Markteinschätzung September 2021

Dividenden sprudeln wieder


Infolge der Corona-Pandemie erlitt die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr eine Krise. Die Maßnahmen zur Vermeidung zusätzlicher Infektionen führten zu einem Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität. Viele Unternehmen rutschten in die roten Zahlen. Die üblichen Gewinnausschüttungen an die Aktionäre fielen aus oder wurden stark gekürzt. Was im Frühjahr vergangenen Jahres kaum jemand zu hoffen wagte, schlägt sich jetzt in Zahlen nieder. Die Weltwirtschaft hat sich größtenteils erholt, die meisten Unternehmen machen wieder Gewinne und nahmen die Ausschüttungen an ihre Aktionäre wieder auf. Im abgeschlossenen zweiten Quartal lagen die Gewinnausschüttungen rund ein Viertel über dem Vorjahresniveau. Mit gut 470 Milliarden US-Dollar war die Summe aller weltweit gezahlten Dividenden nur noch 6,8 Prozent unter dem Niveau des zweiten Quartals 2019.

Die britische Investmentgesellschaft Janus Henderson erwartet, dass die Dividenden in den kommenden zwölf Monaten weltweit wieder den Höchststand von vor der Pandemie erreichen. Für das Jahr 2021 hob die Fondsgesellschaft ihre Prognose für die Summe aller Gewinnausschüttungen weltweit unlängst von 1,36 Billionen auf 1,39 Billionen US-Dollar an. Die neue Hochrechnung liegt nur noch drei Prozent unter dem Höchststand, der 2019 vor der Pandemie erreicht worden war.

Schon im zweiten Quartal erhöhten 84 Prozent der Unternehmen ihre Dividenden oder hielten sie im Jahresvergleich zumindest konstant. Der Anstieg ist zu drei Vierteln auf die Wiederaufnahme von zuvor gestrichenen Ausschüttungen zurückzuführen. Normalerweise wären im Frühjahr 2020 die hohen Unternehmensgewinne des Vorjahres ausgeschüttet worden, doch im ersten Halbjahr 2020 haben viele Unternehmen, vor allem in den Industrieländern, vorsorglich ihre Dividenden gekürzt oder gestrichen, um in der Krise finanzielle Reserven zu haben. Angesichts der besser laufenden Geschäfte nehmen diese Unternehmen die Ausschüttungen wieder auf.

Janus Henderson zählt bei den Unternehmen weltweit immerhin 16 Prozent, die ihre Dividenden gegenüber dem Vorjahr gekürzt haben. Die meisten dieser Kürzungen wurden in den Schwellenländern vorgenommen und spiegeln die verzögerten Auswirkungen der niedrigeren Gewinne im Jahr 2020 wider. Das vermag das positive Gesamturteil nicht zu trüben. Insgesamt läge das Ergebnis im Vorjahresvergleich über den Erwartungen und sei sehr ermutigend.

Jane Shoemake, Fondsmanagerin bei Janus Henderson, erklärte dazu: „So wie die Auswirkungen der Pandemie auf die Unternehmensdividenden einer herkömmlichen, aber schweren Rezession entsprachen, so entspricht auch der Aufschwung der raschen wirtschaftlichen Erholung in den Regionen der Welt, in denen die Impfprogramme eine Wiederbelebung der Wirtschaft ermöglichen. Die Haushalte verfügen über Rekord-Ersparnisse und es besteht ein Nachholbedarf beim Konsum, was sich positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken dürfte.“

Die Unternehmenswelt werde mit Liquidität überschwemmt und das Finanzsystem sei stabil. Die Banken verfügten im Allgemeinen über überschüssiges Kapital und die Regierungen unterstützten die Volkswirtschaften weiterhin fiskal- und geldpolitisch, sodass die Erholung nicht durch ein schwaches Bankensystem behindert werde, wie es nach der globalen Finanzkrise vor einem Jahrzehnt der Fall war. Weltweit habe die Wiederaufnahme der gestrichenen Dividenden den Aufschwung bisher vorangetrieben und man beobachte auch ein stärkeres Dividendenwachstum als erwartet. Trotz der Schwere der Rezession im vergangenen Jahr würden die weltweiten Dividenden in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen.

