexibilität bei kurzfristigen Terminänderungen und gut durchorganisierte Arbeits- und Vorgehensweisen sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Erledigung aller anstehenden Aufgaben. Die Fähigkeit zur Selbststeuerung umfasst die Planung der Arbeitswoche, also die Festlegung Ihrer Hauptziele, der Prioritäten und der Hilfsmittel, mit denen Sie Ihre Ziele erreichen wollen. Haben Sie ein gutes Selbstmanagement vorzuweisen oder gibt es dabei noch Optimierungsbedarf? Wie schätzen Sie selbst Ihren Arbeitsstil ein und was ist hier noch verbesserungsfähig?

Die folgenden Fragen befassen sich mit Ihrer potenziellen Führungskompetenz:

  • Wie schätzen Sie Ihr berufliches Entscheidungsverhalten ein und wie gehen Sie überhaupt an Entscheidungen heran, treffen Sie diese eher intuitiv oder aufgrund von bestehenden Fakten?
  • Was tun Sie, wenn Ihnen eine zügige Entscheidung abverlangt wird und wie reagieren Sie, wenn Ihre Entscheidung am Ende kritisiert wird?
  • Gab es schon einmal von Ihnen getroffenen Entscheidungen, die Sie wieder zurücknehmen mussten und welche Konsequenzen hatte das für Sie?
  • Haben Sie aus dieser Situation für die Zukunft etwas gelernt, das Sie für Ihre neue Aufgabe verwenden können?

Der Personalentscheider möchte mit diesen Fragen herausfinden, ob es für Sie wichtig ist, jederzeit die Kontrolle über berufliche Situationen zu behalten und ob Sie bestimmte Strategien haben, mit denen Sie das erreichen können. Sie sollten als idealer Kandidat in der Lage sein, Störungen im Arbeitsablauf zu beheben und in jeder noch so schwierigen Situation Unterstützung zu leisten. Das sind am Ende zwar erschreckend viele Fragen, die über Sie hereinbrechen könnten, aber dennoch ist das kein Grund zur Sorge, denn bei guter Vorbereitung kommen Sie problemlos durch diesen Fragenkatalog. Letztlich will der Personalentscheider Sie damit nicht ärgern, sondern er erstellt auf diese Weise ein möglichst vollständiges Persönlichkeitsprofil, um feststellen zu können, ob Sie auch wirklich der optimale Kandidat für die ausgeschriebene Stelle sind. Das ist auch legitim, denn er übergibt Ihnen immerhin die Verantwortung für einen bestimmten Bereich seines Unternehmens, wenn er Sie einstellt und das erfordert Vertrauen. Vertrauen lässt sich aber nur zu Personen aufbauen, die man schon ganz gut kennt und wie sollte er Sie beim ersten Treffen kennenlernen, wenn nicht mithilfe dieser vielen verschiedenen Fragen. Hier kann man nur sagen – gute Vorbereitung ist alles!

Frage- und Antworttechniken

Im Vorstellungsgespräch kommt es für Sie als Bewerber vorrangig darauf an, dass Sie die Ihnen gestellten Fragen geschickt und überzeugend beantworten. Sie haben zwar keinen hundertprozentigen Einfluss auf den gesamten Gesprächsverlauf, können aber durch kompetente Antworten, Kommentare und Fragen einiges zu einem positiven Ablauf beitragen. Wichtig ist für Sie zunächst die Information über die geplante Dauer des Interviews, denn es macht einen Unterschied, ob Sie zwanzig Minuten Zeit haben oder ob man eine ganze Stunde für das Gespräch mit Ihnen vorgesehen hat.

Gibt man Ihnen Gelegenheit, Fragen zu stellen, können Sie das in adäquatem Rahmen auch nutzen aber ansonsten sollten Sie während des Gesprächs eine defensive Haltung einnehmen. Beantworten Sie die Fragen Ihres Gegenübers und versuchen Sie stattdessen nicht etwa die Rollen zu vertauschen und Ihren Gesprächspartner ständig mit Gegenfragen zu bombardieren.

Haben sie nicht allzu viel Zeit für das Interview, stellen Sie sicher, dass Sie die Fragen des Personalentscheiders kurz und knapp aber dennoch überzeugend beantworten. Tendenziell hören Sie im Gesprächsverlauf sowieso mehr zu als selbst zu reden und dabei gilt die Grundsatzregel – hören Sie Ihrem Interviewpartner aufmerksam zu! Wenn Sie Zwischenbemerkungen von sich geben, um die Worte Ihres Gegenübers zu bestätigen, dann achten Sie darauf, dass dies an passender Stelle geschieht. Oft erzielen Sie die gleiche Wirkung auch schon mit einem verständnisvollen Nicken, das Ihrem Gesprächspartner zeigt, dass Sie seine Aussagen verstehen. Hier spricht man von positiver Verstärkung, die Ihnen in der Regel jede Menge Sympathiepunkte bei Ihrem Gesprächspartner verschafft, wenn Sie diese Methode richtig beherrschen. Doch versteifen Sie sich nicht auf diese Art von Gesprächsverlauf, denn es kann auch umgekehrt passieren, dass man Sie 80 Prozent der Zeit Rede und Antwort stehen lässt. Darauf sollten Sie dann im Ernstfall auch gefasst und entsprechend vorbereitet sein.

Meist haben Sie die Möglichkeit, schwierigen Fragen von zwei Ebenen aus zu begegnen, nämlich von der beruflichen und der privaten Ebene. Werden Sie also gefragt, worin Ihre Stärken liegen, würden Sie mit ziemlicher Sicherheit schon automatisch auf beruflicher Ebene antworten, während es bei der Frage nach Ihren Schwächen wiederum geschickt wäre, die private Ebene zu wählen. Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob Sie Ihrem Gegenüber erzählen, dass Sie nicht gerade fit am PC sind oder dass Sie privat Ihr soziales Umfeld manchmal etwas nerven, weil Sie zu Hause beispielsweise zu viele Haushaltsutensilien horten. Letzteres wirkt sich in keiner Weise negativ auf Ihre Chancen beim Interview aus, die mangelhaften PC-Kenntnisse aber in der Regel schon.

