Auf die richtige Vorbereitung kommt es an

Bevor Sie sich in die Assessment-Center-Prüfungen stürzen, sollten Sie sich zunächst einmal mental auf die bevorstehende Herausforderung einstimmen. Machen Sie sich vorher klar, wie Sie sich darstellen und Ihr Gegenüber von sich überzeugen wollen, denn eine Bewerbung ist letztlich nichts anderes als Überzeugungsarbeit. Damit Ihnen das auch wirklich gelingt, benötigen Sie eine gehörige Portion Überzeugungskraft, die zum größten Teil aus Ihnen selbst hervorgehen muss. Natürlich schöpfen Sie auch aus Ihrem Umfeld zusätzliche Kraft, denn es ist ebenso von Bedeutung, wie andere Menschen über Sie denken. Glauben Ihre Mitmenschen an Sie und Ihre Fähigkeiten oder vermitteln sie Ihnen, dass Sie nicht ausreichend qualifiziert sind? Versuchen Sie sich zunächst von Menschen, die nicht an Sie glauben, zu distanzieren und denken Sie stattdessen darüber nach, wer Ihnen zu mehr Überzeugungskraft verhelfen und Sie so bei den Vorbereitungen auf das Auswahlverfahren unterstützen könnte. Überprüfen Sie vor allem Ihre eigene Einstellung, denn diese ist von grundlegender Bedeutung für den Erfolg. Geht beispielsweise ein Bewerber voller Selbstzweifel, ob er tatsächlich die richtige Besetzung für die ausgeschriebene Position ist, zu den Tests, vermittelt er diese Unsicherheit ungewollt auch seinem Gegenüber. Die Erwartung seines Misserfolgs und die schwächelnde Motivation fallen den Assessoren im Laufe der Prüfungen ganz sicher auf und das war’s dann. Natürlich ist der feste Glaube an den Erfolg noch kein Garant dafür, dass Sie am Ende tatsächlich der auserwählte Bewerber sind. Sind Sie aber in einem gesunden Maße von sich und Ihren Qualitäten überzeugt, befinden Sie sich zumindest schon einmal auf dem richtigen Weg zum Ziel.

Die Rolle, die Sie im Assessment-Center spielen wollen, sollten Sie vorab klar definieren. Als was wollen Sie auftreten, wie wollen Sie rüberkommen und wie sollen die Beobachter Sie erleben? Betrachten Sie sich eher als Forschertyp, der alles schnell aufgreift und versteht, oder haben Sie mehr mit einem vorsichtigen und kostenbewussten Buchhalter gemeinsam? Möchten Sie sich vielleicht als Organisator, Veränderer, Theoretiker oder Denker präsentieren? Sind Sie eher der Kritiker oder der ewige Kontrolleur? Natürlich können Sie auch mehrere Rollen miteinander vereinen – Sie allein entscheiden, wie Sie sich geben wollen. Haben Sie sich für eine Rolle entschieden, die Ihrer Meinung nach zu Ihnen passt, sollten Sie diese allerdings wirklich überzeugend spielen.

Ein wichtiges Kriterium für einen erfolgreichen Auftritt beim Assessment-Center ist auch das optimale Beziehungsmanagement, das heißt, die richtige Art der Kontaktaufnahme zu Ihrem Gegenüber. Erst in der persönlichen Begegnung wird sich herausstellen, ob die Chemie stimmt und ob Sie sympathisch rüberkommen. Auf den Punkt gebracht bedeutet das – es kommt auf Ihr Kontakt- und Kommunikationsverhalten an. Einen zwischenmenschlichen Kontakt erfolgreich herzustellen ist eine Herausforderung an Ihr Selbstvertrauen, Ihre kommunikativen und selbstdarstellerischen Fähigkeiten. Bedenken Sie, dass Sie schon einiges geleistet haben, wenn Sie überhaupt zu einem Assessment-Center eingeladen werden. Immerhin haben Sie schon eine überzeugende Bewerbung abgeliefert, sich möglicherweise anschließend in einem Telefongespräch gut verkauft und sind beim Vorstellungsgespräch sympathisch rübergekommen. Diese vorab erbrachten Leistungen und die optimale Vorbereitung auf das Auswahlverfahren sollten Ihnen so viel Selbstvertrauen geben, dass Sie Ihrem Gegenüber in den Prüfungssituationen ohne Angst und Unsicherheit gegenübertreten können. Die Beobachter gewinnen durch das persönliche Auftreten der Kandidaten einen ersten wichtigen Eindruck. Eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen, bekommt man nicht, sodass Sie Ihr Gegenüber gleich für sich gewinnen sollten. Sympathie ist das Zauberwort, denn Menschen, die sympathisch auf andere wirken, kommen oft schneller an Ihr Ziel.

