Das Rollenspiel

Meist findet im Rollenspiel ein simuliertes Gespräch zwischen einem Kandidaten und einem Beobachter statt. Bei diesen Übungen schlüpfen die Kandidaten beispielsweise in die Rolle des Personalchefs, Geschäftsführers oder Teamleiters und simulieren vorgegebene betriebliche Interaktionen. Typische Aufgaben sind Konfliktgespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, Verkaufs- oder Motivationsgespräche, die den Kandidaten einiges abverlangen. Aus den simulierten Problemgesprächen versuchen die Beobachter Rückschlüsse auf Ihr zukünftiges Führungspotenzial zu ziehen.

  • Wie gehen Sie später als Vorgesetzter einmal mit Ihren Mitarbeitern um?
  • Zeigen Sie im Rollenspiel, dass Sie zumindest ansatzweise in der Lage sind, eine Gesprächsstrategie zu entwickeln?
  • Schaffen Sie es, das Problem im simulierten Gespräch zu klären, und treffen Sie am Ende eine klare Vereinbarung oder Entscheidung?

Weiterhin beobachtet man ganz genau, ob Sie es schaffen, die Ursachen für das Problem Ihres Mitarbeiters im Gespräch herauszufinden und auf der Grundlage dieser Informationen eine Lösung zu finden. Ihr Verhalten im Rollenspiel wird von den Beobachtern unter Berücksichtigung ähnlicher Anforderungsmerkmale wie bei der Gruppendiskussion besonders kritisch beleuchtet und hinterfragt. Hier geht es vor allem darum, ob Sie in der Lage sind, anderen aus Schwierigkeiten herauszuhelfen und sie zu beraten, ohne Druckmittel und Machtgehabe einzusetzen.

Entscheidungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen aber auch Kooperationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit anderen zuzuhören, sind wichtige Kriterien bei Führungsrollen. Für die erfolgreiche Abwicklung des Rollenspiels ist es also wieder einmal Ihr Part, die richtigen Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Sie sollten den geschickten verbalen Umgang mit anderen Menschen beherrschen, Verhaltenshintergründe aufdecken und gemeinsame Lösungen erarbeiten können. Damit Ihnen das gelingt, sollten Sie aktiv zuhören, klare Aussagen zum eigenen Standpunkt machen und dabei anderen die Motive und Ziele Ihrer eigenen Argumentation verständlich machen.

Beim Rollenspiel, in dem Sie die Interessen des Unternehmens vertreten, ist eine Mischung aus Durchsetzungsvermögen und Feingefühl gefragt. Das heißt, Sie sollen Ihr Gegenüber beispielsweise nicht wegen eines Leistungsversagens beschuldigen oder mit Vorwürfen bombardieren, sondern die Ursachen dafür ergründen, die Einsicht des Mitarbeiters fördern, dass er sein Verhalten ändern muss und mit ihm gemeinsam einen Weg finden, dass so etwas künftig nicht mehr passiert. Sie üben letztlich zwar Kritik aber auf eine sachliche und verträgliche Art und Weise. Doch Kritik üben und dabei nicht die soziale Kompetenz aus den Augen zu verlieren ist eine Gratwanderung und das will gelernt sein.

Achten Sie darauf, dass Sie im Kritikgespräch klar machen, dass Sie eine bestimmte Situation oder Verhaltensweise Ihres Gegenübers bemängeln und nicht etwa die gesamte Person. Belegen Sie Ihre Argumentation mit konkreten Beispielen und reagieren Sie nicht aggressiv, wenn Ihr Gegenüber Einwände erhebt oder sogar Sachverhalte leugnet. Vermitteln Sie auch dann den Eindruck, dass Sie zuhören, und sammeln Sie so möglichst viele Informationen, die für Ihre folgende Stellungnahme wichtig sein könnten. Versuchen Sie nicht, das Problem im Alleingang zu lösen, sondern erbitten Sie auch von Ihrem Gegenüber einen Lösungsvorschlag und entwickeln Sie eine gemeinsame Problembewältigungsstrategie. Einigen Sie sich nach Überprüfung aller Vorschläge auf eine künftige Vorgehens- und Handlungsweise, die solche Probleme vermeiden hilft. Beenden Sie das Gespräch mit einer positiven Aussage, mit der Sie beispielsweise Ihre Freude über die gemeinsam erwirkte Problemlösung verdeutlichen.

Im Rollenspiel geht es letztlich noch mehr als bei der Gruppendiskussion darum, soziale Kompetenz zu zeigen. Dabei ist eine Mischung aus schauspielerischen Fähigkeiten, kooperative Führungskompetenzen, Kontaktfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Verhandlungsgeschick gefragt, denn das alles sind wichtige Bausteine, die Ihre soziale Kompetenz ausmachen.

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