Auch die Frage, wie Sie sich einen gesunden Ausgleich zur Arbeit verschaffen, beantworten Sie auf privater Ebene und erklären beispielsweise, dass Sie mithilfe sportlicher Aktivitäten neue Energie tanken. Ihre Aufgabe ist es, die Gratwanderung zwischen beiden Antwortebenen sicher zu beherrschen und das ist nicht ganz einfach. Sie müssen letztlich bei jeder einzelnen Frage selbst erkennen, von welcher Ebene aus Sie diese sinnvollerweise beantworten sollten. Es spielt dabei keine große Rolle, was Ihr Gegenüber gerade erwartet, denn Sie dürfen durchaus bei einer Antwort einmal auf die private Ebene ausweichen, auch wenn der Personalentscheider eher eine Antwort aus beruflicher Perspektive erwartet hätte. Das ist Ihr gutes Recht und hilft Ihnen gerade bei schwierigen Fragen, etwas Zeit zu schinden, ohne gleich eine Antwort schuldig zu bleiben. Werden Sie also gefragt, in welchen Bereichen Sie noch unzufrieden mit sich sind, könnten Sie beispielsweise erklären, dass Sie gerade die Sprache Ihres Lieblingsreisezieles erlernen, Ihnen das aber nicht schnell genug geht. Damit richten Sie hinsichtlich des weiteren Interviews keinen Schaden an und haben sich so ganz geschickt aus der Affäre gezogen.

Während des Vorstellungsgespräches werden Sie ziemlich sicher auch darum gebeten, etwas über sich zu erzählen, denn Ihr Gegenüber möchte Sie ja schließlich etwas besser kennenlernen. Diese Frage ist bei Personalentscheidern höchst beliebt, denn sie lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Hier ist die Kreativität der Bewerber gefragt, denn Sie kommen an dieser Stelle nicht um eine ausführlichere Darstellung Ihrer persönlichen Eigenheiten, Vorlieben und Talente herum.

Aber Vorsicht – ausführlichere Darstellung heißt nicht, dass Sie auf diese nett verpackte Frage mit Ihrer gesamten Lebensgeschichte antworten. Solche Fragen verleiten Bewerber dazu, viel zu weit auszuholen und Informationen zu offenbaren, die den Personalentscheider gar nichts angehen. Außerdem würden Sie damit auch Ihre Unfähigkeit demonstrieren, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Auf solche Fragen sollten Sie sich gut vorbereiten und hinsichtlich Ihrer Antworten immer im Blick behalten, welches Bild Sie von sich liefern und welche Hauptbotschaften Sie vermitteln möchten.

Natürlich könnte der Interviewpartner seine Fragen generell auch als einfache, mit Ja oder Nein zu beantwortende Fragen formulieren aber damit würde er es den Bewerbern zu leicht machen und das würde ihn auch nicht an sein Ziel bringen. Wenn er Sie fragt, ob Sie während Ihres Studiums einmal irgendwelche persönlichen Schwierigkeiten hatten, würden Sie logischerweise mit ‚Nein‘ antworten und das wär’s. Doch Ihr Gegenüber möchte ja herausfinden, ob Sie stressresistent sind oder eher Prüfungsangst haben – also formuliert er die Frage so, dass Sie Erklärungen liefern müssen. Er würde Sie demnach fragen, mit welchen persönlichen Schwierigkeiten Sie sich während des Studiums herumgeplagt haben. Diese Fragestellung provoziert mehrere Antwortsätze, was oft dazu führt, dass der Bewerber in Rechtfertigungen oder Selbstanklagen abgleitet und am Ende wesentlich mehr von sich preisgibt, als er eigentlich wollte.

Alternativ könnte die Frage auch lauten: „Wie haben Sie es erfolgreich geschafft, persönliche Schwierigkeiten, die man während des Studiums im Allgemeinen so hat, zu überwinden?“ Hier werden Ihnen vorhandene Schwierigkeiten mithilfe einer wohlwollend klingenden und positiv verpackten Frage sozusagen in den Mund gelegt. Indem der Personalentscheider Ihnen verbal zutraut, dass Sie solche Probleme erfolgreich gelöst haben könnten, treten die persönlichen Schwierigkeiten, auf die er aber eigentlich hinaus will, aus Sicht des Bewerbers in den Hintergrund. Das ist eine Falle, denn an dieser Stelle lassen sich die Kandidaten oftmals dazu verleiten, Informationen preiszugeben, die Sie im Vorstellungsgespräch besser für sich behalten hätten.

Personalentscheider, die diese Fragetechnik perfekt beherrschen, bekommen in der Regel fast alles aus Ihren Bewerbern heraus, was Sie wissen möchten. Sie beherrschen meist auch das Handwerk, positive Fragestellungen in negative Formulierungen umzukehren. So kann die Frage, wo Sie für sich noch Entwicklungsmöglichkeiten sehen, auch negativ gestellt werden. Das heißt, Sie werden im Umkehrschluss nach Ihren Defiziten befragt, an denen Sie noch arbeiten müssen. Über Ihre potenziellen Entwicklungsmöglichkeiten können Sie sicher jede Menge berichten, während die Frage nach Ihren Defiziten eher heikel ist, aber dennoch geschickt von der privaten Ebene aus beantwortet werden kann.

Fragen, die sich mit den wichtigsten Zielen in Ihrem Leben befassen, sollten Sie immer in Bezug auf den angestrebten Arbeitsplatz und die damit verbundenen Aufgaben beantworten. Auf umfangreiche Ausführungen aus Ihrem Privatleben sollten Sie hier verzichten, obwohl der Personalentscheider mit seiner Frage vielleicht genau darauf zielt.