Sympathie gilt als Grundlage für Vertrauen und vertraut Ihnen erst einmal jemand aufgrund Ihres sympathischen Auftritts, traut er Ihnen auch gewisse Fähigkeiten zu und gibt Ihnen eine Chance. Das ist gerade in der Arbeitswelt von großer Bedeutung, denn schon die ersten Sekunden können bei zwei Gesprächspartnern über Sympathie oder Antipathie entscheiden. Sie sind Ihrem Gegenüber immer dann sympathisch, wenn Sie mit Ihrem ersten Auftritt den Eindruck vermitteln, seine Bedürfnisse etwa nach Aufmerksamkeit oder Erfolg erfüllen zu können. Neben Ihrem äußeren Erscheinungsbild stellen auch gemeinsame Werte eine persönliche Verbindung dar. Das heißt, biografische Gemeinsamkeiten wie Hobbys, frühere Wohnorte oder Ausbildungsstätten fördern die Sympathie ebenfalls. Antipathie entsteht in der Regel durch den Eindruck, dass Sie Ihrem Gegenüber nichts oder nur wenig zu bieten haben, was seinen Bedürfnissen entgegenkommt. Faktoren wie Leistungsmotivation und Kompetenz offenbaren sich hingegen nicht so schnell wie die auf die Persönlichkeit bezogene Entstehung von Sympathie, ergänzen das Gesamtbild jedoch wesentlich. Persönlichkeit, Leistungsmotivation und Kompetenz sind also die wichtigsten Grundzüge, die Sie während des gesamten Auswahlverfahrens glaubhaft signalisieren sollten, um bei Ihrem Gegenüber „anzukommen“.

Zur Entstehung von Sympathie tragen auch Faktoren wie Kontaktfähigkeit und Kommunikationsvermögen wesentlich bei. Wer den oft in seiner Wichtigkeit unterschätzten Small Talk richtig beherrscht, findet leichter Gesprächsthemen und Gemeinsamkeiten mit seinem Gegenüber. Fast jeder Kontakt beginnt zunächst mit einem Small Talk und gerade diese Art der Kommunikation macht Sie für andere zum sympathischen Gesprächspartner und hilft Ihnen, leichter Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Im Folgenden geben wir Ihnen einige Tipps, wie es mit dem Small Talk am besten klappt. Zunächst starten Sie das Gespräch mit einem kurzen Lächeln, denn das macht schon den ersten Sympathiepunkt aus. Mit einfachen Fragen können Sie Ihrem Gegenüber Ihr Interesse an seiner Person demonstrieren. Unterbrechen Sie den Gesprächspartner nicht, auch wenn Ihnen selbst gerade etwas Wichtiges eingefallen ist, das Sie loswerden möchten. Lassen Sie ihn ausreden und präsentieren Sie sich als guter Zuhörer. Fassen Sie hin und wieder an passender Stelle die Aussage des anderen zusammen, denn damit zeigen Sie ihm, dass Sie wirklich zugehört und seine Aussagen auch verstanden haben. Achten Sie auf seine Gesten und den Gesichtsausdruck, denn daran können Sie erkennen, ob er wirklich an Ihren Ausführungen interessiert ist. Nickt er zwischendurch zustimmend mit dem Kopf, fügt Ihren Aussagen hin und wieder passende Ergänzungen hinzu oder stellt Ihnen Zwischenfragen, ist das ein Zeichen von echtem Interesse. Schweift er aber schweigend mit seinem Blick von Ihnen ab, können Sie davon ausgehen, dass Sie ihn langweilen. In diesem Fall empfiehlt sich ein Themenwechsel.

