Organisatorische Aspekte

Optimales Zeitmanagement bei der Anreise

Die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch beinhaltet neben den inhaltlichen Kriterien auch einige organisatorische Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Das beginnt schon mit der Anreise, die vorab gut geplant werden sollte, damit Sie nicht zu spät zum Interview erscheinen. Machen Sie sich rechtzeitig auf den Weg, nehmen Sie sich Zeit für die Anreise und berücksichtigen Sie dabei auch mögliche Verspätungen von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Zeitverlust durch Staus auf der Autobahn. Selbst wenn Sie den Anreiseweg gut kennen, sollten Sie etwas mehr Zeit einplanen, denn möglicherweise stehen Sie bei Erreichen des Unternehmens vor einem großen Bürokomplex, der Sie in eine Art Labyrinth führt, durch das Sie sich erst Ihren Weg bahnen müssen. Wer also exakt zum vereinbarten Zeitpunkt am Ziel ankommt, aber dann das Büro, in dem das Vorstellungsgespräch stattfinden soll, nicht findet, hat verloren. Sie sollten es zwar mit der Pünktlichkeit auch nicht übertreiben und eine Stunde früher erscheinen, aber eine viertel Stunde Zeitpuffer sollten Sie sich schon gönnen, um sich im Gebäude zurechtzufinden. Darüber hinaus ist es wichtig, bei der Ankunft einen ausgeruhten Eindruck zu vermitteln und nicht aufgrund eines falschen Zeitmanagements abgehetzt beim Interview zu erscheinen. Falls Sie krank werden, kann es durchaus sinnvoll sein, den Termin abzusagen, anstatt beispielsweise hustend und keuchend ein Interview zu durchlaufen, bei dem Sie sich unter den gegebenen Umständen nicht optimal präsentieren können. Beachten Sie auch, dass der potenzielle Arbeitgeber Ihnen bei einer Einladung zum Vorstellungsgespräch eventuell anfallende Fahrt-, Verpflegungs- und Unterbringungskosten erstatten muss, es sei denn, er hat dem vorab schon schriftlich im Einladungsschreiben widersprochen.

Kleider machen Leute

Ein weiterer Aspekt, über den Sie sich rechtzeitig Gedanken machen sollten, ist die passende Kleidung. Was ziehen Sie am besten an? Was passt zu Ihrem angestrebten Berufsumfeld? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die geeignete Kleidung sieht von Branche zu Branche anders aus. Kommt für Sie eher die vornehm zurückhaltende oder eher eine extravagante Garderobe infrage? Betrachten Sie doch einfach einmal ein paar typische Vertreter Ihrer Branche und orientieren Sie sich an deren Kleidung. Nicht nur Auftreten und Kompetenz sind Ihre Visitenkarte beim Vorstellungsgespräch, sondern auch Ihre äußere Erscheinung. Vermeiden Sie eine übertrieben bunte Maskerade, sofern Sie nicht gerade in der Werbebranche oder einem künstlerischen Umfeld arbeiten möchten, aber übertreiben Sie es auch nicht mit der Eleganz. Wenn Sie sich zu festlich kleiden und damit das äußere Erscheinungsbild Ihres Gesprächspartners um ein Vielfaches übertreffen, kommt das auch nicht gut an. Darüber hinaus sollten Sie auch früh genug checken, ob die Garderobe, die Sie für Ihren Auftritt geplant haben, auch wirklich sitzt, denn nichts ist unangenehmer als zu enge Kleidung oder drückendes Schuhwerk. Auch fehlende Knöpfe, ein ausgefranster Saum oder Flecken sind ein absolutes ‚No Go‘ beim Vorstellungsgespräch. Machen Sie am besten eine Generalprobe und vergewissern Sie sich so, dass alles richtig passt, hundertprozentig intakt ist und Sie sich damit auch wirklich wohlfühlen.