Fragetechniken

Es gibt ein gezieltes Abfragemodell, die sogenannte STARS-Methode, mit dem Personalentscheider durch eine systematische Befragung bestimmte Verhaltens-, Kompetenz- und Persönlichkeitsmerkmale der Bewerber zu ergründen versuchen. Der Begriff S (=Situation) T (= Task) A (=Aktion) R (=Resultat) S (=Selbstreflexion) resultiert aus folgenden Fragen:

  • Wie war die Situation bzw. Ausgangslage?
  • Was war der Task oder die besondere Herausforderung?
  • Wie sah Ihre Aktion, Ihre Vorgehensweise (Handlung) aus?
  • Was war das Resultat/Ergebnis?
  • Wie beurteilen Sie im Nachhinein die Situation? Kritische Selbstreflexion? Was würden Sie heute anders machen, was haben Sie daraus gelernt?

Für Sie als Bewerber ist es durchaus sinnvoll, sich nach der SARS-Methode mit den eigenen Handlungsweisen auseinanderzusetzen. Ihr Gesprächspartner verfolgt mit seinen Fragetechniken schließlich ganz bestimmte Ziele. Er möchte herausfinden, ob Sie für sein Unternehmen ein brauchbarer Leistungsträger sein könnten oder ob er Sie eher als Problemfall betrachten und besser vorab schon aussortieren sollte. Ebenso möchte er überprüfen, ob Sie über Managementkompetenzen verfügen und möglicherweise als potenzielle Führungskraft infrage kommen, sodass es sich für ihn lohnt, Sie im Rahmen firmeninterner Trainingsmaßnahmen zu fördern.

Es gibt verschiedene Arten von Fragen, die wir uns im Folgenden genauer anschauen werden:

  • Faktenfragen
  • Erzählfragen
  • Beurteilungs- / Bewertungsfragen
  • Handlungsfragen

Beginnen wir mit den Faktenfragen, die Sie kurz und knapp ohne größere Ausschweifungen beantworten sollten. Der Personalentscheider könnte Sie an dieser Stelle fragen, wo Sie während Ihres Studiums gearbeitet haben, wo Sie eventuell Praktika durchgeführt haben oder wie Ihre wichtigsten Vorhaben momentan aussehen. Sie sollten bei der Beantwortung solcher Fragen auf den Punkt kommen und auf ermüdende Ausführungen verzichten, da Ihr Gegenüber das ansonsten als viel Gerede mit nichts dahinter interpretieren und Sie deswegen als Schwätzer einstufen könnte.

Auf die Erzählfragen können Sie hingegen etwas ausführlicher antworten, denn mit dieser Art von Fragen möchte Ihr Gegenüber Sie zum Reden bringen, um möglichst viel über Sie zu erfahren. Der Personalentscheider bittet Sie in der Regel, etwas über sich zu erzählen und fragt sowohl nach Ihren Beweggründen für die Bewerbung im Unternehmen als auch nach Ihren Stärken und Schwächen. Sie sollten an dieser Stelle nicht nur kurz und knapp antworten, sondern schon in der Lage sein, ein paar Sätze zu formulieren und damit ein paar Minuten Redezeit zu füllen. Sobald Ihr Gesprächspartner genug gehört hat, wird er Ihnen das schon rechtzeitig signalisieren. Diese Fragen dienen in erster Linie dazu, Ihre kommunikativen Fähigkeiten zu überprüfen. Mehr erzählen heißt allerdings nicht, dass Sie Ihre ganze Lebensgeschichte preisgeben sollen – denken Sie an die zuvor besprochenen Fallen, die man Ihnen mit solchen Fragen schließlich auch stellen kann, und versuchen Sie, einen adäquaten Mittelweg zu finden.

Beurteilungsfragen dienen dem Personalentscheider dazu, Ihr Urteilsvermögen und Ihr Gespür für Trends und Entwicklungen zu testen. Er könnte Sie beispielsweise fragen, wie Sie die langfristige Energiepreisentwicklung sehen, welche Maßnahmen Sie als geeignet betrachten, um den weiteren Preisverfall zu stoppen oder wie Sie die allgemeine wirtschaftliche Lage in der Branche, der Ihre Bewerbung gilt, beurteilen. Auch zur Beantwortung dieser Fragen sind gewisse kommunikative Fähigkeiten erforderlich, die Sie mit sinnvollen Antworten nachweisen können. Mit lapidaren Antworten wie etwa ‚muss man mal abwarten, wie sich das entwickelt‘ kommen Sie hier nicht weiter, denn man verlangt Ihnen eine realistische Einschätzung der Lage ab und Sie sollten auch erklären können, wie Sie zu Ihrer Beurteilung kommen.

Die Bewertungsfragen sind den Beurteilungsfragen sehr ähnlich und dienen ebenfalls der Überprüfung Ihres Urteilsvermögens. Der Personalentscheider könnte Sie etwa nach Ihrer Meinung zu Umweltschutzthemen, zum neuesten Produkt oder zur aktuellen Marktsituation seines Unternehmens fragen. Er möchte so herausfinden, ob Sie eine eigene, fundierte Meinung besitzen und auch den Mut haben, diese standhaft zu vertreten, egal, was Ihr Gegenüber über die Thematik denkt. Äußern Sie Ihre Meinung klar und deutlich und zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie zu Ihrem Standpunkt stehen. Allerdings sollten Sie wirklich nur eine Meinung kundtun und keine belehrenden Statements abgeben, die Ihrem Gesprächspartner den Eindruck vermitteln, dass nur Sie allein den vollen Durchblick haben. Beginnen Sie Ihre Antwort vielleicht einfach mit der Einleitung ‚Ich persönlich denke …‘, denn so bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie lediglich Ihre eigene Ansicht zum Besten geben und nicht rechthaberisch rüberkommen wollen.

Die Handlungsfragen dienen der Überprüfung Ihrer Fähigkeit, Probleme zeitnah zu analysieren und entsprechend zu handeln. Der Personalentscheider könnte an dieser Stelle von Ihnen wissen wollen, wie Sie die Marketingkampagne für ein neues Produkt planen würden, was man Ihrer Meinung nach tun könnte, um die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens zu verbessern, oder was Sie tun würden, um Kunden noch mehr an das Unternehmen zu binden. Er möchte mit diesen Fragen testen, wie es um Ihre analytischen und konzeptionellen Fähigkeiten steht. Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten Sie nicht den Eindruck vermitteln, dass Sie immer alles im Alleingang bewältigen möchten, sondern auch Delegationsbereitschaft und Teamorientierung signalisieren. Bei diesen Fragen geht es nicht vorrangig um die Inhalte oder ihre realistische Umsetzbarkeit, sondern der Gesprächspartner möchte herausfinden, was für ein Typ Mensch Sie sind. Sind Sie kooperativ, teamfähig und passen so optimal in das bestehende Team oder sind Sie eher ein schwieriger Mensch und Eigenbrötler, der höchstens Unruhe und Unmut im Unternehmen stiftet?

