Marktbericht Quartal 03/2021

Unter dem Eindruck eines nachlassenden Welt­konjunkturaufschwungs, steigender Inflationszah­len und einer im Resultat bevorstehenden Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik erlahmten im Sommer die Aufwärtstrends an den meisten Bör­sen. Zudem verschreckte Peking Aktienanleger mit weitreichenden Regulierungsmaßnahmen.

Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe


Störungen von Lieferketten, vor allem aber Eng­pässe aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen, Mikrochips und Transportkapa­zitäten ließen einerseits die Inflationsraten weiter steigen, andererseits bremsten sie den Auf­schwung. Die Konjunktur verlor im dritten Quartal erheblich an Momentum. Der Preisanstieg in den USA übertraf mit 5,4 Prozent im Monat Juni die Markterwartungen zum Zeitpunkt seiner Veröf­fentlichung im Juli. Zunehmend wurden Zweifel an der Ansicht von Fed-Chef Jerome Powell ge­äußert, es handele sich bei dem Inflationsanstieg um ein vorübergehendes Phänomen. Zwar ver­harrte die US-Inflationsrate für den Juli bei 5,4 Prozent, dafür sank die Kerninflation von 4,5 auf 4,3 Prozent, was zunächst die Befürchtungen ab­schwächte, die US-Notenbank müsse ihre sehr lockere Geldpolitik rascher ändern.

Nachdem im August das Protokoll der vorausge­gangenen Notenbanksitzung veröffentlicht wurde, galt es nur noch als Frage der Zeit, bis die US-Notenbank ihre Anleihekäufe reduzieren und ihre Leitzinsen erhöhen würde.

Die Rentenmärkte folgten zunächst dem Narrativ eines „Inflationsbuckels“. So sank die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, die bis zur Jah­resmitte auf 1,44 Prozent gesunken war, bis in die zweite Julihälfte auf 1,13 Prozent, begann aber ab Anfang August das Ende der extrem lockeren Geldpolitik einzupreisen. Bis Ende September fie­len die Anleihekurse so weit, dass die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit auf 1,53 Prozent stieg, womit sich für das Quartal insgesamt ein kleiner Renditeanstieg von 9 Basis­punkten errechnet. Euro-Anleihen vollzogen ab­geschwächt eine ähnliche Entwicklung. Die Eu­ropäische Zentralbank (EZB) erhöhte ihr Inflati­onsziel von knapp unter zwei Prozent auf zwei Prozent, womit sich die Notwendigkeit, die locke­re Geldpolitik zu beenden, etwas weiter in die Zu­kunft verschieben dürfte. Die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit lag Ende September gegenüber der Jahresmitte na­hezu unverändert bei minus 0,2 Prozent. Dage­gen verzeichnete der Bund-Future, der die Kurs­entwicklung von Bundesanleihen an der Termin­börse wiedergibt, im dritten Quartal einen Kurs­verlust von 1,5 Prozent.

An den Devisenmärkten gab es zwischen den Hauptwährungen auch im dritten Quartal zu­nächst wenig Bewegung. Erst in den letzten Sep­tembertagen ließ die Aussicht auf steigende Zin­sen den US-Dollar aufwerten. Für den Berichts­zeitraum ergibt sich für die US-Währung gegen­über dem Euro ein Anstieg um 2,4 Prozent, so­dass Ende September nur noch 1,158 US-Dollar für einen Euro bezahlt wurden. Auch gegenüber dem japanischen Yen stieg der Dollar in den letz­ten Septembertagen. Ende September kostete ein US-Dollar 111,3 Yen, was allerdings gegen­über der Jahresmitte nur einen kleinen Anstieg um 0,2 Prozent bedeutet. Das Verhältnis zur chi­nesischen Währung Renminbi änderte sich eben­falls nur wenig. Ein US-Dollar ist ungefähr 6,45 Yuan wert. Trotz wirtschaftlicher Probleme zeigte sich auch das britische Pfund wenig verändert. Die Bandbreite des Wechselkurses zum Euro ver­engte sich im dritten Quartal auf 0,845 bis 0,867 Pfund pro Euro.