Nach dem Vorstellungsgespräch

Haben Sie das Interview endlich hinter sich gebracht, ist Ihre Arbeit damit noch längst nicht beendet. Ein Rückblick auf den Verlauf des Gesprächs ist empfehlenswert, denn so decken Sie möglicherweise Fehler auf, die Sie bei künftigen Interviews nicht mehr machen. Reflektieren Sie noch einmal, was Ihnen gut gelungen ist, wo Sie noch einiges hätten besser machen können und mit welchen Fragen Sie gar nicht gerechnet haben. Was haben Sie aus dem Vorstellungsgespräch gelernt? Worauf müssen Sie sich beim nächsten Mal besser vorbereiten? Damit Sie diese Fragen beantworten können, ist das Erstellen eines Gedächtnisprotokolls sinnvoll. Darin sollten Sie den Verlauf des Vorstellungsgesprächs und das Verhalten der beteiligten Personen festhalten. Notieren Sie dazu entsprechend die Ihnen bekannt gewordenen Namen. Vielleicht konnten Sie ja den Namen der Chefsekretärin in Erfahrung bringen, und haben so die Möglichkeit, sie beim nächsten Telefonat persönlich anzusprechen. Das könnte von Vorteil sein, denn möglicherweise werden Sie dank der persönlichen Ansprache ja dann nicht mehr abgewimmelt, sondern mit dem Chef selbst verbunden. Sofern während des Interviews nicht vereinbart wurde, wie der Entscheidungsprozess weitergeht, heißt es für Sie geduldig sein und warten. Fragen Sie erst dann nach Ihrer Bewerbung, wenn Sie nach fünf bis zehn Tagen noch nichts gehört haben. Hier ist das Mittelmaß gefragt, denn wenn Sie einen Tag nach dem Gespräch schon ungeduldig nachhaken, machen Sie sich bei den Entscheidern nicht sehr beliebt. Lassen Sie mehrere Wochen verstreichen, bis sie sich melden, kann Ihnen das als Desinteresse ausgelegt werden. Allerdings spricht eine zu lange Wartezeit auch nicht gerade für den potenziellen Arbeitgeber, denn seriöse Unternehmen versenden in der Regel zumindest einen Zwischenbescheid, wenn die Entscheidung noch einen längeren Zeitraum beansprucht. Erhalten Sie eine Absage, sollten Sie sich mit der Frage, woran es gescheitert sein könnte befassen, um beim nächsten Mal erfolgreicher zu sein. Die Studie eines amerikanischen Personalberatungsunternehmens, die 200 erfolglose Vorstellungsgespräche analysiert hat, ergab folgende sechs Aspekte, die vorrangig zum Misserfolg geführt haben sollen:

  • Keine überzeugende äußere Erscheinung, unpassende Kleidung oder ein ungepflegtes Äußeres.
  • Die mangelnde Fähigkeit, die eigene Meinung klar und deutlich zu formulieren.
  • Eine mangelhafte Darstellung der eigenen Person.
  • Mangelnde Ausstrahlung von Selbstsicherheit und Motivation.
  • Übermäßige Kritik an früheren Arbeitgebern oder Kollegen.
  • Auffallend häufige Stellenwechsel.

Das Ergebnis der Studie zeigt deutlich, dass der Faktor Persönlichkeit die größte Rolle für Erfolg oder Misserfolg spielt, denn fünf von sechs Ablehnungsgründen gehen auf Persönlichkeitsmängel zurück.

Vermitteln Sie Ihrem Gegenüber jedoch eine überzeugende Ausstrahlung, sicheres Auftreten, Glaubwürdigkeit, Entschlossenheit und Motivation, ist das schon die halbe Miete. Wenn Sie es dann noch geschafft haben, das Vertrauen des Personalentscheiders zu gewinnen und ihm Begeisterungsfähigkeit für die neue Aufgabe zu signalisieren, ist der Erfolg so gut wie sicher.