Neben den bisher behandelten Fragetypen gibt es noch weitere Arten von Fragen, denen wir uns im Folgenden widmen:

  • Nach- und Konkretisierungsfragen
  • Widerstands- bzw. Kontrapunktfragen
  • Enthüllungsfragen
  • Kettenfragen

Unter Konkretisierungsfragen versteht man Nachfragen, mit deren Hilfe der Personalentscheider überprüfen kann, ob Sie sich nur oberflächlich vorbereitet haben oder ob hinter Ihren Aussagen mehr als nur Flunkerei steckt und sie so der Wahrheit und der Realität des Arbeitsalltags entsprechen. Beliebt ist in diesem Zusammenhang die Frage, warum Sie sich gerade jetzt beim ausgewählten Unternehmen bewerben. In den meisten Fällen erhält der Gesprächspartner von den Kandidaten nur allgemeine Aussagen als Begründung und hakt einfach noch einmal nach. Das heißt, die Aussagen, dass Sie die Anzeige gelesen haben, die Produkte des Unternehmens kennen oder eine neue berufliche Herausforderung im Unternehmen suchen, reichen Ihrem Gegenüber in der Regel nicht. Also werden Sie beispielsweise gefragt, warum Sie überhaupt Stellenanzeigen lesen, wie Ihre aktuelle Situation ist und was genau Sie über das Unternehmen wissen. Die inhaltliche Qualität Ihrer Antworten auf solche Nachfragen zeigt dem Gesprächspartner, ob Sie nur standardmäßige Antworten einstudiert haben oder sich wirklich mit dem Unternehmen, Ihrer Bewerbungsmotivation und den Botschaften, die Sie vermitteln wollen, beschäftigt haben.

Es gibt jede Menge Standardfragen, die Ihnen mit ziemlicher Sicherheit in fast jedem Interview gestellt werden und die zahlreiche Bewerber immer wieder auf die ewig gleiche stereotype Art beantworten. So erhält der Personalentscheider beispielsweise auf die Standardfrage, ob sein Gegenüber teamfähig ist, in der Regel nur eine knapp formulierte positive Antwort, die aber längst nicht erkennen lässt, was der Bewerber wirklich über Teamarbeit denkt. Also wird mithilfe der Kontrapunktfragen auch hier wieder nachgehakt, wo der Bewerber beispielsweise die Grenzen für eine Teamarbeit sieht, welche Rahmenbedingungen seiner Meinung nach gegeben sein müssen, damit Teamarbeit überhaupt erfolgreich funktioniert oder wo der Kandidat mögliche Probleme in der Teamarbeit sieht. Der Fragende ist in diesem Fall nicht mit einer einfachen Antwort, die sich in einen Satz packen lässt, zufrieden, sondern erwartet eine differenzierte Antwort, die etwas von den Wertvorstellungen des Bewerbers erkennen lässt. Sie sollten jetzt keinesfalls etwas über negative Erfahrungen mit früheren Kommilitonen, Arbeitskollegen oder Vorgesetzten ausplaudern, denn das kommt nicht gut an. Es gibt sinnvollere Antwortmöglichkeiten, mit denen Sie niemanden angreifen, aber dennoch sachlich auf die Frage nach der möglichen Problematik in der Teamarbeit antworten können. Die Antworten könnten beispielsweise so aussehen:

  • Teamarbeit erfordert einen höheren Koordinationsaufwand und benötigt daher eine längere Anlaufzeit, um produktiv zu werden.
  • Es kann auch passieren, dass Einzelne ein Team zu dominieren versuchen oder die Teamarbeit sogar sprengen.
  • Entscheidungsprozesse können im Team länger dauern.
  • Im Team kommt es leichter zu überhöhter Risikobereitschaft.

Mit Fragen, die den Bewerber zwingen, seine eigene Position zu kommentieren, möchte der Personalentscheider seine Aussagen auf Ihre Glaubwürdigkeit überprüfen und auch testen, wie flexibel der Kandidat in seiner Denkweise ist.

Enthüllungsfragen werden von den Personalentscheidern angewendet, um unvorbereitete Bewerber zum unreflektierten Ausplaudern aller möglichen Informationen über ihre Einschätzung der eigenen Persönlichkeit zu verführen. Hierbei wird zwischen zirkulären, projektiven und abstrakten Fragen unterschieden. Ihr Gesprächspartner könnte im Rahmen der zirkulären Enthüllungsfragen beispielsweise von Ihnen wissen wollen, wie Sie Ihre Arbeitskollegen und Vorgesetzten einschätzen, was diese über Sie nicht so gerne preisgeben würden oder wie das Arbeitszeugnis aussehen würde, wenn Ihr Vorgesetzter Ihnen eines ausstellen würde. Auch mit der Frage, welche Eigenheiten diese Personen nicht so sehr an Ihnen schätzen und wie sie Ihre Persönlichkeit beschreiben würden, sollten Sie rechnen. Wer auf solche Fragen nicht vorbereitet ist, neigt schnell dazu, allzu voreilig Dinge über sich auszuplaudern, die sämtliche Chancen auf den Job drastisch verringern könnten.

Ähnlich sind auch die projektiven Fragen strukturiert, mit deren Hilfe Ihr Gegenüber auch mehr über Sie erfahren möchte. Hier wird man Sie nicht auf direktem Wege fragen, was Sie beispielsweise an einem Unternehmen kritisieren, sondern welche Kritikpunkte Ihrer Meinung nach etwa die Kunden anbringen würden. Der Gesprächspartner bietet Ihnen in diesem Fall an, sich über eine dritte Person oder Personengruppe zu seiner Frage zu äußern. Doch Vorsicht – er weiß natürlich ganz genau, dass alle Äußerungen, die Sie über Dritte definieren, letztlich auch Ihre eigene Denkweise und Meinung widerspiegeln. Darüber hinaus können Ihre Antworten auch in diesem Fall intensiv hinterfragt werden.