Bei den Kryptowährungen folgte auf ein sehr tur­bulentes zweites ein relativ ruhiges drittes Quar­tal. Die großen Digitalwährungen beendeten ihre Korrektur Mitte Juli und setzten zu einer Kurser­holung an. Der Anstieg dauerte bis Anfang Sep­tember, wobei die Rekordhochs des ersten Halb­jahres nicht wieder erreicht wurden. Probleme bei der umstrittenen Einführung des Bitcoins als zwei­tes gesetzliche Zahlungsmittel neben dem US-Dollar in dem kleinen mittelamerikanischen Land El Salvador lösten Gewinnmitnahmen aus. Auch andere Kryptowährungen verloren in diesem „Flash-Crash“ prozentual zweistellig an Wert – im Schnitt 17 Prozent, was rund 400 Milliarden US-Dollar entspricht.

Anschließend stabilisierten sich die digitalen Währungen wieder und der Rückschlag, der in der zweiten Septemberhälfte von Peking ausging, fiel vergleichsweise mild aus. Die chinesische Zentralbank erklärte alle Transaktionen mit Kryp­towährungen für illegal, einschließlich der Nut­zung ausländischer Onlinedienste, die Chinesen den Zugriff auf Digitalwährungen ermöglichten. Der Marktwert aller gut 12.000 Kryptowährungen fiel darauf um etwa 5 Prozent auf rund 1,9 Billio­nen US-Dollar. Ende September schien der Markt das chinesische Verbot bereits verkraftet zu ha­ben. Mit gut 43.700 US-Dollar ergibt sich für den Bitcoin im dritten Quartal ein Anstieg um 25,7 Pro­zent.

Der Preisauftrieb bei Rohstoffen setzte sich im dritten Quartal in der Breite nicht mehr fort. Zwar stieg der Bloomberg Commodity Index um 6,6 Prozent. Der Zuwachs war überwiegend auf den Preisanstieg bei fossilen Energieträgern, Öl und vor allem Gas, zurückzuführen. Ein Barrel der eu­ropäischen Ölsorte Brent verteuerte sich um 5,1 Prozent auf gut 78,50 US-Dollar. Der Erdgas-Preis sprang nach oben, weil die Nachfrage welt­weit – auch zur Stromerzeugung – stark stieg, aber auf kein erhöhtes Angebot traf. Gold konnte nicht von der steigenden Inflation profitieren, weil die steigenden Zinsen für zinslose Goldinvest­ments steigende Opportunitätskosten bedeuten und die Nachfrage nach physischem Gold aus In­dien pandemiebedingt schwach war. Der Gold­preis schwankte nur vergleichsweise wenig in der Bandbreite zwischen 1.720 und 1.830 US-Dollar. Letztendlich verbilligte sich die Unze Gold im drit­ten Quartal nur ganz leicht um 0,7 Prozent auf 1.757 US-Dollar. Aufgrund der Aufwertung des Dollars ergibt sich in Euro ein Preisanstieg um 1,7 Prozent auf 1.517 Euro pro Unze.

Andere Metallpreise gerieten dagegen im dritten Quartal unter Druck. Der Preis für Eisenerz konn­te sich nicht auf dem im Mai erreichten Rekord­niveau halten und halbierte sich von Ende Juli bis Ende September fast. Auslöser war, dass China angekündigt hatte, seine Stahlproduktion zu ver­ringern. Der Kupferpreis konnte sich dagegen mehr oder weniger auf dem hohen Niveau halten, während Edelmetalle mit industrieller Verwendung stärkere Verluste erlebten. Vor allem das bis An­fang Mai lange im Preis gestiegene Palladium er­lebte einen Ausverkauf. Der Preis für eine Unze fiel im dritten Quartal um 31 Prozent auf 1.913 US-Dollar. Auslöser war der anhaltende Nachfra­gerückgang der Fahrzeugherstellern, die Palladi­um in Abgasreinigungsanlagen verbauen. Infolge des Mangels an Mikrochips mussten zahlreiche Fahrzeughersteller ihre Autoproduktion deutlich zurückfahren, womit auch die Zahl benötigter Ka­talysatoren sank.