Einen weiteren Pluspunkt können Sie sich mit der Formulierung eines Nachfassbriefes erarbeiten. Verfassen Sie ein Schreiben oder eine E-Mail und bedanken Sie sich für das interessante Gespräch. Knüpfen Sie außerdem an alle Punkte an, die im Gespräch noch offen geblieben sind oder die Sie noch nachtragen möchten. Schicken Sie das Schreiben, das einer sehr sorgfältigen Formulierung bedarf, bis maximal drei Tage nach dem Interview an den potenziellen Arbeitgeber. Damit heben Sie sich von der Masse der Bewerber ab und veranlassen den Personalentscheider, sich erneut mit Ihrer Persönlichkeit zu beschäftigen. Vergessen Sie nicht die namentliche Anrede des Gesprächspartners in Ihrem Nachfassbrief, denn das schafft Sympathie und eine angemessene Vertrautheit. Sie müssen keine Romane schreiben, sondern es reicht, wenn Sie auf einer Seite Ihr Interesse, Ihre Motivation und Ihre Bereitschaft, das Gespräch jederzeit fortzusetzen kommunizieren. Vermeiden Sie ungeschickte Floskeln und langweilige Exkurse in Ihrem Nachfassbrief, denn das wäre kontraproduktiv.

In vielen Fällen treffen die Personalentscheider nach den Interviews zunächst eine engere Auswahl von zwei bis drei Bewerbern, die erneut zu einem Gespräch eingeladen werden. Ziel einer weiteren Gesprächsrunde ist die Klärung offener Fragen wie etwa die Gehaltsfrage und eine detailliertere Überprüfung Ihrer Persönlichkeit. Vielleicht stellt man Sie auch schon den potenziellen Kollegen vor, um auch deren ersten Eindruck von Ihnen bei der Entscheidung zu berücksichtigen.

Ein wichtiger Faktor, mit dem Sie den Personalentscheider auf keinen Fall gleich zu Beginn des Interviews überrumpeln sollten, ist natürlich das Gehalt. Oft werden Gehalt und Arbeitsbedingungen erst am Ende des ersten oder sogar erst im zweiten Vorstellungsgespräch verhandelt. Sie sollten sich zuvor informieren, welches Gehalt man üblicherweise in der angestrebten Position erwarten kann. Dabei spielen natürlich auch Qualifikationen und Berufserfahrung eine Rolle aber Sie sollten auch Ihre zukünftige Leistungsfähigkeit glaubwürdig in Aussicht stellen, um die Chance auf das von Ihnen gewünschte Gehalt zu erhöhen. In den wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten von heute ist ein Hochschulabschluss alleine nämlich kein Garant mehr für die große Karriere und ein üppiges Gehalt. Vor allem in der Industrie zeigt sich aktuell eine Tendenz zur schlechteren Bezahlung und auch Versicherungskonzerne neigen in Sachen Gehalt eher zur Sparsamkeit, während Bankengehälter recht stabil sind. Moderate Bezahlungen gibt es in der Regel im Handel, während die Löhne bei Dienstleistern sehr unterschiedlich ausfallen können.

Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass es bei den Gehaltsverhandlungen nicht vorrangig nur auf Hochschulabschluss, Abschlussnote, Praktika, Zusatzqualifikationen und Semesterzahl ankommt, sondern vor allem auf Ihre Gesamtpersönlichkeit, die gewählte Fachrichtung und Leistungsmotivation. Allerdings haben Sie nur begrenzt Einfluss auf den Ausgang der Verhandlungen, denn in der Regel bestimmt die Branche, in der Sie sich beworben haben, die Gehaltstendenz. Halten Sie sich also bei den Gesprächen rund um die Bezahlung etwas zurück und vermitteln Sie nicht den Eindruck, dass es Ihnen einzig und allein ums Geld geht. Ihr Gegenüber weiß selbst, dass die Bezahlung für jeden Arbeitnehmer wichtig ist. Aber dabei sollte die Leistungsmotivation nicht hinter dem Wunsch, ein gutes Gehalt zu verdienen, verschwinden. Signalisieren Sie Kompromissbereitschaft und einigen Sie sich mit dem potenziellen Arbeitgeber beispielsweise auf eine mögliche Gehaltserhöhung nach der Probezeit. Kommen Sie ihm entgegen aber machen Sie auch klar, dass Sie Ihre Leistung nicht unter Wert verkaufen. Bei den Gehaltsverhandlungen ist also wieder jede Menge diplomatisches Geschick gefragt.

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