Schließlich gibt es noch die abstrakten Enthüllungsfragen, die ebenfalls dazu dienen, Sie zum Erzählen zu bringen und einiges über Sie persönlich zu erfahren. Der Personalentscheider könnte Sie etwa nach Ihrem Lebenstraum, Ihren Zielen, Grundwerten und nach Ihrem Lebensmotto fragen, oder beispielsweise wissen wollen, wovor Sie sich fürchten, worüber Sie sich so richtig ärgern können und was Erfolg überhaupt für Sie bedeutet. Wenn Sie bei diesen Fragen ins Plaudern verfallen, wird Ihr Gegenüber jede Menge über Sie und Ihre Wertvorstellungen erfahren, das heißt, Sie befinden sich unbewusst mitten in einem Persönlichkeitstest.

Mit den sogenannten Kettenfragen, die meist zwei bis drei Fragestellungen beinhalten, möchte der Personalentscheider überprüfen, inwieweit Sie in der Lage sind, mehrgleisig zu denken. Das könnte folgendermaßen aussehen:

  • Was war das bisher größte Problem in Ihrem Arbeitsleben und wie sind Sie damit umgegangen?
  • Wer oder was hat Ihnen dabei geholfen, wie lange haben Sie gebraucht, um das Problem zu lösen, und was haben Sie für die Zukunft daraus gelernt?

Ihr Gesprächspartner ist nun ganz neugierig darauf, welchen Teil der Fragen Sie zuerst beantworten und welchen möglicherweise auch gar nicht. Gerade in einer Stresssituation kann es leicht passieren, dass Sie nur Teilantworten liefern. Sie sollten daher versuchen, ruhig zu bleiben und nacheinander alle Fragestellungen zu beantworten. Wenn Sie eine Frage nicht richtig verstanden haben oder sie Ihnen seltsam vorkommt, fragen Sie mit Gelassenheit einfach noch einmal genau nach und reden Sie in Ihren Antworten niemals schlecht über andere Personen. Es geht bei diesen Fragen unter anderem um die Überprüfung Ihrer Loyalität, denn wer ständig unbedacht drauf losplaudert, wird für den potenziellen Arbeitgeber kein wünschenswerter Mitarbeiter sein. Vergessen Sie auch bei allem, was Sie sagen, nicht das Sammeln von Sympathiepunkten bei Ihrem Gegenüber. Wenn Sie während des gesamten Vorstellungsgespräches höflich und freundlich bleiben, Blickkontakt halten und Interesse zeigen, wird Ihnen das nicht schwerfallen. Achten Sie auch auf Ihre Mimik und Gestik, denn wer ständig nervös durch sein Haar fährt oder mit der Hand vor dem Mund spricht, kann sein Gegenüber nicht von sich überzeugen.

Argumentationstechniken

Beim Vorstellungsgespräch können Sie auch von guten rhetorischen Fähigkeiten profitieren, die Sie sich unbedingt aneignen sollten. Es ist sehr hilfreich, rhetorische Techniken zu kennen, mit denen Sie Fragen oder Einwänden des Gesprächspartners auf geschickte Weise entgegentreten können.

Zunächst gibt es eine Grundstrategie, die Ihnen den ständigen Wechsel zwischen Fragen und Antworten erleichtert. Dazu gehört es, Sympathie, Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei Ihrem Gegenüber herzustellen, Informationsdefizite zu beheben, Übereinstimmungen deutlich zu machen und Ihren Standpunkt erfolgreich zu vertreten. Sicher werden Sie in einem Interview nicht grundsätzlich immer mit unangenehmen Fragen konfrontiert aber dennoch sollten Sie davon ausgehen, dass Ihr Gegenüber ein paar Zweifel und Vorurteile Ihnen gegenüber hegt. Sie müssen zumindest damit rechnen und in der Lage sein, sinnvoll mit diesen Bedenken umzugehen. Damit Ihnen das gelingt, sollten Sie sich mit der sogenannten Fünfsatz-Argumentation vertraut machen, die eine praktische Hilfe darstellt und Ihnen die Orientierung während des Gesprächs erleichtert:

  1. 1
    Benennen Sie deutlich Ihren Standpunkt, etwa indem Sie Ihre Überzeugung, der richtige Kandidat für die angebotene Arbeitsstelle zu sein, kundtun.
  2. 2
    Präsentieren Sie Ihre Argumente, also benennen Sie Ihre für die Position erforderlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen.
  3. 3
    Verleihen Sie diesen Argumenten durch Beispiele und Beweise mehr Gewicht. Berichten Sie von nachweisbaren beruflichen Erfolgen und Qualifikationen.
  4. 4
    Begegnen Sie möglichen Einwänden, indem Sie versichern, dass sie nicht zutreffen, oder kommen Sie diesen wenn möglich sogar zuvor.
  5. 5
    Ziehen Sie das Fazit, indem Sie nochmals deutlich sagen, warum Sie sich die Aufgabe zutrauen und denken, dass Sie diese erfolgreich bewältigen werden.

Bei der Anwendung der Fünfsatz-Argumentation gibt es aber noch einige Punkte in der Vorgehensweise zu beachten. Sie sollten nicht alle Argumente gleich zu Beginn vorbringen. Haben Sie mehrere Argumente vorzutragen, erwähnen Sie das zweitbeste am Anfang und heben Sie sich das überzeugendste bis zum Schluss auf. Rechnen Sie auch damit, dass Ihr Gesprächspartner auf das schwächste Glied in Ihrer Argumentationskette besonders eingehen wird, und bereiten Sie sich darauf vor. Aber noch wichtiger als der rein argumentative Erfolg ist die Art und Weise, wie Sie auf mögliche Bedenken und Vorurteile Ihres Gegenübers reagieren. Ein Einwand ist in der Regel keine böse gemeinte Kritik, sondern eher ein Hinweis, dass Ihr Gegenüber Verständnishilfe, also einfach ein paar zusätzliche Informationen zum Inhalt Ihrer Äußerungen benötigt, und diesen Gefallen sollten Sie ihm dann auch nicht verwehren.