Aktienmärkte


Angesichts überwiegend guter Konjunkturdaten und positiv aufgenommener Zahlen vom US-Ar­beitsmarkt starteten die Aktienmärkte freundlich in das zweite Halbjahr. Sorgen, die rasche Ausbrei­tung der Delta-Variante des Coronavirus könnte die wirtschaftliche Erholung gefährden, bremsten die Kursgewinne schon im Juli. Zudem blickten die Marktteilnehmer sorgenvoll auf die steigende Inflation, die wie bereits erwähnt den Druck auf die US-Notenbank erhöhte, ihre ultralockere Geldpolitik bald zu beenden. Die Quartalsbe­richtssaison unterstützte dann die Hausse, denn die meisten Unternehmen meldeten gute Ge­schäftsergebnisse über den Erwartungen. Bei hö­heren Umsatzerlösen konnten viele Unternehmen ihre Gewinne überproportional steigern. Allerdings führte die Einschätzung, dass der Höhepunkt des Wachstums erreicht sein könnte, wenig später zu Kursverlusten. Hierzu gehörte das Index-Schwer­gewicht Amazon, bei dem der Aktienkurs Anfang Juli einen danach nicht mehr gesehenen Rekords­tand erreichte.

Insgesamt setzte sich die positive Tendenz der großen Aktienindizes unter dem Eindruck der Quartalsergebnisse und Geschäftsausblicke im August fort. Der starke Anstieg der Beschäftigung in den USA begünstigte zeitweilig wieder zykli­sche Aktien. Als bekannt gegeben wurde, dass die US-Kerninflation für den Juli von 4,5 auf 4,3 Prozent gesunken war, kletterten etliche Akti­enindizes auf neue Hochs. Auch eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell milderte die Sorgen der Aktienanleger. Die Fed bewertete den Inflations­anstieg weiterhin als vorübergehend und die Fort­schritte bei der Beschäftigung als noch nicht aus­reichend, um die Anleihekäufe von 120 Milliarden Dollar pro Monat zu verringern.

Die Anfang September veröffentlichten US-Ar­beitsmarktdaten verstärkten die Inflationssorgen wieder, weil der darin erkennbare Arbeitskräf­temangel höhere Löhne und damit eine höhere Inflation zur Folge haben dürfte. Dass die US-No­tenbank im September die Märkte darauf vorbe­reitete, ihre Anleihekäufe gegen Jahresende zu verringern und bis Mitte nächsten Jahres zu be­enden, konnte die Kapitalmärkte dann allerdings ebenso wenig schockieren wie das absehbare Vorziehen der ersten Leitzinserhöhung von 2023 auf 2022. Voraussetzung ist jedoch eine weitere Erholung der Wirtschaft. An eine solche glaubten allerdings im September weniger Anleger als zu­vor. Sorgen um mögliche wirtschaftliche Störun­gen durch zunehmende Corona-Infektionen, Lie­ferengpässe und eine trotzdem steigende Inflation belasteten die Aktienmärkte.

Nach dem Anstieg bis Mitte August auf einen neu­en Rekord bei 35.631 Zählern verlor der populäre Dow Jones Industrial Average bis zum Ende des dritten Quartals mit 33.844 Punkten fünf Prozent, sodass der Berichtszeitraum insgesamt einen Rückgang um 1,9 Prozent brachte. Der S&P-500-Index setzte seine Rekordjagd noch bis Anfang September fort und beendete das zweite Quartal nahezu unverändert bei 4.307,5 Zählern. Die rela­tive Schwäche von Nebenwerten, die bereits im zweiten Quartal zu beobachten war, setzte sich fort. Der Russell-2000-Index für kleinere US-Akti­en verlor von Mitte des Jahres bis Ende Septem­ber 4,7 Prozent. Angesichts wachsender Konjunk­tursorgen bevorzugten viele Anleger wieder die großen US-Tech-Konzerne. Der Nasdaq-100 stieg im dritten Quartal 0,9 Prozent, während der Nas­daq Composite 0,4 Prozent verlor.

Wie schon im zweiten Quartal schnitten US-Akti­en damit besser als europäische Aktien ab, zumal in Euro rechnende Anleger über die Währung in den USA 2,4 Prozent gewannen. Dennoch ver­mochte die Europäische Zentralbank (EZB) die Aktienmärkte hinsichtlich ihrer Geldpolitik zu beru­higen. Die EZB kündigte zwar eine Drosselung des Corona-Anleihekaufprogramms PEPP im vierten Quartal an, hielt das Ende ihrer Anleihe­käufe aber offen. Der EURO-STOXX-50-Index be­endete den Berichtszeitraum mit einem kleinen Rückgang um 0,4 Prozent bei 4.048,1 Zählern, nachdem Anfang September mit 4.252,8 Punkten der höchste Indexstand seit 2008 erreicht worden war.