Für das zweite Quartal 2021 haben die Experten von Janus Henderson erhebliche Unterschiede in der Entwicklung der Dividenden zwischen den Märkten beobachtet. In Kontinentaleuropa stiegen die Auszahlungen um 66,4 Prozent, während sie in Großbritannien mit 60,9 Prozent weniger stark zunahmen. In Japan erhöhte sich das Niveau der Gewinnausschüttungen nur wenig. Und in Nordamerika stieg es nur um fünf Prozent. Die großen Unterschiede seien aber vor allem darauf zurückzuführen, dass 2020 die Unternehmen ihre Dividenden unterschiedlich gekürzt hatten. In Japan hatte es 2020 nur einen geringen Rückgang der Dividenden gegeben. Wenn man die Entwicklung um Währungseffekte bereinigt betrachtet, wuchsen die japanischen Gewinnausschüttungen auch in diesem Jahr weiter. Mehr als acht von zehn japanischen Unternehmen haben ihre Dividende im Vorjahresvergleich angehoben oder sie konstant gehalten.

Größter Dividendenzahler im asiatisch-pazifischen Raum war der südkoreanische Konzern Samsung Electronics. Vor allem durch eine einmalige Sonderdividende von Samsung lag die Dividendensumme in Asien-Pazifik ohne Japan 45 Prozent über dem Vorjahresniveau. Schwach war die Entwicklung in Singapur, wo es Banken wie in anderen Ländern auch vorsorglich verboten worden war, ihre Gewinne auszuschütten. Die Dividenden in Hongkong waren im Jahr 2020 stabil und hatten daher nur wenig Spielraum für einen starken Aufschwung.

Auch die Aktiengesellschaften in den USA hatten ihre Dividenden über das ganze Jahr 2020 weitgehend stabil gehalten, sodass es kaum einen Erholungseffekt gibt. Umgekehrt ist das hohe Wachstum in Europa darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen zu ihrem normalen Dividendenplan zurückkehren können, also die 2020 gestrichenen Ausschüttungen wiederaufnehmen oder teilweise sogar nachholen.

Auch für Deutschland beobachten die Experten von Janus Henderson eine Normalisierung, ohne dass das Rekordniveau von 2019 schon wieder erreicht werden konnte: „Sieben von zehn deutschen Unternehmen in unserem Index haben die Dividenden erhöht oder sie konstant gehalten. So gehören beispielsweise die Allianz, Deutsche Telekom und BASF zu den Top 20 unter den Dividendenzahlern. Allerdings wurden Erhöhungen durch Kürzungen bei BMW und Bayer fast komplett ausgeglichen,“ stellte Daniela Brogt von Janus Henderson fest.

Nach Branchen gibt es die größte Erholung bei den Gewinnausschüttungen der Banken. Im vergangenen Jahr waren in vielen Ländern aus Sorge um die Stabilität des Bankensystems die Ausschüttungen von Gewinnen an die Aktionäre begrenzt worden. Der Rückgang der weltweiten Dividendensumme 2020 war deshalb zur Hälfte auf die Bankenbranche zurückzuführen. Inzwischen wurde die Regulierung der Bankdividenden in den meisten Ländern wieder aufgehoben oder zumindest gelockert. Viele Banken hatten angekündigt, die nicht auszahlbaren Dividenden nachzuzahlen, wenn es wieder erlaubt ist. Dies führt in diesem Jahr zu einem ungewöhnlich starken Anstieg der Gewinnausschüttungen.

Aber auch in anderen Branchen gibt es starke Dividendenerhöhungen, insbesondere in den konjunkturabhängigen Branchen. So erhöhen Bergbauunternehmen ihre Gewinnausschüttungen deutlich, weil sie vom starken Anstieg der Rohstoffpreise profitieren. Andere sogenannte „defensive“ Branchen hatten im vergangenen Jahr wenig unter der Pandemie gelitten, darunter Telekommunikation, Lebensmittel, Lebensmitteleinzelhandel, Haushaltswaren, Tabak und Pharmazeutika. Sie setzen auch in diesem Jahr ihre Dividendenpolitik fort und erhöhen im Durchschnitt ihre Gewinnausschüttungen um niedrige einstellige Wachstumsraten.

Fazit


Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Und es gibt Branchen, die weiterhin stark unter den

Einschränkungen leiden. Der Reise- und Freizeitsektor ist nach wie vor am stärksten von den Auswirkungen der Pandemie betroffen, sodass hier noch keine attraktiven Dividenden möglich sind. In den meisten Branchen jedoch können die steigenden Unternehmensgewinne wieder anteilig an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Im Durchschnitt sind diese Dividendenrenditen deutlich höher als die erzielbaren Zinsen.

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