Der richtige Umgang mit Einwänden
Es gibt einige Standardtechniken im Bereich der Rhetorik, die Sie beherrschen und im richtigen Moment auch gezielt anwenden sollten:

  • Bedingte Zustimmung
  • Umformulierungsmethode
  • Verzögerungstechnik
  • Vorteil-Nachteil-Methode

Bei der bedingten Zustimmung greifen Sie einen Teilaspekt des vorgebrachten Einwandes auf, stimmen diesem aus rein taktischen Gründen zu und versuchen daraufhin, Ihren eigenen Standpunkt umso besser zu präsentieren. Zu guter Letzt relativieren Sie den Einwand, den Ihr Gesprächspartner vorgebracht hat. Teilt er Ihnen also beispielsweise mit, dass er Sie für die ausgeschriebene Position aufgrund der hohen Verantwortung, die Sie mit sich bringt, als zu jung betrachtet, könnten Sie das zunächst bestätigen. Schieben Sie dann sofort die Frage hinterher, ob es denn wirklich richtig ist, die Vergabe einer wichtigen Aufgabe nur vom Alter abhängig zu machen. Das wird Ihr Gegenüber in der Regel verneinen und genau an diesem Punkt setzt Ihre Argumentation ein. Sie bestätigen sein „Nein“ ausdrücklich, indem Sie darauf hinweisen, dass Sie es genauso sehen wie Ihr Gegenüber, dass das Alter eben nicht allein ausschlaggebend ist, sondern andere Kriterien viel wichtiger sind. So machen Sie aus einem Einwand Ihres Gesprächspartners eine Meinung, die am Ende beide gleichermaßen teilen, und haben so den vorgebrachten Einwand erfolgreich relativiert.

Die Umformulierungsmethode entschärft den Einwand des Personalentscheiders durch eine Umformulierung. Das heißt, Sie greifen einen einzelnen Aspekt seines Einwandes auf, der weniger verfänglich ist und Ihnen vielleicht sogar die Möglichkeit bietet, zu einem angenehmeren Thema zu wechseln. Auf diesem Umweg gelangen Sie wieder auf Ihren Argumentationsweg zurück und können Ihre Erfahrungen und andere Kriterien wieder in den Vordergrund rücken.

Mit Anwendung der Verzögerungstechnik signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner, dass Sie seinen Einwand zwar verstanden haben, bitten aber darum, zunächst noch etwas erklären, zeigen oder fragen zu dürfen, um die Präsentation zu vervollständigen und beginnen auch sofort damit. So schinden Sie etwas Zeit und können sich noch überlegen, wie Sie später auf den Einwand reagieren. Bestenfalls schaffen Sie es sogar, den Gesprächspartner durch Ihre interessanten Ausführungen ganz von seinen Bedenken abzubringen, sodass Sie gar nichts mehr dazu sagen müssen.

Bei Anwendung der Vorteil-Nachteil-Methode werden die Bedenken des Interviewpartners nur scheinbar von Ihnen aufgenommen und anschließend gleich die Vor- und Nachteile abgewogen. Da Sie die Vor- und Nachteile formulieren, haben Sie es auch selbst in der Hand, wie das Ergebnis Ihrer Reaktion auf den Einwand aussieht. Das heißt, wenn Sie Ihrem Gegenüber zu jung für die Position erscheinen, gehen Sie sowohl auf die Vor- und Nachteile junger als auch älterer Kandidaten ein, geben in Ihrem Fall aber natürlich den Vorteilen jüngerer Bewerber viel mehr Gewicht. Sie können den Ausbau Ihrer Position so selbst steuern und die Situation nutzen, um Ihr Gegenüber gleich weiter zu anderen argumentativen Positionen zu führen.

Der richtige Umgang mit unangenehmen Fragen

Für jeden Bewerber, der sich in einem Vorstellungsgespräch den Fragen des Personalentscheiders stellen muss, gibt es besonders unangenehme Fragen, die er regelrecht fürchtet. Welche Fragen das sind, ist von Bewerber zu Bewerber unterschiedlich. Daher ist es sinnvoll, wenn Sie vor dem Interview eine Liste erstellen, die alle Fragen beinhaltet, vor denen Sie gewissermaßen Angst haben. So können Sie sich die Antworten zu den für Sie unangenehmen Fragen schon vorab zurechtlegen und sind im Vorstellungsgespräch gut darauf vorbereitet.

Werden Sie beispielsweise gefragt, was gegen Sie als Kandidaten für die ausgeschriebene Position spricht, sollten Sie mit Zurückhaltung reagieren. Heben Sie einfach noch einmal hervor, was für Sie spricht und nennen Sie nur ein bis zwei für die angebotene Stelle völlig belanglose Negativpunkte, die nicht wirklich gegen Sie sprechen.

Personalentscheider bringen in der Regel Kriterien wie falsches Alter, mangelnde Erfahrung, Über- oder Unterqualifizierung, zu lange Studiendauer oder zu hohe Gehaltsansprüche als Einwände gegen Kandidaten an. Gerne werden auch fehlende Fremdsprachenkenntnisse, Schüchternheit oder sogar falsche politische Überzeugungen als Argument gegen den Bewerber verwendet. Für Sie als Bewerber ist das kaum kalkulierbar, da sich Ihr Gesprächspartner die verschiedenen Kriterien so zurechtlegen kann, wie er sie für seine Zwecke gerade braucht. Auch die Frage, was Sie machen würden, wenn dieses oder jenes passiert, gehört zum unangenehmen Part des Interviews. Meist wird die Frage, was Sie in einer bestimmten Situation tun würden im Hinblick auf fast unlösbare Aufgaben oder Situationsbeschreibungen gestellt, die Sie nach den Erwartungen Ihres Gegenübers aus dem Stegreif lösen sollen. Egal, welche Einwände Ihr Gesprächspartner gegen Sie als geeigneten Bewerber hervorbringt, es kommt letztlich darauf an, wie Sie in diesem Moment damit umgehen.