Deutsche Standardwerte entwickelten sich weiter­hin etwas schlechter. Im Spätsommer markierte der DAX neue Rekordstände knapp oberhalb von 16.000 Punkten. Der deutsche Leitindex beende­te das dritte Quartal aber mit einem Minus von 1,7 Prozent bei 15.261 Zählern. Die deutschen Ne­benwerteindizes nutzten dies, um ihren Rück­stand aus dem ersten Quartal vollständig aufzu­holen. Der MDAX stieg um 0,9 Prozent, der SDAX um 3,0 Prozent und der TecDAX sogar um 5,0 Prozent. Die Neuordnung der Indizes, bei der der DAX um zehn Aktien auf 40 Werte vergrößert wurde, hatte darauf keinen entscheidenden Ein­fluss, erfolgte sie doch erst in der zweiten Sep­temberhälfte.

Der paneuropäische STOXX-50-Index entwickelte sich weitgehend parallel zum Index für Euroland. Im dritten Quartal war ein Rückgang um 0,4 Pro­zent auf 3.499,4 Punkte zu verzeichnen. Der FT­SE-100 in London rettete ein kleines Plus von 0,7 Prozent über den Berichtszeitraum, während der Swiss Market Index (SMI) an der Börse Zürich 2,5 Prozent verlor. Der von konjunkturabhängigen Va­lue-Aktien geprägte österreichische ATX Index zeigte weiterhin relative Stärke und stieg im drit­ten Quartal um 7,6 Prozent, was weiterhin an der Nähe zu den sich ebenfalls stärker erholenden osteuropäischen Märkten lag. Der von der Börse Wien berechnete CECE-Index für die größten zentral- und osteuropäischen Aktienmärkte ver­zeichnet für das dritte Quartal ein Plus von 6,3 Prozent. Der von großen Energiekonzernen domi­nierte russische Aktienmarkt profitierte weiterhin vom Anstieg des Öl- und Gaspreises. So stieg der RTX Index um 9,1 Prozent.

Damit ging die Entwicklung an den Aktienmärkten der Schwellenländer im dritten Quartal in sehr un­terschiedliche Richtungen. Vor allem die anhal­tende Schwäche des mit Abstand größten Emer­ging Market China setzte sich fort. Die schlechte Stimmung an den chinesischen Börsen war auf weitreichende staatliche Eingriffe in die Wirtschaft zurückzuführen, die in Häufung und Ausmaß die Anleger negativ überraschte. Die Ankündigung höherer Steuern und weiterer staatlicher Eingriffe in die Geschäftsmodelle börsennotierter Unter­nehmen verschreckte Investoren. In der Folge fie­len die Aktienkurse großer chinesischer Konzerne wie Alibaba und Tencent auf neue Jahrestiefs.

Im globalen Schwellenländerindex MSCI Emer­ging Markets entfällt rund ein Drittel auf chinesi­sche Aktien, wobei allein die Internet-Konzerne Alibaba und Tencent zusammen rund 9 Prozent Gewicht haben. Schließlich kamen noch Sorgen um den sehr großen, aber illiquiden chinesischen Immobilienkonzern Evergrande hinzu. Der Hang Seng Index für in Hongkong gehandelte Aktien beendete das Quartal mit einem Verlust von 14,8 Prozent. Der Hang Seng China Enterprise Index für Aktien der Volksrepublik verlor sogar 18,4 Pro­zent – ganz ähnlich dem MSCI China mit einem Rückgang um 18,3 Prozent.

Profiteur des Rückzugs verschreckter ausländi­scher Investoren war vor allem Indien, dessen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren das Chinas übertreffen könnte. Der Leitindex BSE der indischen Börse legte im dritten Quartal 12,7 Pro­zent zu.

Der Aktienmarkt Brasiliens wurde vor allem von der Schwäche seiner dominierenden Aktie belas­tet. Der Eisenerz-Konzern Vale verlor aufgrund des Einbruchs des Weltmarktpreises für Eisenerz rund ein Drittel seines Wertes. Das bescherte dem Bovespa Index der Börse Sao Paulo einen Rückgang um 11,4 Prozent.

Obwohl sich der Goldpreis stabilisierte, setzte sich der Rückzug enttäuschter Anleger aus den Aktien der Goldminenbetreiber fort. Der FT Gold­mines Branchenindex verzeichnete im dritten Quartal einen Rückgang um 13,7 Prozent.

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