Selbsterkenntnis und Selbstvertrauen sind ebenfalls wichtige Schlüssel zum Erfolg. Den potenziellen Arbeitgeber interessiert in erster Linie, welchen Vorteil es für ihn bringt, wenn er Sie einstellt. Sie sollten also auf die Frage, was Sie für sein Unternehmen bewirken können, gefasst sein. Ziehen Sie in der Vorbereitung auf das Assessment-Center Bilanz Ihrer Kompetenzen und Stärken, und denken Sie darüber nach, welche Erfahrungen und Eigenschaften Sie besonders für die angestrebte Position qualifizieren. Sind Sie sich Ihrer eigenen Fähigkeiten bewusst, klappt es in der Regel auch mit dem sicheren Auftritt im Auswahlverfahren. Finden Sie das richtige Maß, denn weder übersteigertes Selbstbewusstsein noch übertriebene Bescheidenheit ist bei den Arbeitgebern gefragt. Signalisieren Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber, dass er die Probleme des Unternehmens mit Ihrer Unterstützung viel besser lösen kann. Er muss den Eindruck erhalten, dass Sie ein echter Gewinn für ihn und seine Firma sind.

Das KBA-System als Hilfsmodell

Sie möchten Ihrem Gegenüber eine Botschaft auf optimale Weise vermitteln, Ihre Gedanken und Ideen erfolgreich kommunizieren und in den Köpfen Ihrer Zuhörer verankern? Dann sollten Sie dabei ähnlich vorgehen, wie es Ihnen aus der Welt der Werbung bekannt ist. Genau darauf baut das sogenannte KBA-System auf, das Ihnen hilft, erfolgreich zu kommunizieren und zu überzeugen. Dazu sind drei aufeinander abgestimmte Schritte zu berücksichtigen:

  • Machen Sie sich klar, was Sie Ihrem Gegenüber mitteilen möchten. Was ist Ihr Anliegen, Ihr Ziel? Das heißt, Sie müssen zunächst Ihr Kommunikationsziel klar definieren.
  • Überlegen Sie, wie Sie aus den vorausgehenden Überlegungen zu Ihrem Kommunikationsziel verständliche und überzeugende Botschaften formulieren können. Hier kommt Ihre Fähigkeit, etwas genau auf den Punkt zu bringen zum Einsatz.
  • Mittels überzeugender Argumentation untermauern Sie die Glaubwürdigkeit Ihrer Botschaften und stärken ihren Erinnerungsgehalt.

Das KBA-System setzt sich also aus der Definition von Kommunikationszielen, Formulierung der Botschaften und Sammeln von Argumenten zusammen.

Sie entwickeln zunächst ein Kommunikationsziel, indem Sie sich genau überlegen, was für ein Mensch Sie beruflich und privat sind, welche besonderen Fähigkeiten Sie auszeichnen, und was Sie damit für das Unternehmen leisten können. Die folgenden vier Betrachtungsebenen können Sie dabei nutzen:

  • Kompetenz: Ausbildung, Werdegang, Schwerpunkte, Erfolge
    Leistungsmotivation: selbst gesetzte und erreichte Ziele im Berufs- und Privatleben
    Persönlichkeit: Kontakt- und Kommunikationsstärke, Vertrauenswürdigkeit
    (KLP-Modell)
  • Kernkompetenzen wie etwa Führungs- und Problemlösungskompetenz, strategische, soziale und persönliche Kompetenz.
  • Ihre persönliche Eignung: berufliche Orientierung, Arbeitsverhalten, soziale Komponenten, psychische Konstitution
  • Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft (VGZ): Was haben Sie früher schon geleistet, was sind Ihre Werte und was können Sie künftig für das Unternehmen leisten?

Im nächsten Schritt formulieren Sie aus Ihren Zielvorstellungen verständliche Botschaften wie etwa:

  • Ich bin ein kommunikationsfähiger Mensch und komme so problemlos mit anderen Menschen in Kontakt.
  • Ich gewinne schnell das Vertrauen anderer Menschen, bin ein guter Zuhörer und Beobachter. Daher erkenne ich Probleme und deren Ursachen schneller und kann sie zügig lösen.
  • Ich bin zwar kontaktfreudig und kommuniziere gerne, kann mich aber auch abgrenzen, bin souverän, unabhängig und vernachlässige Nachdenken und Handeln nicht.

Tragen Sie nun im letzten Schritt Argumente zusammen, die Ihre Behauptungen zu Fakten werden lassen:

  • Mit welchen Beispielen oder Detailbeschreibungen können Sie Ihrem Gegenüber die Glaubwürdigkeit Ihrer
    Botschaften verdeutlichen?
  • Welche Situationen aus Ihrem Berufsleben könnten dazu beitragen, dass Ihre Botschaften überzeugen?

Wenn Sie diese Orientierungsmodelle, zu denen noch Beispiele folgen (hier Beispiele einfügen), ausgiebig bearbeitet haben, sind Sie gut auf die Fragen, die Sie im Assessment-Center erwarten könnten, vorbereitet.

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