Es gibt auch potenzielle Arbeitgeber, die Ihren Provokationstest mit folgenden Worten einleiten:

Was würden Sie sagen, wenn wir Ihnen den Arbeitsplatz nicht anbieten, weil …

Sie könnten an dieser Stelle antworten:

Ich verstehe zwar Ihr Argument, möchte andererseits aber doch anführen, dass …

Letztlich geht es dem Personalentscheider bei diesen Fragen nur darum zu sehen, ob Sie bei solchen Provokationen gelassen bleiben und in der Lage sind, auf sachlicher Ebene professionell damit umzugehen. Wirkliche Einwände wird er in der Regel nicht unmittelbar mit Ihnen selbst diskutieren. Den Vorwurf, zu viel Zeit bis zur erfolgreichen Beendigung Ihres Studiums benötigt zu haben, könnten Sie beispielsweise einfach akzeptieren, ohne nach Gegenargumenten zu suchen. Offenheit kommt auf jeden Fall besser an, als der krampfhafte Versuch, sich herauszureden.

Es gibt darüber hinaus einige Fragen, die zunächst harmlos klingen, es aber so richtig in sich haben. So kann etwa die alt bekannte Frage nach Ihren aktuellen Schwächen auch so gestellt werden, dass Sie die Falle, die man Ihnen damit stellt, nicht gleich erkennen. Die neue Version der Frage nach den eigenen Schwächen würde dann lauten, wo Sie noch Entwicklungspotenzial für sich sehen. Das hört sich doch zunächst wesentlich positiver an, aber hinter dieser etwas anderen Formulierung steckt genau das gleiche Ziel – Ihre Schwächen aufzudecken. Bieten Sie in Ihrer Antwort zunächst einen unbedeutenden Schwachpunkt aus Ihrem privaten Bereich an.

Wenn Sie zu weiteren Aussagen aufgefordert werden, nennen Sie einen eher harmlosen Negativpunkt aus dem beruflichen Bereich, der aber für Ihre berufliche Aufgabe keinerlei Relevanz hat. Sie könnten beispielsweise erklären, dass Sie zwar kein Computerfreak sind, aber alle Programme beherrschen, die Sie für Ihren Job benötigen. Damit räumen Sie eine berufliche Schwäche ein, die Sie aber gleich wieder entschärfen, da Sie ja das für die erfolgreiche Ausübung Ihrer Tätigkeit nötige Rüstzeug mitbringen.

Auch die Frage, was ehemalige Arbeitgeber, Kollegen oder Vorgesetzte wohl über Sie sagen würden, ist mit Vorsicht zu genießen. Gab es jemals Unstimmigkeiten mit anderen Personen an Ihrem früheren Arbeitsplatz oder während Ihrer Studienzeit, behalten Sie das selbstverständlich für sich. Teilen Sie Ihrem Gegenüber mit, dass Sie natürlich nicht genau wissen, was die anderen über Sie sagen würden, Sie sich aber vorstellen könnten, dass sie dieses oder jenes zu sagen hätten. Hier zählen Sie dann einfach noch mal Ihre Vorzüge auf, die natürlich auch frühere Kollegen und Vorgesetzte an Ihnen geschätzt haben. Echte Schwächen sollten Sie keinesfalls zugeben, denn genau darauf wollen die Personalentscheider ja mit ihren Fragestellungen hinaus.

Stressinterview

Manchmal kommt es auch vor, dass Personalentscheider die Bewerbungsgespräche auf der Ebene eines Stressinterviews mit den Kandidaten führen. Das heißt im Klartext, dass Sie mit unangenehmen und untypischen Fragen konfrontiert werden, mit denen man Sie verunsichern möchte, um Ihr Selbstbewusstsein ins Wanken zu bringen. Es kann also während eines solchen Stressinterviews durchaus zu Beschuldigungen, zynischen und ironischen Bemerkungen kommen, die eigentlich keinen realen Bezug zur ausgeschriebenen Position haben.

Der Gesprächspartner beginnt mit einer Art Aufwärmphase, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und Ihre Bereitschaft, sich ihm zu öffnen, zu mobilisieren. Doch anschließend ändert sich die Gangart drastisch, denn man wird versuchen, Sie unter Druck zu setzen. Oft wird der Beginn des Stressinterviews mit der Aufforderung durch Ihren Gesprächspartner, Sie sollen doch jetzt mit Ihren „geschönten“ Aussagen aufhören und stattdessen „Klartext reden“ eingeläutet. Wie reagieren Sie nun auf so etwas am besten? Auf jeden Fall sollte Ihre Reaktion darauf nicht zu extrem ausfallen, auch wenn das leichter gesagt als getan ist. Bleiben Sie gelassen, sachlich und versuchen Sie, alle Fragen so knapp wie möglich zu beantworten und unangenehme Schweigepausen mit stoischer Gelassenheit zu ertragen, indem Sie einfach auch schweigen, bis der Interviewer das Gespräch fortsetzt.

Im Folgenden schauen wir uns einige Beispielfragen an, mit denen Sie gegebenenfalls während des Stressinterviews konfrontiert werden könnten.

Sind Sie nicht auch der Meinung, dass Sie für die ausgeschriebene Position viel zu unerfahren sind und auch überhaupt nicht über die nötige Kompetenz verfügen?

Antworten Sie kurz und knapp, dass Sie da ganz anderer Meinung sind, und beginnen Sie sich nicht aus der Verunsicherung heraus zu rechtfertigen.

Sie haben sich doch während des Studiums eher vor der Lösung konkreter Probleme gedrückt. Wie kommen Sie dann darauf, dass Sie das in unserem Unternehmen besser hinbekommen könnten?

Erklären Sie in aller Kürze, dass Sie diese Einschätzung bezüglich Ihres Umgangs mit Problemen nicht teilen und sich die kompetente Lösung der arbeitsplatzbezogenen Probleme durchaus zutrauen.

Auf mich machen Sie einen recht unbeherrschten Eindruck – damit haben Sie doch bestimmt häufiger Probleme oder?

Machen Sie deutlich, dass Sie nicht wissen, wie Ihr Gegenüber darauf überhaupt kommt und dass Sie gegenüber anderen Personen üblicherweise kein unbeherrschtes und impulsives Verhalten an den Tag legen.

Diese Beispiele können Ihnen jedoch lediglich eine Tendenz vermitteln, in welche Richtung die Antwortmöglichkeiten gehen könnten. Letztlich wird der geschulte Stressinterviewer Ihnen keine Chance lassen, ungeschoren aus der Situation herauszukommen. Machen Sie sich einfach nur klar, dass diese Fragen bewusst Ihrer Provokation und Verunsicherung dienen, und reagieren Sie so gelassen und ruhig wie möglich darauf. Zeigen Sie sich aber nicht übertrieben cool, denn das könnte zu noch weitaus unangenehmeren Fragen führen. Rechnen Sie auch damit, dass Sie irgendwann während des Gesprächs an einen Punkt kommen, an dem Sie geradezu beleidigt werden. Das sollten Sie sich dann in angemessen höflicher Form verbitten, denn so zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie in der Lage sind, sich in Stresssituationen abzugrenzen. Das ist letztlich auch eine Eigenschaft, die der Stressinterviewer mithilfe seiner Vorgehensweise nur überprüfen möchte.

Eine andere Variante des Stressinterviews setzt die Bewerber langen Schweigepausen aus, um sie zu verunsichern und aus ihrer Verlegenheit heraus zum Plaudern zu bringen. Der Interviewer nimmt dabei eine ziemlich passive und desinteressierte Haltung dem Bewerber gegenüber ein und beobachtet nicht nur Ihre allgemeine Reaktion auf diese Stresssituation, sondern auch Ihre Körpersprache. Halten Sie also durch und bleiben Sie ruhig, auch wenn das alles andere als angenehm für Sie ist. Es ist auch durchaus möglich, dass Ihr Gesprächspartner Ihnen indirekt zu verstehen gibt, dass Sie gar nicht kompetent und intelligent genug für die zu besetzende Position sind. In diesem Fall dürfen Sie höflich darauf hinweisen, dass man Sie wohl kaum zum Gespräch eingeladen hat, weil man davon überzeugt ist, dass Sie sowieso nicht auf diese Position passen.

Sie sollten sich auch darauf vorbereiten, das Gespräch gegebenenfalls einmal zehn bis fünfzehn Minuten alleine zu bestreiten, ohne Ihr Gegenüber zu langweilen. Es können nämlich durchaus auch Fragen auf Sie zukommen, die ein breites Spektrum an Antworten erfordern. So könnte Ihr Gesprächspartner Sie beispielsweise fragen, welche Qualitäten Sie überhaupt dazu berechtigen, sich auf eine solche Position zu bewerben, obwohl andere Kandidaten viel bessere Leistungen nachweisen können. In diesem Fall sollten Sie einiges über Ihre Vorzüge erzählen können und sich dabei nicht von dem möglicherweise desinteressierten Gesichtsausdruck Ihres Gegenübers irritieren lassen, denn auch das gehört zum „Stresstest“.

Für Sie als Bewerber ist eine gute Vorbereitung auf ein Stressinterview die halbe Miete, denn Sie selbst wissen am besten, welche Fragen und Themen für Sie heikel werden könnten. Sie können sich sicherlich nicht auf jede einzelne potenzielle Frage vorbereiten aber darauf allein kommt es auch gar nicht an. Sie sollten stattdessen eine generelle Beantwortungsstrategie und eine individuelle Umgangsweise mit heiklen Fragen entwickeln, um gut durch das Stressinterview zu kommen.

Sie sollten natürlich auf jede Frage des Gesprächspartners auch antworten können, aber bestimmen Sie selbst, was Sie dabei preisgeben möchten. Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, unkontrolliert Dinge auszuplaudern, die Sie eigentlich gar nicht mitteilen wollten.

Weisen Sie in einem Stressinterview ruhig und gelassen darauf hin, wenn Ihre Toleranzgrenze überschritten ist, denn damit stellen Sie Ihre Abgrenzungsfähigkeit unter Beweis und ertragen Sie souverän alle längeren Schweigepausen – damit signalisieren Sie Ihrem Gegenüber eine gewisse Stressresistenz.

Auch Notlügen sind manchmal erlaubt …

Der Sachverhalt der Notlüge ist im Bundesarbeitsgericht existent, denn es gibt Fragen, die in einem Bewerbungsverfahren nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen, wenn der Bewerber damit die Chance auf die ausgeschriebene Position gefährden könnte. Erlaubt sind nur Fragen, die in direktem Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz stehen, das heißt, die Frage nach der politischen Gesinnung oder künftigen Lebens- und Familienplanung des Kandidaten ist nicht zulässig.

Auch Fragen etwa nach früheren Krankheiten, Berufen der Eltern oder Vermögensverhältnissen sind nicht erlaubt. Beantwortet ein Bewerber eine dieser unzulässigen Fragen nicht wahrheitsgemäß, können ihm daraus also keine negativen Konsequenzen entstehen. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, denn wenn sich ein Kandidat beispielsweise auf eine Stelle in einer Einrichtung der katholischen Kirche bewirbt, ist die Frage nach seiner Religionszugehörigkeit durchaus zulässig. Bei Piloten etwa macht die Frage nach früheren Krankheiten Sinn, denn das kann in diesem Fall von Bedeutung für die Besetzung der Stelle sein.

Interviewer stellen häufig unzulässige Fragen im Verlauf eines Vorstellungsgespräches und lösen damit bei den Bewerbern oftmals ernsthafte Gewissenskonflikte aus. Auf der einen Seite möchte der Kandidat natürlich keine Antwort schuldig bleiben, da ihm das negativ ausgelegt werden könnte, aber auf der anderen Seite kann auch eine ehrliche Antwort auf eine unzulässige Frage das sofortige Aus bedeuten. Doch dem Bewerber steht nun einmal per Gesetz eine geschützte Privatsphäre zu, die er mit seinem Notwehrrecht auf Lüge auch in einem Bewerbungsverfahren wahren kann.

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